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0491 - Der Blutjäger

0491 - Der Blutjäger

Titel: 0491 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor. »Du willst es nicht, Mutter.«
    Frau Leitner drückte ihren Rücken gegen die Stuhllehne und schaute ins Leere. »Vielleicht auch das. Vielleicht will ich es gar nicht. Du bist meine Tochter und hast dich hier vier Jahre lang nicht blicken lassen. Jetzt kommst du zu uns, als wäre nichts gewesen. Stellst Fragen, die ich nicht beantworten möchte. Großvater ist krank.«
    Evas Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. »Das soll ich dir glauben, Erika Leitner? Nein, du willst mir hier einen Bären aufbinden. Wenn jemand krank ist, dann steckt man ihn nicht in einen feuchten Keller. Dann legt man ihn ins Bett und pflegt ihn so lange, bis er wieder gesund ist. Was ist mit ihm tatsächlich geschehen, Mutter?«
    »Er ist krank!« wiederholte Erika Leitner stereotyp.
    Das wollte ihre Tochter nicht hinnehmen. Sie erhob sich ruckartig und drehte sich aus dem schmalen Spalt zwischen Tisch und Bank.
    »Wo willst du hin?« Frau Leitner umfaßte Evas rechtes Handgelenk.
    »In den Keller!«
    »Nein, das kannst du nicht, das darfst du nicht.« Auch sie sprang auf. Beide Frauen standen sich gegenüber.
    »Und weshalb nicht?«
    »Vater paßt schon auf!«
    Ich hatte dem Gespräch der beiden Frauen stumm zugehört. Daß hier etwas nicht stimmte, war mir sehr schnell klargeworden. In mir stieg auch allmählich ein Verdacht hoch.
    Noch mischte ich mich nicht ein und überließ Eva die weiteren Fragen. »Seit wann ist er krank? Schon länger?«
    »Nein. Erst seit der Beerdigung. Das heißt, in der Nacht danach ging er noch einmal weg. Er kam dann in den frühen Morgenstunden wieder zurück. Es wurde schon hell.«
    »Da ging er in den Keller.«
    Erika Leitner nickte. »Es war ihm einfach zu hell, verstehst du? Er wollte kein Licht. Aber in der Nacht will er raus. Da trommelt er gegen die Tür, wir können nicht schlafen…«
    Sie redete noch mehr, doch Eva hörte nicht weiter zu. Sie war zurückgetreten und starrte mich an.
    Das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. Ihr Nicken war langsam und wurde auch von mir erwidert.
    Wir wußten beide Bescheid.
    »Jetzt weißt du es«, sagte Erika Leitner. »Und bitte, frag nicht mehr weiter. Wir müssen ihn, so glaube ich, im Keller lassen. Es kann sonst ein Unglück geben.«
    Eva hatte sich wieder gefangen. »Mutter«, sagte sie, »ich bin inzwischen erwachsen. Und ich werde dich als erwachsene Person etwas fragen. Ist Großvater zu einem Vampir geworden? Wurde er zu einem Blutsauger gemacht?« schrie sie ihre Mutter an.
    Erika Leitner ballte ihre Hände zu Fäusten. »Ich kann es nicht sagen, aber er ist seltsam.«
    »Will er Blut? Euer Blut?«
    Da nickte sie.
    Scharf zischte der Atem über Evas Lippen. Sie starrte mich an. »Ich glaube, John, jetzt sind wir an der Reihe.«
    »Nur ich.«
    Erika Leitner hatte meine Antwort gehört. »Was heißt das? Was wollen Sie überhaupt?«
    Eva legte beide Hände um die Schultern ihrer Mutter und schüttelte sie durch. »Ich will dir mal etwas sagen. Ich habe John Sinclair aus einem bestimmten Grund mitgebracht. Der Grund heißt Großvater, und er hieß auch Karin sowie Franz Merkle, der Totengräber. Und er heißt jetzt zusätzlich noch Emil Leitner, mein eigener Großvater. Ist dir inzwischen einiges klargeworden, oder soll ich noch mehr erklären?«
    »Das brauchst du wohl nicht.«
    »So sehe ich das auch, Mutter. Setz du dich bitte hin, alles andere überlasse uns.«
    »Was wollt ihr denn tun?« fragte sie leise.
    Ich war schon vom Tisch aufgestanden, da hörten wir schlürfende Schritte. So hörte es sich an, wenn ein alter Mann eine Steintreppe hochging.
    »Da kommt jemand aus dem Keller«, sagte Eva.
    Ich legte einen Finger auf die Lippen, brachte aber die Hand in die Nähe der Beretta. Im schmalen Flur schob jemand eine Tür auf. Sie schabte über den Boden. Dann hörten wir ein schweres Stöhnen.
    Eva hielt es nicht mehr aus. Sie rannte los und riß die Küchentür auf.
    Eine Gestalt wankte der Schwelle entgegen, kippte nach links und wurde vom Türrahmen aufgehalten.
    Der Mann hielt sich nur mit Mühe auf den Beinen, denn seine rechte Gesichtshälfte war blutüberströmt…
    ***
    Die Wunde befand sich am Kopf. Dort hatte ihn der schwere Hieb getroffen. Sein Atem hörte sich röchelnd an, und Eva sprang mit einem Schrei auf den Lippen los.
    »Vater! Mein Gott, was ist los?«
    Ich war ebenso schnell bei dem Mann wie sie. Erika Leitner schrie den Namen Richard. Da hatte ich ihn schon untergehakt und vom Türpfosten weggezogen.
    Er

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