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0491 - Der Blutjäger

0491 - Der Blutjäger

Titel: 0491 - Der Blutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stieß. Der Untote mußte sich an der linken Seite befinden, wo ich auch die Lattentüren der Verschläge sah.
    Die Knoblauchstaude war eine gute Idee gewesen. Schon seit altersher fürchteten die Blutsauger dieses Gewächs.
    Noch hatte ich den Vampir nicht gesehen. Wenn er tatsächlich bewaffnet war, mußte ich verdammt achtgeben, daß es mich nicht böser erwischte als Richard Leitner.
    Blitzschnell verließ ich die Deckung der Wand, stellte mich offen hin und zielte in den Gang.
    Da stand der Vampir!
    Er hatte wohl in das hinter ihm liegende Verlies mit der offenen Tür verschwinden wollen, nun erschien ich und ließ ihn in die Mündung der Beretta blicken.
    Nicht nur das. In der linken Hand hielt ich zudem die Knoblauchstaude, vor der Brust hing mein Kreuz, das er einfach fürchten mußte. Das Licht reichte soeben aus, um ihn einigermaßen erkennen zu können. Wie ein Umriß erschien er aus der schattigen Stelle.
    Der Vampir war kleiner als ich. Er reichte mir gerade bis zur Schulter. Er trug eine Jacke, darunter ein verschmutztes Unterhemd und eine weite Hose. Eine normale Kleidung, die aber den Dreck des Kellers angenommen hatte.
    Das Gesicht des Vampirs war vom Alter gezeichnet. Als Mensch hatte er sicherlich die Achtzig erreicht. Der Mund bestand aus faltigen Lippen. Der obere Teil hing vor, allerdings nicht so weit, als daß er die beiden nagelartigen Vampirzähne hätte verdecken können, die aus der Lippe hervorlugten.
    Haare wuchsen nicht mehr auf seinem Kopf. Die Glatze war dreckig wie alles andere.
    Die Verschläge an der rechten Seite waren primitiv gebaut. Sie wurden von alten Holzbalken gestützt, die mir verdammt morsch aussahen. Auch innerhalb dieser Räume stützten Balken die Decke und das brüchig wirkende Gemäuer.
    Ich ließ die Knoblauchstaude pendeln. Ein Grinsen kerbte meine Lippen, als ich leicht den Kopf schüttelte. »Das ist dein Ende, Herr Leitner«, sagte ich.
    Er hatte mich verstanden, denn er duckte sich nach meinen Worten und mußte mit ansehen, wie ich zwei kleine Schritte auf ihn zuging. Der Blutsauger hatte die Augen verdreht, er wollte nicht auf das Kreuz schauen, aber er brachte jetzt seinen rechten Arm nach vorn, den er bisher fast gänzlich hinter seinem Rücken versteckt gehalten hatte.
    Etwas schleifte dabei über den Boden.
    Nun sah ich die Spitzhacke, deren hölzernen Griff er hart umklammert hielt.
    Ich nickte ihm zu. »Damit kannst du mir nicht imponieren. Ich habe die Waffe, und die ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Du weißt, was das bedeutet?«
    Er gab mir keine Antwort. Aus glanzlosen Augen starrte er mich an. Aus seinem linken Mundwinkel rann eine glasige Flüssigkeit. Dieser Untote dürstete nach Blut, er stand wie unter Strom, aber er mußte mir noch Auskunft geben.
    »Wo?« fragte ich ihn. »Wo hast du den Blutjäger getroffen? Rede! War es in der alten Höhle?«
    Mir kam es vor, als würde er meinen Worten nachlauschen. Erst später erfolgte die Antwort. Sie wurde flüsternd und zischend gegeben. »Ja, ich habe ihn gekannt. Ich habe viel über ihn gehört und auch gelesen. In alten Büchern schrieb man über ihn. Er lebt in der alten Höhle, das stimmt, und er hat auf seine Rückkehr gewartet.«
    »Die du ihm ermöglicht hast?«
    »So ist es. Ich schickte die beiden Männer in die Höhle. Und ich war auch da. Ich lauerte auf sie. Ich habe ihnen einen bestimmten Weg erklärt, aber sie sahen mich nicht.« Er sprach jetzt hektisch und schnell, die Erinnerung überkam ihn. »Sie taten, was ich ihnen gesagt hatte, sie nahmen genau den Weg, wo ich mich versteckt hielt. Ich lockerte die Seile, einer von ihnen fiel in die Tiefe. Als er vor meinem Versteck im Felsen pendelte, stach ich zu.« Leitner begann zu kichern. Er freute sich noch im nachhinein. »Er dachte, es wäre eine scharfe Felskante gewesen, dabei war es meine Klinge. Sie schnitt in seinen Körper, sie verletzte ihn, und aus der Wunde rann das Blut. Es sammelte sich und tropfte in die Tiefe. Da unten lauerte der Blutjäger.«
    »Lebte er?«
    »Nein, er sollte erst leben. Das Blut des Mannes tropfte in sein gewaltiges Maul.«
    »Dann war er vielleicht…«
    »Ja, versteinert. Das warme Blut aber gab ihm sein Leben zurück, und so konnte er die Höhle verlassen.«
    »Was hast du getan?«
    »Ich zog mich zurück. Doch ich wußte, daß er jetzt Menschen hatte, die er besuchen konnte.«
    »Deine Familie!«
    »Richtig. Er nahm meine Enkelin, ich wußte Bescheid, aber ich sagte nichts. Sie haben einen

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