0491 - Ein Toter läuft um sein Leben
wirklich tot war. Vielleicht erhoffte er sich auch eine Benachrichtigung der Polizei, denn er wollte natürlich verfolgen, wie sich die Dinge weiter entwickelten.« Ich legte den Bleistift aus der Hand. »Ich gebe zu, daß das alles nur eine Theorie ist. Sie steht auf schwachen Beinen, solange wir kein Motiv haben.«
Mr. High lächelte dünn. Er schaute mich an. »Wie ich Sie kenne, wird Ihnen dieser Punkt keine Ruhe lassen, Jerry. Falls Farris der Mörder sein sollte, werden Sie sein Motiv rasch in Erfahrung bringen!«
Ich erhob mich. »Teilen wir uns die Arbeit«, schlug ich Phil vor. »Du versuchst, diesen Nash ausfindig zu machen. Ich arbeite mich indessen an Farris heran. Liegen schon irgendwelche Nachrichten über Tom Blights Verschwinden vor?«
Mr. High schüttelte den Kopf. »Seit heute nacht beschatten wir unauffällig Duff Patricks Haus und einige seiner Leute. Steve Dillaggio leitet die Aktion. Er ruft an, sobald es etwas zu melden gibt!«
***
Harry Bradford kletterte aus dem Wagen. Er warf einen Blick in die Runde, dann betrat er das Haus.
Duff Patrick saß im ersten Stockwerk am Frühstückstisch und las die Morgenzeitung. »Morgen, Harry!« sagte er, ohne hochzublicken. »Setz dich!«
Harry Bradford nahm Platz. Er war ein mittelgroßer achtundzwanzig jähriger Mann von unaufdringlichem Äußeren. Das einzige, was an ihm auf fiel, war die zarte Blässe seiner Haut. Er war ein Mann, der in der Masse nicht auffiel, und doch war er kein Massenprodukt. Er war Duff Patricks Killer.
»Wir haben lange auf dich gewartet«, sagte Duff. Er griff nach einer Scheibe Toast und schob sie in den Mund.
»Ich war nicht zu Hause, als du mich anriefst. Ist es denn so eilig?«
»Ziemlich. Es gibt Arbeit für dich.«
Bradford bewegte schnüffelnd die Nase. »Eier und Speck!« murmelte er. »Das wäre etwas für mich. Ich bin ganz ausgehungert. Hinter mir liegt eine schwere Nacht.«
»Du hast noch nicht gefrühstückt?«
»Nein. Ich bin sofort hergekommen, als ich neben dem Telefon die Nachricht vorfand. Meine Frau hat sie dort hinterlassen. Ich habe die Nacht durchgepokert und dabei mindestens achthundert Dollar verloren. Mir ist es nur recht, wenn ich die Sache mit einem Job wieder ausbügeln kann. Die übliche Summe?«
»Die übliche Summe«, nickte Patrick. Er legte die Zeitung aus der Hand und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Es wird am besten sein, du machst dich gleich an die Arbeit.«
»Mit leerem Magen?«
»Du kannst dich später stärken.«
»Wer ist es?«
»Ein Mann namens Tom Blight«, sagte Patrick fast genüßlich. Er legte die Serviette aus der Hand und lehnte sich zurück. »Er hat Weston ermordet.«
»Warum denn das?« staunte Bradford.
»Wegen Geld, warum denn sonst? Ich bin nicht überrascht, daß es passiert ist. Donald war mit seinem Geld immer ein wenig sorglos. Er bewahrte zu viel davon im Laden auf. Die Piepen haben wir inzwischen sichergestellt. Siebentausend Dollar!«
»Gute Arbeit«, lobte Bradford. »Wo ist der Bursche.«
»Im Keller«, sagte Patrick. »Gefesselt, geknebelt und eingeschlossen. Leichter kannst du es gar nicht haben! Eigentlich müßte ich dir was vom Honorar abziehen.«
Bradford steckte sich eine Zigarette an. »Ist nicht zu machen, Boß.«
Patrick grinste. »Es war ja nur ein Scherz. Du kriegst die volle Summe, wie immer.«
»Das meine ich nicht«, sagte Bradford und machte einen tiefen Zug. »Ich kann diesen Blight nicht umbringen. Jedenfalls nicht hier.«
Patrick machte ein erstauntes Gesicht. »Kriegst du plötzlich Starallüren?«
»Komm mal mit«, sagte Bradford und erhob sich. Er trat ans Fenster. Patrick stand auf. »Was gibt’s?«
»Siehst du auf der anderen Straßenseite den kleinen Lieferwagen stehen?«
»Television Service, H. Myers«, las Patrick laut vor. »Klar. Was ist mit ihm?«
»Bullen«, sagte Bradford.
»Bist du sicher?«
»Ganz sicher«, sagte Bradford. »Als ich aus meinem Schlitten kletterte, habe ich mich kurz umgesehen. Das ist so eine Angewohnheit von mir, weißt du…«
»Weiter!« drängte Patrick ungeduldig. »Komm endlich zur Sache.«
»Ich sah den Mann am Steuer des Lieferwagens sofoi't. Er ist beim FBI und heißt Diggins.«
»Woher kennst du ihn?«
»Er hat mich mal vor drei Jahren hoppgenommen. Damals war er noch Revierdetektiv in Queens. So ein Gesicht vergißt man nicht, Duff.«
»Hat er dich gesehen?«
»Bestimmt. Er beobachtet das Haus! Du wirst einsehen, daß es unter diesen Umständen
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