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0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

Titel: 0491 - Ein Toter läuft um sein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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soll ich das wissen?«
    »Er war immerhin Ihr Vater!«
    »Mein Adoptivvater«, stellte Myrna richtig.
    »Das ist doch egal! Sie haben jahrelang bei ihm gewohnt. Sie müssen doch bemerkt haben, daß er verbotene Geschäfte tätigte!«
    »Das müssen Sie mir schon näher erklären!«
    »Donald Weston handelte mit Rauschgift.«
    »Das ist eine böswillige Verleumdung!«
    »Wir haben in einem Gewicht der Standuhr über ein Kilogramm Heroin gefunden.«
    »Ich habe dafür keine Erklärung!« sagte das Mädchen nach kurzer Pause. »Sie sehen nicht sehr überrascht aus.«
    »Das bin ich auch nicht. Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich wußte, daß mein Vater vor mir Geheimnisse hatte, und ich konnte mir denken, daß es sich dabei um harmlose Sünden handelte. Ich habe mich nie bemüht, hinter seine Geheimnisse zu kommen. Sie müssen das verstehen. Ich wollte nicht gezwungen werden, den Mann anzuzeigen, der mich großgezogen hat.«
    »Kennen Sie seine Freunde und Feinde?«
    »Nein.«
    »Er war mit Duff Patrick befreundet, nicht wahr?«
    »Duff kaufte seine Zigaretten in unserem Laden.«
    »Mehr nicht?«
    Myrna nahm einen zweiten Schluck. Sie starrte in das Glas, als sie antwortete. »Ich weiß genau, was die Polizei von Duff hält. Es mag stimmen, daß er ein Mann ist, der seine Ellbogen zu benutzen weiß, aber er würde niemals einen Mord begehen. Im übrigen hatte er nicht den geringsten Grund, meinen Vater zu hassen.«
    »Ich war heute morgen — gestern, um genau zu sein — in der Wohnung Ihres Vaters.«
    »Ja?«
    »Ich wurde zufällig Zeuge einer Messerstecherei, die sich im Hinterzimmer der Wohnung abspielte.«
    Myrna hob die wohlgeformten, schön geschwungenen Augenbrauen. »Wen haben Sie dabei erwischt?«
    »Sie haben keine Ahnung davon?« fragte Phil.
    »Nein«, antwortete das Mädchen. »Danke, das wäre zunächst alles«, meinte Phil. Er verabschiedete sich und ging. Der Lift brachte ihn nach unten.
    Als er auf der Straße stand, schob er die Hände in die Hosentaschen und betrachtete den roten Alfa, den Myrna vor dem Hause geparkt hatte. Außer dem Sportwagen standen nur noch drei Fahrzeuge am Rande des Bürgersteigs. Zwei davon stammten nicht aus New York. Phil blickte an der Hausfassade in die Höhe. Das Gebäude hatte fünfzehn Etagen. Es war anzunehmen, daß es mindestens sechzig Wohnungen enthielt. Wo parkten die Hausbewohner ihre Fahrzeuge? Vermutlich in einer Kellergarage.
    Phil stieß einen dünnen Pfiff aus. Vielleicht war Myrna Weston zu müde oder zu träge gewesen, den Alfa in die Kellergarage zu fahren, aber vielleicht hatte sie ihn auch deshalb hier oben geparkt, weil die Box besetzt war. Sonst war nirgendwo ein Wagen zu sehen.
    Phil fand die Zufahrt zur Garage ohne Mühe. Er ging hinab. Seine Tritte hallten hohl in dem langgestreckten Betontunnel. Er entdeckte sehr rasch, was er suchte. Der flaschengrüne Wagen stand in der Box 127. Es war ein Pontiac des letzten Baujahres.
    Phil blickte hinein.
    Im Fond schlief ein Mann. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Es ruhte in der Beuge eines Ellbogens.
    Phil klopfte mit dem Knöchel gegen die Scheibe.
    Der Mann im Fond zuckte zusammen und hob den Kopf. Es war Robert Lindsay.
    »Hallo, mein Freund«, sagte Phil. »Es tut mir leid, Ihre Nachtruhe stören zu müssen!«
    Lindsay rieb sich die Augen. Er schlüpfte in seine Schuhe und verschnürte die Senkel. Dann kletterte er aus dem Wagen. Er sah blaß und bedrückt aus.
    »Wem gehört der Wagen?« fragte Phil.
    »Mir!« sagte eine Stimme hinter Phil. Phil drehte sich um. Er blickte in eine Waffenmündung, die auf sein Herz gerichtet war. Die Pistole befand sich in der Hand von Myrna Weston.
    Das Mädchen trug keine Schuhe. Sie hatte die Kellergarage auf Strümpfen durchquert.
    Phil zwang sich zu einem Lächeln. »Legen Sie das Ding aus der Hand«, empfahl er. »Ich mag so etwas nicht!«
    »Sie werden sich daran gewöhnen«, sagte das Mädchen. »Ich habe geahnt, daß Sie hier unten herumschnüffeln würden, deshalb bin ich Ihnen gefolgt!«
    »Das freut mich«, meinte Phil. »Wir sind ein paar Schritte weitergekommen. Ich wußte nicht, daß Sie mit Lindsay unter einer Decke stecken. Der Mord war also eine Gemeinschaftsarbeit?«
    »Du kannst gehen, Robert«, sagte das Mädchen. »Ich halte ihn in Schach!«
    »Ich bleibe. Ich werde dir helfen«, sagte er.
    »Aber du kannst mir nicht helfen! Du brauchst es nicht!« meinte Myrna. »Ich will nicht, daß Sie dich verurteilen!« Robert Lindsay sah verblüfft aus.

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