0492 - Dem Henker gestohlen
Beatle begeistert.
Thomas war nicht dieser Ansicht. Er schrie, als stecke er an einem Spieß. Doch sein Schrei verhallte nicht ungehört. Von irgendwoher kamen zwei andere Männer gelaufen, und ich sah, daß auch sie bewaffnet waren.
Jetzt war es allerhöchste Zeit für mich.
»Halte dich ‘raus!« rief ich dem Jungen mit dem Beatlekopf zu, dann sprang ich vorwärts.
»Halt!« brüllte ich im Laufen. »Stehenbleiben! FBI! Der Platz ist umstellt!«
Der hintere der beiden blieb stehen und wirbelte herum. Er riß die Waffe hoch und zog den Abzug durch. Krachend entlud sich der Schuß. Ich hörte das Projektil vorbeipfeifen. Irgendwo hinter mir ging eine Fensterscheibe in Trümmer.
Ich schoß nur einmal. Der Mann, der geschossen hatte, ließ seine Pistole fallen und griff sich mit der linken Hand an den rechten Oberarm. Der zweite Mann rannte weiter und verschwand in dem Haus, vor dem vorher Phil gestanden hatte. Eine Tür krachte donnernd zu.
Phil zog den bunten Thomas aus dem Mülltonneninhalt hoch. Thomas gab erschreckte Laute von sich, als Phil ihm eine Handschelle anlegte. Mein Freund wußte, das es noch Arbeit gab. Deshalb steckte er die zweite Handschelle durch den Tragegriff einer Mülltonne, bevor er das stählerne Armband an Thomas anderem Arm einrasten ließ.
Thomas sah wohl ein, daß er mit diesem Ballast an den Handgelenken keine Chance hatte, weit zu kommen. Er ließ sich einfach auf seine Sitzfläche fallen und betrachtete verdutzt die Mülltonne, mit der er jetzt verbunden War.
»Komm«, sagte Phil, »wir müssen in das Lokal. Da ist eine blonde Mieze, die weiß über unseren Fall verteufelt gut Bescheid!«
Wir rannten los und versuchten gar nicht erst, die Hintertür zu benutzen. Wir gingen wie gute Gäste durch den Haupteingang in die Bierbar. Hinter der Theke stand ein grobschlächtiger Wirt.
»Wo ist die Mieze?« fragte Phil. »Die Blonde, die vor ein paar Minuten hier war?«
»Blonde? Mieze? Hier?« fragte der Wirt verwundert »Mann, lassen Sie das ja meine Frau nicht hören! Ich bekomme verdammte Schwierigkeiten!«
Schritte polterten hinter uns in das Lokal, und binnen weniger Minuten war alles voller Cops. Mit dem Captain zusammen teilte ich die Männer ein, und wir durchsuchten das fünfstöckige Gebäude vom Keller bis zum Dach. Den Mann mit der Pistole fanden wir schnell.
Aber Phils Mieze war und blieb verschwunden.
»Vielleicht hast du jetzt so geträumt wie ich gestern nacht, als ich Touchneys Stimme erkannte, Phil«, flachste ich. »Vielleicht hat dir in Wirklichkeit dieser grobschlächtige Wirt etwas ins Ohr geflüstert?«
Wütend schlug Phil seine rechte Faust in die linke Handfläche. »Das hat doch etwas zu bedeuten«, meinte er. »Meinst du nicht, daß die ganze Geschichte hier eine gelenkte Aktion war, um uns in die Irre zu führen?«
Wir knöpften uns die verschiedenen Akteure vor.
Der Mann aus den Mülltonnen hieß Thomas Gordon. »Ich wollte nur mal einen Gang machen«, erzählte er. »Als ich gehört habe, daß ein G-man an der Theke sitzt, wollte ich mal sehen, wie der reagiert, wenn ich ihn aus dem Hintergrund die Pfoten hochnehmen lasse.«
»Sie sind ein lustiger Vogel«, bestätigte Phil. »Hoffentlich hat auch der Richter Humor, sonst kommt der glatt zu der Ansicht, daß das ein bewaffneter Angriff auf einen FBI-Beamten war. Dann müssen Sie fünf Jahre lang Ihre Witze hinter Gittern machen!«
Gordon wurde bleich. »Ich wollte wirklich nicht schießen, ich habe ja nichts gegen Sie, G-man!«
»Von wem haben Sie denn gehört, daß hier ein G-man an der Theke sitzt?« fragte ich.
»Wie er heißt, weiß ich nicht«, druckste Gordon, und ich war sicher, daß er log. »Aber Sie müssen ihn doch gesehen haben«, wandte er sich an Phil. »Er saß doch auch hier!«
»Der Mann an der Theke, der meine Unterhaltung mit dem Girl störte, weil er einen Drink haben wollte«, erinnerte sich Phil.
»Wer ist das blonde Girl, das hier sonst hinter der Bar sitzt?« fragte ich Gordon.
»Das ist Mabel«, antwortete der Bunt-(ckleidete. Er war jetzt etwas gesprächiger geworden. Die Sache mit den fünf Jahren, die ihm Phil versprochen hatte, saß ihm wohl in den Knochen.
»Wo ist diese Mabel jetzt?« hakte Phil auch gleich hinterher.
Wir saßen in einem Nebenzimmer der Bierbar, um die wichtigsten Vernehmungen an Ort und Stelle durchführen zu können. Gordon schaute ängstlich auf die Tür.
»Sie brauchen keine Angst vor Ihren Kumpanen zu haben«, versicherte ich ihm,
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