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0494 - Als Köder in der Todesfalle

0494 - Als Köder in der Todesfalle

Titel: 0494 - Als Köder in der Todesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
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umschwommen hatte und regelrecht hatte zappeln lassen.
    Und jetzt?
    Jetzt war er ein Mann, der ertrinken würde, wenn ich ihm nicht half. Das konnte ich nicht zulassen. Ich wusste genau, ich würde ihn zumindest wegen Mordversuchs an einem G-men ins Zuchthaus bringen. Doch dies hier war eine ganz andere Sache, jetzt waren es nur zwei Menschen, von denen einer dem anderen helfen musste. Ich war nicht der Richter dieses Mannes, und was die Jury hinterher mit ihm anfing war nicht mein Problem.
    Es tat gut, dies alles zu überlegen. Man konnte dann für einen Augenblick die eigene Erschöpfung überspielen, brauchte nicht daran zu denken, dass der nächste Yard schon der letzte sein könnte, den man noch schaffen würde.
    Der Froschmann würgte. Er spuckte seinen Schnorchel aus. Aus seinem Mund schoss ein Wasserstrahl.
    Der musste ein durchtrainierter Taucher sein, sonst hätte er das, was hinter ihm lag, überhaupt nicht überlebt. Langsam schlug er die Augen auf.
    Ich wusste, dass er unfähig war, sich zu bewegen. Dass er zwar das Bewusstsein wiedererlangt hatte, aber untätig mit ansehen musste, was mit ihm geschah.
    Unsere Augen trafen sich. Er wusste nicht, was er von mir halten sollte. Wahrscheinlich hätte er mich, wäre er an meiner Stelle gewesen, ganz einfach ertrinken lassen. Wahrscheinlich. Aber jetzt waren die Rollen eben vertauscht.
    Der Gangster machte sich so leicht wie möglich. Er konnte mir nicht helfen weil er restlos erschöpft war. Und sah, dass es mit meinen Kräften rapide zu Ende ging. Wir lange würde ich ihn noch halten können?
    Ich sah das Aufflackem der Angst in den Augen des Mannes. Er wusste genau, was passieren konnte.
    Meine Zähne knirschten, als ich sie zusammenbiss. Dabei versuchte ich ein Grinsen. Ich weiß nicht wie es aussah. Wahrscheinlich wie eine verunglückte Grimasse.
    Um die Mundwinkel des Mannes zuckte es. Vermutlich sollte es auch ein Grinsen sein.
    Rote Schleier zogen vor meinen Augen auf wie Nebelschwaden.
    Nur sehr undeutlich sah ich den Strand vor mir. Er war schon recht nahe, aber für mich bedeuteten im Augenblick zehn-Yard eine Unendlichkeit.
    Dann schlurften mit einem Male meine Beine über den Grund. Das Ufer war erreicht. Ich spürte plötzlich nicht mehr die bleierne Schwere und auch nicht die lähmende Schwäche. Ich stolperte vorwärts und zerrte den Mann in meinen Armen hinterher. Die Schwimmflossen glitten dabei von meinen Füßen.
    Dann stand ich am Strand. Ich ließ meine Last fallen und schaute zur Sonne.
    Sie wirkte wie ein großer feuriger Ball. Er begann sich mit einem Male zu drehen, stürzte vom Himmel herunter und schoss genau auf mich zu.
    Das Letzte, was ich wahrnahm, war der würzige Geruch von getrocknetem Seegras in meiner Nase. Dann war es aus…
    ***
    Der alte Neville saß noch in seinem Office. Schon längst hatte er Dienstschluss, aber er brachte es einfach nicht fertig, nach Hause zu gehen.
    Seit einiger Zeit wurde er nur noch im Innendienst eingesetzt. Neville, ein G-men der die Zeit der großen Straßenschlachten zwischen Gangster und FBI mit der Maschinenpistole in der Hand erlebt hatte, litt im Anfang sehr darunter, dass er nur noch Innendienst machen konnte. Es hatte eine ganze Zeit gedauert, bis er sich mit seiner neuen Aufgabe abgefunden hatte. Dann aber kam er wieder seinen Pflichten nach wie kein zweiter. Die Sorgfalt, mit der er die Registratur und Archivarbeiten versah, hatte uns schon manchmal wertvolle Hilfe bei der Aufklärung eines Verbrechens geleistet.
    In dieser Nacht, die schon längst wieder zum Morgen geworden war, fehlte ihm noch eine winzige Kleinigkeit. Gerade darauf legte er jedoch in diesem Fall besonderen Wert. Neville hätte nicht einmal sagen können, warum. Vielleicht entsprang sein Verhalten nur seinem überaus großen Pflichtgefühl, denn die Sache, die er bearbeitete, war eigentlich sonnenklar.
    Dann kam endlich das Fernschreiben, auf das er die ganze Zeit gewartet hatte. In Washington trat man zum Nachtdienst nicht in großer Besetzung an. Da aus allen Teilen der USA ständig Anfragen in unsere Zentrale kommen, kann die archivmäßige Überprüfung einer Sache manchmal Stunden dauern.
    Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist das immer noch enorm schnell, wenn man bedenkt, dass man in Washington die richtige Karteikarte aus 84 Millionen registrierten-Personen finden muss. Ein Rechenhirn hat neulich ermittelt, dass pro Nacht im Schnitt dreitausendzweihundertfünfzig Überprüfungsanfragen eingehen. Clark

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