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0494 - Fenrirs Wacht

0494 - Fenrirs Wacht

Titel: 0494 - Fenrirs Wacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sessel.
    »Was haben Sie jetzt vor, Flambeau?« wollte Zamorra wissen.
    Der Anwalt lächelte. »Ich fahre nach Lyon zurück, in meine Kanzlei. Ich habe heute nachmittag noch eine Verhandlung, und anschließend ein Mandantengespräch. Außerdem störe ich hier ja wohl.«
    »Absolut nicht!« schwindelte Nicole.
    »Ich hatte gehofft, Sie hätten Zeit für eine Partie Schach«, sagte Zamorra.
    Flambeau lächelte. »Ein anderes Mal, ja? Auch wenn unsere Partien meistens ein rasches Ende finden, habe ich heute leider nicht soviel Zeit. Ich war eben nur in der Nähe, deshalb bin ich hier. Aber Sie kommen ja sicher demnächst auch mal wieder nach Lyon.«
    »Kann passieren«, sagte Zamorra und dachte an den Todesfall im Dorf und Chefinspektor Robin.
    Flambeau verabschiedete sich. Zamorra und Nicole sahen sich an.
    »Ich glaube, auf diesen Schock brauchen wir eine kleine Ablenkung«, sagte sie. »Ich ziehe mich richtig an, und dann fahren wir ins Dorf hinunter und kümmern uns um die Sache, ja?«
    ***
    Robin war noch vor Ort. »Ich wußte es doch, daß Sie hier aufkreuzen würden«, seufzte er, als er Zamorra und Nicole sah, die dem metallicsilbernen BMW 740i entstiegen. »Wo etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, sind Sie nicht weit. Mich wundert nur, daß Sie nicht schon vor mir hier waren, Professor.«
    Nicole begrüßte er mit einem formvollendeten Handkuß.
    Der etwas nachlässig gekleidete Polizist hatte früher in Paris Dienst getan. Aber durch seine etwas unkonventionelle Vorgehensweise war er bei seinen Vorgesetzten in Ungnade gefallen. Daran hatte auch seine hohe Erfolgsquote nicht viel ändern können - im Gegenteil, sie rief den Neid von Kollegen und Vorgesetzten hervor. Also hatte man Robin in die Provinz abgeschoben. »Strafversetzt«, nannte es der kleine Mann mit dem pfiffig wirkenden Gesicht spöttisch. Zamorra und er hatten sich vor ein paar Monaten kennengelernt, als ein mörderisches Dämonenwesen in Lyon sein Unwesen trieb. Sie hatten damals ganz gut zusammengearbeitet, erinnerte Zamorra sich. Allerdings war auch dies zu einem jener »ungelösten Fälle« geworden, in dem der Name Zamorra auftauchte. Ebenfalls ein gefundenes Fressen für jenen ominösen Odinsson… [4]
    »Man hat mich ausnahmsweise nicht rechtzeitig benachrichtigt«, sagte Zamorra.
    Robin lächelte dünn. »Ich bin erleichtert. Sie verfügen also wenigstens nicht über hellseherische Fähigkeiten.«
    »Deshalb erzählen Sie mir sicher, was hier passiert ist. Ich hörte, daß Sie hier sind, und daß jemand aus dem Dorf ermordet worden sein soll. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Ermordet, hm«, brummte Pierre Robin. »Kann man von einem Mord reden, wenn das Opfer von einem Raubtier angefallen wurde? Von einem großen Hund oder einem Wolf, wie hier behauptet wird?«
    »Ein Wolf?« Unwillkürlich dachte Zamorra an Fenrir. Aber der fiel keine Menschen an. »Wer ist denn der Tote?«
    »Ein armer Teufel namens Roland Pais. Die Geschichte ist geradezu haarsträubend.« Robin erzählte Zamorra, was er von den Zeugenaussagen im Hinterkopf behalten hatte: Ein gewisser Pierre Moreau kam in Mostaches Kneipe, erzählte etwas von einem Wolf, der einen Schweinestall aufgebrochen hatte, und wollte diesen Wolf nun jagen. Zwei befreundete Männer, Roland und André, wollten verhindern, daß er in betrunkenem Zustand Unheil mit seinem Schrotgewehr anrichtete. Nun war Roland offensichtlich von einem großen Hund oder dem mutmaßlichen Wolf angefallen und getötet worden, und Pierre behauptete, mit dem Schrotgewehr vom Fenster aus auf den flüchtenden Wolf geschossen zu haben.
    »Was sagen die Spuren?«
    Robin zuckte mit den Schultern. »Roland Pais’ Verletzungen deuten auf einen Hund oder Wolf hin, und wir haben auch Pfotenabdrücke gefunden, die sowohl von einem Schäferhund als auch von einem Wolf stammen könnten. Auch einen Haufen Schrotkörner. Pais ist jedenfalls nicht von Schrot verletzt worden, es sei denn, bei der Obduktion werden noch ein paar Körnchen gefunden, die ihn vielleicht gestreift haben. Aber so wie es aussieht, muß er bereits am Boden gelegen haben, als Moreau schoß.«
    »Und Tierblut?«
    »Nichts. Wie heißt es doch bei dem deutschen Comic-Dichter Wilhelm Busch in einer seiner Erzählungen so schön: Er hätte ihn beinah’ getroffen, wär nur der Bär nicht fortgeloffen. Aber, Zamorra, sagen Sie: was halten Sie von der Wolfstheorie? Der Wirt erwähnte einen Wolf, der hin und wieder um Ihr Château herumstrolchen soll. Könnte der

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