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0494 - Hexen-Polterabend

0494 - Hexen-Polterabend

Titel: 0494 - Hexen-Polterabend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Wer ist es?« fragte ich.
    »Der Totenpfeifer. Nur er kann diese Geräusche erzeugen. Der Totenpfeifer. Er ist zusammen mit Abandur. Die beiden verstehen sich gut. Der Totenpfeifer ist der Vorbote…«
    »Wo kommt er her?«
    »Aus dem Nebel!«
    Wir starrten Stern an und achteten dabei auf das Pfeifen. Es war leiser geworden, aber noch nicht verstummt, denn noch einmal schrillte es auf und tat unseren Ohren weh.
    Danach verklang es langsam, wobei der Anwalt noch nickte, bevor er sagte: »Ja, es ist alles so eingetroffen. Der Totenpfeifer wird geholt, wenn ein Fest gefeiert werden soll. Er muß dabei sein, er ist auch Herr der Schlangen. Durch sein Pfeifen kann er sie hypnotisieren. Er ist etwas Besonderes in diesem Reich.«
    Das kam mir allmählich auch so vor, und ich dachte daran, daß wir es bereits mit zwei Gegnern zu tun hatten. Einmal mit Abandur, dann mit diesem Pfeifer.
    Wir hatten uns sehr auf dieses Geräusch konzentriert, so daß der Nebel zweitrangig geworden war.
    Als wir jetzt gegen die Suppe leuchteten, stellten wir fest, daß er bereits unsere Hüften erreicht hatte und an einigen Stellen noch höher gestiegen war. Er lag innerhalb des Waldes wie ein weißes Meer.
    Dieser Nebel wies eine ungewöhnliche Farbe auf. Er war einfach zu hell, um als normaler Dunst gelten zu können. Das waren schon regelrechte Wattebälle, die da aneinander klebten.
    Nebel hatte die Angewohnheit, vieles zu verbergen, auch Gefahren, und daran glaubten Suko und ich.
    »Da steckt irgend etwas darin«, sagte mein Freund mit leiser Stimme. »Aber wir müssen durch.«
    »Das Böse lauert in der Erde.« Ich schaute Suko an. »Glaubst du, daß der Nebel es verbergen will, wenn es aus dem Boden kriecht?«
    »Das kann sein.«
    »Sie werden stärker sein, als wir«, sagte Jerry Stern. »Dieser… dieser Dunst kommt nicht von ungefähr. Abandur hat ihn geschickt. Der Nebel schützt die Hölle, und er wird auch mich schützen.«
    Stern begann zu grinsen.
    Ich war davon nicht so überzeugt, gab aber keinen Kommentar und deutete auf die weiße, leicht wallende Fläche. »Machen Sie den Anfang, Stern. Wir müssen durch.«
    »Ja.« Er nickte. »Gehen wir.«
    Diesmal blieben wir nicht so dicht beieinander. Wir schritten versetzt und bildeten dabei ein Dreieck. Stern übernahm die Spitze, ich schritt links hinter ihm her, Suko rechts.
    Wo ich hintrat, konnte ich nicht sehen. Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl, in die Wolken zu treten, die fast meine Brust erreicht hatten. Auch die grünen Farnblätter schauten nur an bestimmten Stellen mit ihren Spitzen aus der weißen Masse hervor. Selbst wenn der Wind durch den Wald wehte, schaffte er es nicht, die Masse zu vertreiben oder auch nur zu verquirlen. Sie blieb uns so erhalten, als wäre sie am Untergrund befestigt worden.
    Wir leuchteten trotzdem und hatten die Lampen so hoch gehalten, daß ihre Strahlen über die gewellte Nebeldecke hinwegstrichen und ihre bleichen Arme in den Wald streckten. Sie berührten die Bäume, tasteten in die leeren Zwischenräume, erhellten auch sie, aber sie schafften es nicht, einen Angreifer zu finden.
    Der Wald blieb still, düster und unheimlich.
    Jerry Stern bewegte sich schwankend vor uns. Er ging, als würde er durch Wasser schreiten. Sein Gehrhythmus blieb gleich. Einmal hob er das rechte Bein, wobei die Schulter diese Bewegung mitmachte, dann wieder das linke.
    Und plötzlich war er weg!
    Ich hatte noch gesehen, wie er für die Länge einer Sekunde stehenblieb, dann aber im Nebel verschwand, als hätte man ihm die Beine weggezogen.
    »John!«
    Auch Suko schwenkte seinen Arm und leuchtete dorthin, wo der Anwalt zum letztenmal von uns gesehen worden war. Die beiden Lichtstrahlen trafen sich. Wir sahen nur die zitternde Oberfläche.
    Die Stille drückte auf unser Nervenkostüm.
    Zeit verstrich.
    Dann hörten wir einen Laut, als ich dabei war, mein Kreuz hervorzuziehen und es offen vor meine Brust hängte.
    Es war ein erstickter gurgelnder Laut, als hätte jemand versucht, den Schrei eines Menschen zu unterdrücken.
    Einen Moment später erschien eine Hand. Sie tauchte gespenstisch aus der hellen Suppe auf, die Finger bewegten sich hektisch, sie zuckten, und wir wußten, daß es sich um die Hand des Anwalts handelte, die einen Moment später wieder verschwand.
    Unter der weißen Suppe mußte sich etwas Fürchterliches abspielen. Wir sahen nichts, Suko hatte seine Peitsche gezogen, das war besser, als es mit einer

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