0494 - Mond der Gefahren
nacktem Fels. Die Staubschicht war höchstens zehn Zentimeter dick, so daß für Schoscholk keine Gefahr des Einsinkens bestand. Ohne Risiko konnte er sich vom Schiff entfernen und den Kraterrand erklettern. Die geringe Schwerkraft unterstützte ihn dabei.
Bis zum Horizont gab es nach allen Seiten keine merkliche Erhebung. Er war in der Tat in einer richtigen Ebene gelandet, und der Vorteil lag klar auf der Hand: Wenn jemals eine Rettungsexpedition hierher gelangte, mußte sie beim Umkreisen des Höllenmondes unbedingt die havarierte REALFIN entdecken.
Die Frage war nur: Wann traf eine solche Rettungsexpedition ein?
Und da war noch eine viel wichtigere Frage: würde sie überhaupt eintreffen können, ohne das gleiche Schicksal zu erleiden wie die REALFIN und ihre Vorgänger?
Oder gab es eine Möglichkeit, das verderbenbringende Kraftfeld der Doppelsonne auszuschalten, es zu kompensieren ...?
Zu kompensieren...? Schoscholk blieb stehen, als sei er vor eine unsichtbare Wand gerannt. Er hatte sich inzwischen fast zwei Kilometer von dem kleinen Krater entfernt, in dem sein Schiff lag. Er sah nur den Wall, mehr nicht. Eine deutliche Markierung in der flachen und erhebungsfreien Ebene.
Natürlich mußte es eine Möglichkeit geben, das verdammte Energiefeld, das von den Komponenten rote Sonne, Planet und Mond gebildet wurde, zu kompensieren, einfach auszuschalten.
Vielleicht kam es aber auch darauf an, sich dem System im richtigen Einflugwinkel zu nähern, wenn man über die Entstehung des Kraftfeldes Bescheid wußte und alle vorhandenen Daten in einen guten Computer fütterte. Der Einflug Winkel! Da stand Schoscholk nun hilflos auf einem toten Mond, den sicheren Tod vor Augen, und stellte philosophische und mathematische Betrachtungen an, fand vielleicht sogar die Lösung, wie man sich diesem Teufelssystem gefahrlos nähern konnte, und konnte mit einer Antwort doch nichts mehr anfangen. Der harte Aufprall hatte mit Sicherheit die Düsen beschädigt, so daß ein Start unmöglich wurde. Doch selbst dann, wenn er eine solche Beschädigung reparieren konnte, stand noch längst nicht fest, ob er überhaupt starten konnte. Zuviel technische Faktoren spielten mit; Er konnte froh sein, wenn die übrigen Anlagen des Schiffes noch arbeiteten und ihm so das Überleben ermöglichten. Er setzte sich wieder in Bewegung und kehrte langsam zur REALFIN zurück.
Für morgen plante er einen längeren Ausflug.
*
Während der Nacht, die hier nur symbolische Bedeutung besaß, überprüfte er sämtliche Anlagen. Er konnte keinen Ausfall registrieren. Lediglich der Hauptantrieb reagierte nicht. Der Aufprall mußte eine der wichtigen Leitungen unterbrochen haben.
Vielleicht würde er die schadhafte Stelle finden, vielleicht auch nicht.
Es spielte keine große Rolle, denn wenn er startete, würde er abermals in den energetischen Teufelskreis geraten und diesmal mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit den Tod finden.
Da war es besser, in dem relativ sicheren Krater auf Hilfe zu warten.
Der Schimmer des Energieschlauches, der die beiden Sonnen verband, war am östlichen Horizont zu erkennen. Schoscholk wußte nicht, wie lange ein „Tag" auf Moryma dauerte, aber er ahnte, daß ein Funkverkehr - wenn überhaupt - nur dann möglich war, wenn beide Sonnen genau auf der anderen Seite des Mondes standen. Dann würde er abermals versuchen, Kontakt mit der Organisation aufzunehmen.
Er rüstete sich zu dem geplanten Ausflug. Es war weniger wissenschaftliche Neugier, die ihn zu diesem Ausflug veranlaßte, sondern mehr die Hoffnung, etwas auf dem toten Mond zu finden, das seiner Rettung dienen konnte. Vielleicht fand er auch das Wrack eines der anderen Schiffe, die in diesem System verschwunden waren.
Moryr war höher gestiegen und nahm fast ein Zehntel des sichtbaren Teils des Himmels ein. Das Licht, das er von beiden Sonnen reflektierte, reichte aus, jede Einzelheit auf der Oberfläche des Mondes zu erkennen. Trotzdem nahm Schoscholk außer einer handlichen Energiewaffe noch eine starke Stablampe mit, von der er noch nicht ahnte, welch wertvollen Dienste sie ihm leisten sollte.
Er wußte, daß er sich auf der Bodenebene eines riesigen Kraters aufhielt, dessen Durchmesser fast fünfzig Kilometer betrug. Sein Ziel war der Kraterrand, hinter dem er zuvor felsiges und unübersichtliches Gelände entdeckt hatte. Wenn es überhaupt noch etwas gab, das zu finden war, dann dort.
Das Gehen fiel nicht schwer. Der Mond hatte nur ein Viertel jener
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