0495 - Im Zuchthaus hört die Liebe auf
nicht den Helden«, warnte Potters den Mann, als dieser eine Bewegung machte. »Aus dieser Entfernung treffe ich das Vorderbein einer Fliege.«
Sandy hatte die Schlösser aufschnappen lassen und kippte den gesamten Inhalt auf die Schreibtischplatte. Gierig wühlte er mit den Händen in den Sachen, fegte die Schmuckstücke auf den Boden und suchte offensichtlich nach Geld.
»Wo sind die Bucks?« fauchte er wütend. Mit heftiger Bewegung warf er dem Mann die Münzen ins Gesicht. »Das ist doch nicht alles, oder? Das könnte dir Stinkfisch so passen, uns zu verbraten und dann selber abzuhauen.«
Mit wütender Gebärde fischte er den Inhalt einer Brieftasche heraus, fand einen Flugschein nach Hawai und zerriß ihn in kleine Fetzen. Genauso verfuhr er mit dem Reisepaß.
»Arthur Smith«, grinste er. »Hat sich was.«
Potters machte eine unmißverständliche Bewegung, und der Mann hob beide Hände in Gesichtshöhe.
»Durchsuch ihn«, befahl Potters und nickte Sandy zu. Der kam von der Seite, nahm dem Boß als erstes die Pistole ab und durchwühlte dann die schwarze -Jacke.
»Wenn ihr euch nicht beeilt, sind die Cops hier«, sagte dieser. »Wundert mich, daß sie euch nicht schon geschnappt haben.«
Sandy zuckte zusammen.
»Er blufft«, knurrte Potters unschlüssig.
»Kaum, sonst hätte ich es nicht so eilig gehabt. Das Grundstück ist bereits umstellt. Ihr aber habt ja keine Augen im Kopf. Die stehen natürlich nicht mit sechseckigen Mützen draußen und bauen Männchen.«
»Und wie wolltest du entwischen?« fragte Sandy höhnisch, doch der Zweifel in seiner Stimme überwog.
»Ich habe mein Schlupfloch«, lachte der Boß hart und zynisch.
Sandy hielt inne und lief zum Fenster. Er sah nicht die Hand vor Augen, als er die Jalousie einen Spalt hochzog, aber das machte ihn nur nervöser.
»Wo ist das Geld?« fragte Potters drohend und hob die Waffe etwas. »Looks Anteil für mich und außerdem Sandys Geld. Also los, die Bucks bar auf die Hand.«
»Ihr bekommt euer Geld, sobald die Arbeit erledigt ist«, sagte der Boß ungerührt. »Und dazu gehört, daß der Schnüffler beseitigt wird. Ich habe das Geld deponiert. Ihr könnt es nach Erledigung abholen.«
»Sandy«, sagte Potters sanft, »er will uns verkohlen. Zeig ihm, was wir davon halten.«
Mit geballten Fäusten trat Sandy näher. Ein tückisches Grinsen verzog seinen Mund. Eiskalt beobachtete der Boß Sandys Augen. Als er ein Auf blitzen sah, bog er sich zurück.
Der kurz angezogene Schwinger ging ins Leere, Sandy stolperte nach vorn. Blitzschnell stellte ihm der Boß ein Bein, ohne die Hände herunterzunehmen. Mit einem Wutschrei flog Sandy hin. Ein dünnes Lächeln spielte um Potters Lippen.
»Stop!« rief er scharf. Er trat von hinten an den Boß heran, spannte den Hahn und drüpkte ihm die Waffe gegen die Rippen.
Rasch und geschickt durchsuchte er mit einer Hand die Taschen und warf die Geldbündel auf den Teppich. Daneben lagen nach einigen Sekunden die Wagenschlüssel, ein seltsam geformter Dietrich und eine runde Metallplatte von der Größe eines 25-Cent-Stückes.
»4 000 Dollar«, sagte er verächtlich und steckte die Hälfte ein. »Das ist eine Gefahrenzulage. Wo ist der Rest?«
»In einem Schließfach, zu dem die Münze da paßt, wenn ihr wißt, wo«, sagte der Boß mit kaum verhohlener Genugtuung. Potters schob sich das Stück Metall in die Tasche.
»Und du willst uns nicht verraten, wo wir es finden?«
»Ich mache euch einen Vorschlag«, sagte der Boß langsam. »In wenigen Minuten werden die Cops hier sein. Ihr kommt mit mir, und ich setze euch an der betreffenden Stelle ab. Ihr könnt euch das Geld holen und machen, was ihr wollt. Dafür vergeßt ihr, daß ihr mich getroffen habt.«
Seine dunklen Augen verrieten nicht, was er bei diesen harmlos klingenden Worten dachte. Potters witterte einen faulen Trick, wurde jedoch durch ein feines Summen aller einschlägigen Gedanken enthoben.
Der Fernsehschirm begann zu fluoreszieren, und nach ein paar Sekunden erschien das undeutlich zu sehende Eingangstor.
»Die Cops sind da«, sagte der Boß. »Entweder ihr wartet hier, bis sie euch festnehmen, oder ihr geht auf meinen Vorschlag ein.«
Mit einem wüsten Fluch schob Potters die Waffe in den Gürtel. Sandy wurde grau im Gesicht und huschte zu dem Fenster. Er wollte die Jalousie hochziehen. Potters riß ihn zurück.
»Bleib hier«, fauchte er. »Willst du, daß sie das Licht sehen?«
»Gib den Dietrich her«, sagte der Boß. »Damit kann
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