0495 - Teufelsspuk und Killer-Strigen
ansonsten ruhigen Straße hatten sie doch wieder hochgescheucht. So schauten sie aus den Fenstern, einige Haustüren standen auch offen, jemand beschwerte sich über den Lärm.
Das alles kümmerte die Personen, um die es ging, überhaupt nicht. Besonders Lady Sarah dachte anders darüber. Ihre Schmerzen am Hals waren vergessen. Sie stieß hart mit dem Fuß auf. »Tu es, Jane! Gib dich nicht auf. Kämpfe gegen ihn an. Du hast Kräfte! Sie schlummern in dir. Jetzt mußt du sie erwecken!«
Die Detektivin wirkte im Griff des Dämons wie eine Statue. Sie konnte keine Antwort geben, stand da, schaute und holte schluchzend Luft. Tränen rannen aus ihren Augen, die Lippen zuckten, sie wollte ja, das konnte Lady Sarah erkennen, aber sie war einfach zu schwach.
Strigus verspottete sie. »Eine Hexe«, sagte er. »Was kann eine Hexe schon gegen mich unternehmen? Es ist einfach lächerlich, was du da forderst, alte Frau. Ich habe sie geholt, um sie dem Teufel zu übergeben. Sie wird nie mehr so werden wie…«
Jane versuchte es.
Plötzlich veränderte sich ihr Gesicht. Ein anderes schob sich über die normalen Züge.
Alt, uralt…
Faltig und runzlig, an Rinde und Wurzelwerk erinnernd. Das Gesicht des Tages.
Und Strigus lachte. Dabei schrie er noch: »Ihre Kräfte versucht sie einzusetzen. Sie schafft es nur nicht. Schau hin, alte Frau, sie schafft es nicht!«
Jane litt. Stromstöße durchliefen ihren Körper. Sie zuckte mit den Armen und Beinen, aus dem Mund drangen ächzende Geräusche. Trotz des harten Griffs schwankte sie, und der Dämon, der sie festhielt, gab sie auf keinen Fall frei.
»Sinclair!« rief er plötzlich, während er eine Hand in Janes Gesicht drückte. »Sinclair befindet sich in meiner Gewalt. Ich werde ihn jetzt vernichten. Ihr habt euch nicht an die Regeln gehalten. Deshalb seid ihr auch schuldig an seinem Untergang. Für mich gibt es kein Zurück mehr, das steht fest.«
»Ich… ich nicht!« jammerte Jane. »Er ist zu stark. Er brennt mich aus, Sarah…«
Die Horror-Oma zitterte. Sie hatte Zeit herausgeschunden, nur reichte diese Spanne für Suko nicht.
Bestimmt hatte er große Schwierigkeiten mit der verdammten Eulenbrut bekommen.
Gab es noch eine Chance für Sarah?
Und wenn sie selbst ihr Leben in die Waagschale warf, sie würde vorgehen und dem verfluchten Dämon ihre Fingernägeln durch das Gesicht ziehen. Eine eigentlich lächerliche Lösung, aber besser als keine.
Selbst Strigus hatte damit nicht gerechnet. Sein verschiedenfarbiges Gesicht weitete sich vor Überraschung, als die Horror-Oma vor ihm erschien und ihre Nägel durch sein Gesicht zog.
Sarah spürte, daß die Fingernägel in die Haut eindrangen, die ihr unnatürlich dünn erschien. Plötzlich konnte sie sie abziehen. Lange Streifen blieben zurück, und sie erkannte trotz der Dunkelheit, was sich unter der dünnen Haut befand.
Zwei verschiedene Gesichtshälften aus ebenfalls verschiedenen Materialien. An der rechten Seite Knochen, an der linken Fell und Federn.
Das war der echte Strigus!
So weit konnte Lady Sarah noch denken, bevor Strigus sie mit seiner freien Hand packte. Sie umklammerte Lady Sarahs Hals und kam ihr vor wie die Greifklaue einer Eule.
Da biß Jane Collins in den Unterarm des Dämons.
Der fluchte, wollte sie schlagen, als in der gleichen Sekunde ein heller Lichtschleier über den Gehsteig fiel. Das kalte, bläulich schimmernde Fernlicht strahlte aus den Scheinwerfern eines Cadillacs ab, der seidenweich an den Straßenrand gefahren wurde und stoppte.
Dabei flog schon die Tür auf!
***
Ich stürmte aus dem Luxus-Schlitten. Schon zuvor hatte ich etwas von dem Drama mitbekommen, aber nichts Genaues gesehen, weil die Baumstämme mein Blickfeld doch stark einengten.
Ich hatte den Caddy verkehrswidrig abgestellt, was mir egal war. Jetzt zählte nur noch Strigus. Mit einem letzten Satz sprang ich auf den Gehsteig.
Fast wäre ich noch gegen einen Baumstamm geprallt, auch wollte ich kaum glauben, was ich mit eigenen Augen sah. Strigus hielt Jane Collins umklammert, während er gleichzeitig von Lady Sarah Goldwyn angegriffen wurde, die dabei war, ihm die Haut vom Gesicht zu ziehen. Ich aber wußte, daß dieser Eulen-Dämon so nicht zu besiegen war. Vielleicht hatte Lady Sarah ihn überrascht und ablenken können, mehr auch nicht.
»Weg da!« brüllte ich ihr zu und überbrückte die letzte trennende Entfernung mit einem Sprung.
Sie drehte den Kopf. »John!« schrie sie.
Da war ich schon bei ihr, packte sie
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