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0496 - Das Knochenhaus

0496 - Das Knochenhaus

Titel: 0496 - Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder zu den drei leuchtenden Kerzen wurde, hinter denen sich, von zuckendem Schein übergossen, das Gesicht Maya Mayottes abzeichnete.
    Ein seufzender und gleichzeitig ächzender Atemzug war zu hören. Durch die Gestalt der Frau rann ein Beben. Sie war aus der Trance, einem tiefen Schlaf, erwacht, schaute in die drei Flammen und erinnerte sich an die Botschaft.
    Hatte ihr das Feuer diese Botschaft übermittelt?
    Nein, nicht nur. Dahinter steckte jemand, der es leitete, der das Bild produzierte. Einer, der körperlich nicht mehr bei ihr war, ihr jedoch seelisch verbunden sein mußte, waren die Entfernungen auch noch so weit und nicht meßbar.
    Ihr Bruder!
    Für Maya Mayotte gab es keine andere Möglichkeit. Eric hatte versucht, durch das Haus und auch durch das Feuer Kontakt mit ihr aufzunehmen. Es war wichtig in diesem grausamen Spiel. Was immer auch geschah, das Haus stand an der ersten Stelle. Hinter seinen Mauern oder Balken hauste das Böse und hielt die Seele des Verstorbenen gefangen.
    Es war schlimm, wenn ein Toter keine Ruhe fand. Wenn der Leib allmählich vermoderte, aber der Geist keine Ruhe fand und durch irgendwelche Jenseitsreiche irrte, ohne ein Ziel zu finden. Maya war davon überzeugt, daß es die Dimensionen der unglücklichen Seelen gab. Ihr Bruder ebenfalls.
    Wie er berichtete, hatte er oft genug Kontakt mit diesen Jenseitsreichen gehabt.
    Die Zigeunerin fühlte sich jetzt besser. Der dumpfe Schmerz um Erics Tod war zwar keinem Gefühl der Hoffnung gewichen, aber Maya wußte jetzt, daß sie etwas unternehmen konnte. Es wäre für sie schon eine Beruhigung gewesen, wenn es ihr gelang, der Seele des Bruders die Ruhe zu geben, die ihr zustand.
    Sehr schwerfällig stand sie auf und strich sich Haarsträhnen aus der Stirn. Sie schaute von oben auf das Kerzenfeuer. Die Wärme brannte auf ihrer Gesichtshaut, ihre Gedanken begannen sich zu drehen, und sie dachte daran, daß es eigentlich nicht möglich war, das Haus zu finden. Eric hatte ihr nicht mitteilen können, wo sie es fand.
    Glücklicherweise besaßen alle Geschwister Fahrzeuge. Eric war mit dem alten Mercedes gefahren, der auch den Wagen zog, sie benutzte einen kleinen Polo, ein deutsches Fabrikat. Das Auto war schon ziemlich alt, zu einem Spottpreis hatte sie es damals bekommen und wieder in Ordnung bringen lassen. Der Tank war voll, sie konnte fahren und wollte zunächst noch ihren Mantel holen, der jenseits des Vorhangs an der kleinen Garderobe hing.
    Maya hielt den Stoff bereits in der Hand, als sie das Klopfen vernahm. Schwere Fäuste forderten die Frau auf, die Tür zu öffnen.
    Besuch zu dieser Zeit? Kam der Polizist noch einmal zurück? Hatte er etwas bemerkt?
    Nicht allein das Klopfen vernahm sie, auch ein scharfes schnappendes Bellen.
    Maya kannte das Geräusch. So bellte an sich nur der Hund einer ihrer Nachbarn. Der Mann drehte am Abend mit ihnen regelmäßig seine Runden, nur hatte er nie angeklopft. Weshalb gerade heute?
    »Machen Sie auf! Ich weiß, daß Sie im Wagen sind.«
    »Was wollen Sie denn, Mr. Norton?«
    »Öffnen Sie. Ich muß mit Ihnen reden.«
    Maya hob ergeben die Schultern. Wenn sie sich jetzt weigerte, würde Norton sie anschwärzen.
    Maya und ihr Bruder wurden oft genug von den anderen Campern schief angesehen und genau beobachtet. Jedes Abweichen von der Norm erregte Verdacht und schürte irgendwelche dummen Gerüchte.
    Da war es schon besser, wenn sie mit Norton sprach.
    »Na endlich«, sagte dieser, als Maya geöffnet hatte. »Das wurde auch Zeit.«
    »Bitte, was wollen Sie?« Maya traf keinerlei Anstalten, die Tür freizugeben. Sie wollte den neugierigen Kerl nicht in den Wagen lassen. Vergeblich versuchte Norton, einen Blick an ihr vorbei und in das Innere zu erhaschen.
    Als ihm dies nicht gelang, hob er die Schultern und schaute auf den neben ihm sitzenden Schäferhund. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich einen Polizisten getroffen habe.«
    »Ja und?«
    »Das war hier auf dem Platz.«
    »Wir sollten froh sein, daß sich die Polizei noch um diese Dinge kümmert, Mr. Norton.«
    Er lachte. »Toll, wie Sie das sehen. Kann es sein, daß der Bulle bei Ihnen war?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nur so.«
    Maya nickte. »Fahrendes Volk, wie? Zigeuner ich weiß, wie Sie denken, Mr. Norton, aber mein Bruder und ich haben mit der Sache nichts zu tun. Hier ist nichts passiert, merken Sie sich das.«
    »Was regen Sie sich auf, Miß Mayotte? Seien Sie doch froh, daß es Männer wie mich gibt, die ihre Augen

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