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0496 - Das Knochenhaus

0496 - Das Knochenhaus

Titel: 0496 - Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ebenfalls nicht gewichen. Das Böse hatte sie durch das Wegwischen des Schleims jedenfalls nicht vertreiben können. Es lauerte auch weiterhin im Keller, ohne eine Gestalt zu haben.
    Es war dunkel, es war nicht sichtbar, doch der Atem streifte den Nacken der Frau wie ein drohender Hauch.
    Sie mußte warten und Kräfte sammeln. Die Lampe hatte sie auch aufgehoben und strahlte nun das viereckige Loch dicht vor ihren Füßen an. Der Strahl traf auf die dunkle Wasserfläche, wo er einige Reflexe warf, sie aber kaum erhellte.
    Wie träge Schlangen trieben die Pflanzenteile der zusammengedrehten Algen von einer Seite zur anderen. Was tatsächlich in der Tiefe lauerte, war nicht zu sehen, und Maya wollte es auch nicht.
    Sie wußte, daß sie nicht dagegen ankam, denn Eric hatte es auch nicht geschafft.
    Endlich fühlte sie sich kräftig genug, um ihren Bruder hochhieven zu können. Sie bückte sich und schaufelte ihre Hände unter die Achselhöhlen des Toten.
    Dann zog sie ihn hoch.
    Dabei mußte sie sich anstrengen. Der kalte Körper war schwer geworden, zudem trug er noch die Preßluftflasche auf dem Rücken, die Maya löste, so daß das Gewicht etwas leichter wurde.
    Rückwärtsgehend zerrte sie ihren Bruder auf die erste Stufe der Treppe zu.
    Die Lampe hatte sie ausgeschaltet und in ihre Tasche gesteckt. Sie wußte auch im Dunkeln Bescheid, Stolperfallen gab es auf dem Weg zur Treppe nicht.
    Maya konzentrierte sich sehr auf ihre Aufgabe. Sie konnte auch nicht wissen, daß sie mit dem Löschen der Lampe einen Fehler gemacht hatte, denn die Luke lag jetzt in der Dunkelheit. Dabei hätte sie schon Röntgenaugen haben müssen, um zu sehen, was sich dort tat.
    Das Wasser war in Bewegung geraten. Es hatte Wellen geworfen, die auf den Rand zurannen und an den vier Seiten überschwappten, so daß sie den unmittelbaren daneben liegenden Bereich näßten.
    Er blieb naß und breitete sich aus.
    Nur war dies kein Wasser, das aus der dunklen Tiefe des Schachts hervorkroch. Etwas anderes bahnte sich schlangengleich seinen Weg und glitt lautlos auf das Ziel zu.
    Drei lebende Algenarme. Wie die Tentakel eines Kraken schoben sie sich in den Keller. Sie schienen mit Sensoren ausgerüstet zu sein, denn sie verfehlten ihr Ziel nicht.
    Sie blieben ihm auf den Fersen.
    Davon sah und hörte Maya nichts. Sie war genug mit sich selbst und dem Abtransport der Leiche beschäftigt, und sie näherte sich immer mehr der Treppe.
    Aber die Tang- und Algenarme waren schneller und lautlos. Die tödliche Gefahr, in der Maya schwebte, konnte von ihr nicht rechtzeitig genug bemerkt werden.
    Mit den Hacken stieß sie gegen die unterste Stufe. Bei ihr wirkte die Berührung wie ein Zeichen.
    Maya hielt inne, atmete aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die dunkle Umgebung, drehte sich vor ihren Augen. Ein Zeichen der Erschöpfung. Am besten wäre es gewesen, den Toten hier im Keller liegenzulassen. Das aber konnte sie ihrem Bruder einfach nicht antun. Er sollte ein Begräbnis bekommen, wie es seiner würdig war.
    Durch ihre Pause eröffnete sie den lebenden Algenarmen immer größere Chancen. In der Dunkelheit waren sie so gut wie nicht zu erkennen. Ihr Nachschub schien unerschöpflich zu sein. Zudem gaben sie keine Geräusche von sich, als sie über den Boden ringelten.
    Schon tasteten sie sich an den Toten heran. Vielleicht hätte Maya sie jetzt sehen können, aber sie wurde abgelenkt, weil sie von oben, aus dem Flur, Geräusche hörte.
    Schritte?
    Sie wußte es nicht genau, jedenfalls bewegte sich das Holz der Dielenbretter und gab die knarrenden, leicht quietschenden Geräusche ab. Maya lauschte mit angehaltenem Atem. Über ihren Rücken lief ein kalter Schauer, sie konnte sich nicht vorstellen, daß noch ein zweiter Besucher das Haus betreten hatte. Wer wagte sich schon freiwillig in diese Vorhölle hinein?
    Wenn dem nicht so war, dann mußte es das Böse gewesen sein, das sich befreit hatte. Diese unheimlichen Kräfte innerhalb des Hauses, die gefangen waren und nun durch das Gebäude schlichen.
    »Ist da jemand?« Maya kam ihre eigene Stimme fremd vor, als sie die Treppe hochsprach.
    Nichts…
    Sekunden vergingen. Die Spannung nahm zu, und auch die Tentakelarme krochen weiter. Sie bewegten sich bereits wie schwarze Riesenwürmer über den kalten Körper der Leiche.
    »Geben Sie Antwort!« rief Maya. »Los, geben Sie schon Antwort, wenn Sie da sind…«
    Die Zigeunerin bekam ihre Erwiderung, denn plötzlich bewegte sich oberhalb der Treppe die

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