Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0496 - Das Knochenhaus

0496 - Das Knochenhaus

Titel: 0496 - Das Knochenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und als sie zufällig nach rechts leuchtete, erkannte sie seine Tasche.
    Sie stand fast an der Wand mit aufgezogenem Reißverschluß. Sie wühlte sie durch, fand vieles, aber keinen Hinweis darauf, wo sich Eric befand.
    Wie magisch zog das Wasser sie an. Wieder drehte sich die Zigeunerin herum, leuchtete gegen die Oberfläche und vernahm die Stimme ihres Bruders ebenfalls klar und deutlich.
    »Du bist nahe bei mir, Maya. Knie dich vor die Luke. Knie dich hin.«
    Die Frau zögerte noch. Sie schaute in die Runde, die Stimme war so nahe gewesen. Eric war nicht zu sehen. Er existierte im Unsichtbaren, wo er gefangen war.
    Dennoch nickte sie, als würde er direkt vor ihr stehen, und sie gab auch eine flüsternde Antwort.
    »Ja, ich werde mich hinknien und schauen.« Sie ließ sich langsam nieder. Je mehr sie sich der Öffnung näherte, um so intensiver wurde der Geruch. Maya schloß den Mund, sie konnte einfach nicht mehr durchatmen, deshalb holte sie durch die Nase Luft, aber auch dabei schmeckte sie den widerlichen Gestank im Hals.
    Maya leuchtete die Fläche ab. Leider drang der Strahl nicht durch die dunkle Brühe. Er verteilte sich mehr auf der Oberfläche, aber die Frau erkannte plötzlich, daß dicht darunter etwas Weißes schwamm.
    Zuerst zuckte sie zurück. Sie schüttelte sich, beobachtete den Gegenstand weiter und stellte fest, daß er immer näher herantrieb. Gewissermaßen zum Greifen nahe.
    »Nimm ihn…«
    Wieder hatte sie die Stimme ihres Bruders vernommen, und sie gehorchte seinem Befehl.
    Die Lampe legte sie links neben sich zu Boden. Der Strahl fiel flach über die dunkle Fläche. Die Rechte aber schob sie vor. Zuerst tunkte sie die Finger bis über die Hälfte in die Brühe. Sie war lauwarm, gar nicht kalt, womit sie eigentlich gerechnet hätte.
    Aber der Gegenstand, den sie plötzlich umklammerte und in die Höhe zog, war totenkalt.
    Er drang aus dem Wasser. Bleich, kalkig…
    Es war eine Hand und ein Teil des Unterarms. Beides gehörte Eric, ihrem Bruder…
    ***
    Maya wollte schreien, ihre Not und ihren Schreck einfach hinausbrüllen, sie war nicht mehr in der Lage dazu. Statt dessen saß sie vor der Öffnung wie eingefroren, hielt das kalte Gelenk ihres toten Bruders fest und starrte ins Leere.
    Unzählige Gedanken zuckten durch ihr Hirn, wobei es ihr unmöglich war, sie zu ordnen.
    Sie hatte gewußt, daß Eric nicht mehr lebte. Doch auf eine so schreckliche Art und Weise die Bestätigung zu bekommen, das konnte auch sie nicht so ohne weiteres überwinden.
    Und so blieb sie hocken.
    Die Zeit rann. Aus Sekunden wurden Minuten. Maya war unfähig, über etwas nachzudenken. Sie saß still und hielt die Hand ihres Bruders fest, als könnte sie ihm so das Leben zurückgeben und Wärme in seinen Körper fließen lassen.
    Irgendwann dachte sie wieder nach und kam zu dem Entschluß, daß sie ihr Ziel eigentlich erreicht hatte. Sie hatte das Haus und ihren Bruder gefunden und zudem eine Bestätigung für ihre Annahme bekommen. Eric war tot, ihm half niemand mehr.
    Nur konnte sie ihn nicht einfach in diesem stinkenden Sumpfbrackwasser liegen lassen. Sie hatte ihm ein ordentliches Begräbnis versprochen. Das wollte sie auch einhalten. Sehr schwer war ihr Bruder nicht. Aus dem Wasser, das ja trug, würde sie ihn auch holen können. Danach mußte sie ihn nur die Kellertreppe hoch- und anschließend nach draußen schleifen.
    Sie würde mit dem Mercedes zurückfahren, wenn sie die Schlüssel dazu in den Taschen des Toten fand.
    Es kostete Maya große Mühe, nicht zu weinen. Sie kniete sich breitbeinig hin, tauchte auch den anderen Arm in die laue Brühe und spürte die Berührungen auf der Haut. Es waren lange, widerliche Schleimfäden die darüber hinwegglitten und sich auf dem Körper des Toten festgesetzt hatten.
    Beim ersten Versuch klappte es nicht. Sie bekam den Körper zwar angehoben, aber er rutschte ihr wieder weg. Maya griff sehr schnell nach. Sie schob ihre Hände jetzt unter die Achselhöhlen des Toten. So konnte sie die Leiche aus dem Wasser ziehen. Dabei keuchte sie. Der Tote rutschte über die schräge Steinkante der Luke. Seine Kleidung war naß und glitschig vom Schleim, der durch das Wasser trieb.
    Zuletzt rutschten die Beine ins Freie. Maya bewegte sich noch ein Stück zurück und zog ihren toten Bruder schließlich auf den trockenen Kellerboden.
    Dort legte sie ihn auf den Rücken. Maya griff nach ihrer Lampe, weil sie sich Eric anschauen wollte.
    Um ihn herum breiteten sich allmählich die

Weitere Kostenlose Bücher