0496 - Das Knochenhaus
Finsternis, ob sichtbar oder unsichtbar, in der Nähe lauerten, doch hier tat sich nichts.
Das Kreuz blieb kühl, es kam mir fast abweisend vor, das wiederum wunderte mich.
Wieso?
Es gab nur die Erklärung, daß es nicht auf die Magie ansprach, die sich hier manifestiert hatte.
Jane hatte von einer bösen Frau, von der Hexe Looza gesprochen. Einer Person, die ich nicht kannte. Sie war für mich weder Fisch noch Fleisch, als Gegnerin nicht existent, aber sie mußte dieses verfluchte Haus beherrschen.
Wo steckte Looza? Verbarg sie sich vielleicht in den Wänden oder der Decke. Möglicherweise in jedem Dielenbrett. Hielt ihr Geist das unheimliche Gebäude erst zusammen?
Looza reagierte nicht. Mein Kommen schien sie überhaupt nicht beeindruckt zu haben. Vielleicht wollte sie mich auch nur unter Kontrolle behalten.
Ich ging auf die Treppe zu, wo ich die Richtung wählen konnte. Entweder nach oben gehen öder in die Diele hinein. Von Jane Collins sah ich nichts, sie mußte sich aber unter mir aufhalten.
Am Geländer blieb ich lauschend stehen.
Selbst ihre Schritte waren nicht zu hören. Möglicherweise befand sie sich in einem der zahlreichen Räume, bis ich eines Besseren belehrt wurde, denn ich vernahm Stimmen.
Nicht nur die von Jane, auch eine andere Person sprach. Das war ebenfalls eine Frau.
Leider drang die zweite Stimme nicht in einer so großen Lautstärke zu mir hoch, als daß ich sie hätte identifizieren können. Ich überlegte, ob sie mir bekannt vorkam, dachte zudem darüber nach, wer nun Interesse daran hatte, dieses Haus freiwillig zu betreten. Von einem mir bekannten Geräusch wurde ich abgelenkt.
Es war ein Schuß!
Am Klang hatte ich die Beretta erkannt. Für mich stand fest, daß nur Jane Collins geschossen haben konnte. Sie befand sich in einer großen Gefahr…
***
Jane Collins war ebenso überrascht gewesen wie die Zigeunerin. Nie hätte sie damit gerechnet, eine weitere Person innerhalb des Hauses anzutreffen, obwohl es ihr eigentlich hätte klar sein müssen, weil noch ein zweiter Wagen in der Nähe stand.
Beide Personen waren vom Mißtrauen erfüllt, verständlich, daß sie keine Erklärungen abgeben wollten.
Jane besaß einen relativ guten Blick, weil das graue Dämmerlicht durch die offenstehende Tür über die Stufen der Treppe strich und dann erst versickerte.
Im Hintergrund des Kellers ballte sich die tiefe Finsternis. Davor spielte sich die Szene ab. Die Frau fiel nach hinten. Sie hatte die Arme hochgerissen, ohne jedoch Halt finden zu können, und Jane hörte, wie sie aufschlug.
Den Grund dieses plötzlichen Falls, erkannte sie nicht. Ihr war nur klar, daß die Person Hilfe benötigte.
So rasch es ging, hetzte Jane Collins die Stufen hinab. Sie hörte die andere Person stöhnen, es glich schon mehr einem Würgen, als wäre jemand dabei, ihr die Luft abzudrücken.
Als Jane die letzte Stufe hinter sich gebracht hatte, erkannte sie trotz der schlechten Sichtverhältnisse das verzweifelte Bemühen der Frau, sich hochzustemmen.
Es wollte ihr nicht gelingen, etwas anderes hielt sie fest, das Jane noch nicht erkennen konnte.
Waren es Arme oder Bänder, die sich um ihren Körper geschlungen hatten? Jedenfalls deuteten die dunklen Streifen darauf hin. Sie hielten die Frau fest, und einer der Arme befand sich sogar auf ihrem Gesicht, wo er die Lippen zudrückte und der Frau den Atem raubte.
Jane überlegte nicht lange. Noch befanden sich keine weiteren Arme in ihrer Nähe. Die Frau mit den bloßen Händen befreien zu wollen, würde ihr nicht gelingen, sie mußte die Waffe einsetzen.
Jane hielt auf einen Arm und schoß.
Sie schloß die Augen nicht. Im blaßblauen Mündungsfeuer sah sie den schwarzen Arm, der unter dem Einschlag der geweihten Silberkugel zuckte, in die Höhe schlug und dann abfiel.
Auch die anderen Arme glitten zurück. So schnell verschwanden sie in der Schwärze, daß es Jane nicht gelang, sie mit weiteren Schüssen einzudecken.
Auf einmal waren sie weg. Die Detektivin hörte noch ein Klatschen, dann nichts mehr, bis auf die plötzlichen Schritte, deren Echos durch das Haus schwangen.
Oben an der Tür erschien ein zuckender Lichtschein. John Sinclair war gekommen. Er hatte seine Lampe eingeschaltet. Der Strahl stach blendend über die Treppe und riß die drei Personen im Keller aus der Finsternis. Zwei Frauen und ein Toter. Eine Frau richtete sich keuchend auf und strich durch ihr Gesicht.
Ich erkannte sie.
Es war Maya Mayotte, die Zigeunerin!
Bei allem
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