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0496 - Die Flotte der Clans

Titel: 0496 - Die Flotte der Clans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unbeweglich vor. Doch sie glitt leicht und geräuschlos in den anderen Raum. Aus dem Halbdunkel kam ein Stöhnen.
    Pentschypon-Kala 896. konnte nur schattenhafte Umrisse erkennen. Er fand einen Lichtschalter und betätigte ihn.
    Seine Mutter hockte in einer Art Käfig und starrte ins Licht.
    Sie war alt!
    Uralt!
    Pentschypon-Kala 896. wich entsetzt zurück. Diesen Anblick hatte er nicht erwartet. Er sah, daß sie ihn nicht erkannte. Sie bewegte ihre blutleeren Lippen. Sie war fast zu einem Skelett abgemagert. Ihr Kopf war ein Totenschädel, in dem sich zwei erloschene Augen unermüdlich bewegten.
    Rpolas Stimme kam durch die offene Tür.
    „Sie ist schwachsinnig!"
    Die alte Frau streckte die Klauenhände aus, als wollte sie nach etwas greifen. Sie wimmerte leise.
    Pentschypon-Kala 896. merkte, daß er mit den Händen die feuchtkalte Wand berührte. Er tastete sich weiter, bis er den Lichtschalter fand. Es wurde wieder dunkel. Seine Mutter verwandelte sich in einen Schatten. Aber das Bild, das er gesehen hatte, wollte nicht weichen.
    „Widerlich!" stieß er hervor. „Dieses widerliche alte Weib."
    Er schwankte zitternd in den Vorraum zurück.
    Rpola packte ihn mit festen Händen und drückte ihn auf einen Stuhl.
    „Ich hasse sie!" schrie Pentschypon-Kala 896. außer sich. „Sie ist alt! Alt!" Seine Stimme ging in ein Schluchzen über.
    Rpola brachte einen Becher und flößte dem Clanoberhaupt etwas von einer dunklen Flüssigkeit ein. „Beruhigen Sie sich."
    Pentschypon-Kala 896. stieß den Becher zurück.
    „Ich werde die Gesetze ändern!" rief er. „Niemand darf älter als achtzehn werden. Mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahres müssen alle, die noch am Leben sind, in den Konverter. Ich kann diese alten Ungeheuer nicht mehr sehen."
    Rpola sagte dumpf: „Ich habe mich daran gewöhnt. Aber Ihre Mutter sieht wirklich schlimm aus. Sie muß weit über Zwanzig sein."
    Jemand hämmerte von draußen gegen die Tür. Rpola schrie hinaus, daß er jetzt nicht gestört werden wollte.
    Entschuldigend sagte er zu Pentschypon-Kala 896. „Heute stehen acht Alte auf unserer Liste. Die Männer haben Angst, daß wir es nicht schaffen könnten."
    „Karmin!" murmelte Pentschypon-Kala 896. „Was habe ich ihr angetan?"
    „Was werden Sie jetzt tun?" fragte Rpola sachlich. „Jetzt, wo der Fall bekannt geworden ist, müssen Sie etwas unternehmen."
    „Bringt sie in den Konverter!" Rpola zögerte.
    „Sie wissen, daß der Henker sie nicht anzunehmen braucht.
    Der Henker ist autark. Er braucht keine Befehle entgegenzunehmen - auch von Ihnen nicht."
    In diesem Augenblick bedauerte Pentschypon-Kala 896. daß er sich nie mit dem Henker auseinandergesetzt hatte. Wie alle anderen Besatzungsmitglieder hatte auch er eine ausgeprägte Scheu vor diesem unheimlichen Mann in der Kapuze. Nur einmal hatte er den Henker aus der Ferne gesehen, als dieser sich in einem Depot mit Nahrungsmitteln versorgt hatte. Der Raumfahrer, der den Konverter bediente, kam nur selten aus seinen Räumen im unteren Teil des Schiffes hervor.
    „Er wird sie in den Konverter bringen, wenn er erfährt, daß es meine Mutter ist", sagte Pentschypon-Kala 896. leise.
    Rpola schwieg. Er sah ein, daß jetzt nicht der Zeitpunkt war, mit dem Clanoberhaupt zu diskutieren. Der Anblick seiner Mutter hatte den Oberbefehlshaber der Juclas verwirrt. Rpola war froh, daß jetzt keine entscheidenden Befehle gegeben werden mußten; das Clanoberhaupt hatte versagt.
    Der Chef der Alterspolizei erlebte nicht zum erstenmal, daß jemand durch den Anblick des Alters geschockt wurde.
    „Warum antworten Sie nicht?" wollte Pentschypon-Kala 896. wissen.
    Rpola lächelte müde.
    „Ich kenne die Reaktionen des Henkers besser als jeder andere. Ich habe auch die Berichte meiner Vorgänger gelesen.
    Keiner der Henker hielt sich so streng an die Schiffsgesetze wie der amtierende."
    Pentschypon-Kala 896. stieß eine Verwünschung aus. Rpola wertete das als gutes Zeichen.
    „Ich werde selbst mit ihm reden!" Pentschypon-Kala 896. stand auf. „Halten Sie meine Mutter inzwischen solange fest. Und ...
    wickeln Sie ihr die Todestücher um den Kopf."
    „Das kann ich nicht tun", versetzte der Alterspolizist. „Ich weiß nicht, wo ihre Todestücher sind."
    „Dann nehmen Sie irgend etwas!" schrie Pentschypon-Kala 896. „Wickeln Sie ihr etwas um den Kopf, damit niemand mehr ihr Gesicht zu sehen braucht. Ich will nicht, daß sie noch einmal von jemand gesehen wird."
    Er stürmte hinaus.
    Rpola folgte

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