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0497 - In drei Minuten bist du tot

0497 - In drei Minuten bist du tot

Titel: 0497 - In drei Minuten bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf. Dann peitschten die Schüsse. Drei Schüsse schnell hintereinander.
    Jede Kugel schlug in Genovas Rücken ein und trieb ihn vorwärts. Er stolperte und griff Halt suchend nach dem Türpfosten. Doch da verließ ihn schon die Kraft. Die Tasche mit den kostbaren Diamanten polterte zu Boden, der Zeigefinger seiner rechten Hand krümmte sich im Todeskampf und löste noch einen Schuß aus.
    Dann war Pietro Genova tot.
    ***
    Auf der ganzen Fahrt zu den alten Docks hatte ich noch die Stimme des Anrufers im Ohr. Die Stimme und däs unheimliche Kichern. Es mußte lange her sein, seit ich es zuletzt gehört hatte.
    »Es gefällt mir nicht, Phil. Ganoven verpfeifen einen großen Boß wie Genova nicht so einfach. Ich habe das dumme Gefühl, daß wir in eine Falle tapsen sollen.«
    »Das ist wirklich ein Geistesblitz!« spottete Phil. »Ich erwarte nämlich nicht, daß Genova und Konsorten uns mit Girlanden und dem Abspielen der Nationalhymne empfangen. Die werden sich schon abgesichert haben.«
    »Die Stimme macht mir zu schaffen, Phil. Ich komme nicht dahinter, wo ich sie schon gehört habe.«
    »Die Stimme des Anrufers?«
    »Ja. Obwohl sie ein wenig verstellt war, kam sie mir doch sofort bekannt vor.«
    Ich bog in das Gassengewirr des Hafenviertels ein. Phil knipste seine Bleistiftlampe an und studierte in ihrem Schein die Straßenkarte. Er dirigierte mich um mehrere Ecken, bis er schließlich meinte: »Am besten stellst du deinen kleinen Maikäfer hier ab, Jerry. Ich rufe noch mal zur Zentrale durch, ob unsere Leute bald antanzen.«
    Ich rangierte den Jaguar in den toten Winkel zwischen zwei Mauervorsprungen, während Phil zum Funktelefon griff. Unsere Leute waren schon unterwegs, um sowohl die Wasserfront wie auch die zum Schuppen 117 führenden Gassen zu sperren.
    »Na, denn«, sagte Phil und stieg aus. »Hast du deine Artillerie auch nicht vergessen?«
    Statt einer Antwort zog ich den Smith and Wesson und lud durch. Ich behielt ihn in der Hand, denn von nun an konnten diese düsteren Mauern zu beiden Seiten der Gasse jede Sekunde plötzlich Feuer speien. Ich hatte mich schon wohler gefühlt.
    Nichts Verdächtiges regte sich ringsum. Nicht mal eine streunende Katze, nicht mal eine Ratte. Auf dem Hudson heulte eine Sirene, fern brauste New Yorks nächtlicher Verkehr. Phil und ich waren im Augenblick so einsam, als wären wir die ersten Astronauten auf dem Mond.
    Das Tor zum Hof vor dem Schuppen 117 war nur angelehnt. Es knirschte in den Angeln, als ich es sachte aufschob und mich hindurchzwängte. Am liebsten hätte ich mit der Stablampe den Hof und das düstere Gemäuer des Schuppens abgeleuchtet. Aber dann konnte ich mich auch gleich als Zielscheibe im Schießkeller zur Verfügung stellen.
    Phil neben mir glitt drei Schritte zur Seite. Er beobachtete den Haufen Gerümpel auf der rechten Hofseite. Immer noch blieb es still.
    »Gib mir Deckung!« raunte ich und sprang in langen Sätzen hinüber zum Schuppen. Kein Schuß knallte, keine Bombe explodierte. Ich starrte an der Fassade des Schuppens empor, überflog die glaslosen Fenster. Nichts.
    Plötzlich sah ich den schmalen Lichtsplitter an der Tür zum Keller Ein paar ausgetretene Stufen führten hinab. Die Holztür hatte sich unter dem Einfluß der Witterung verzogen. Durch eine Ritze fiel der Lichtschein heraus. Sollte er mich anlocken?
    Eine Flasche klirrte im Keller. Dann hörte ich schlurfende Schritte. Ein Mann sagte: »Wie wär’s mit einem Schluck, Bruder? Das schlechte Leben hat ein Ende. Mann, so einen gepflegten Durst habe ich seit Jahren nicht gehabt. Hier, das ist ein Bourbon, in dem du baden kannst. Zwitschere einen, Serge. Dann ist dein Fieber bald vorbei.«
    »Halt die Klappe«, sagte eine brüchige, tonlose Stimme kaum verständlich.
    »Wer nicht will, der hat schon«, erwiderte der andere. »Meiner Mutter Sohn begießt sein Innenleben. In dieser Nacht habe ich genug geschwitzt, verlaß dich drauf.«
    Wieder die schlurfenden Schritte. Zwei Männer waren also bestimmt dort unten. Und wo steckten die anderen? Wo waren Genova und Harry Sefton? Stimmte es, daß Serge Calamow Fieber hatte? Oder spielten die beiden dort unten ein Stück mit verteilten Rollen, auf das ich reinfallen sollte?
    Phil huschte über den Hof heran und flüsterte: »Kann nichts Verdächtiges feststellen, Jerry. Draußen vor dem Tor sind zwei unserer Leute. Soll ich sie holen?«
    »Nein. Kann sein, daß die Burschen eine Teufelei ausgeheckt haben. Ich gehe jetzt in den Keller.

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