0497 - Söldner aus Atlantis
Danach vernahm ich noch Karas enttäuschten Ruf und ihre Worte: »Es ist vorbei!«
Ich öffnete die Augen. Suko stand neben mir. Auch er zeigte ein ungläubiges Gesicht.
Kara hatte nicht gelogen. Es war tatsächlich vorbei. Kein Licht lag auf dem weiten Rasen, die Menschen waren ebenso verschwunden wie die grüne Lanze.
Der Central-Park hatte seine Ruhe wiedergefunden. Der große Kampf aber würde woanders weitertoben.
Kara kam zu uns. Die Schwertspitze zeigte nach unten. Sie schleifte dabei durch das Gras. »Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Es tut mir so verdammt leid. Ich konnte nicht anders. Wir sind um Sekunden zu spät gewesen.«
Ihre Züge zeigten die schwere Enttäuschung. Es sah fast aus, als wollte sie anfangen zu weinen.
Dann hob sie die Schulter. Müde, verzweifelt. Sie wischte über ihre Augen.
Neben mir hörte ich die harten Schritte eines Cops. »Jetzt will ich von Ihnen die Erklärung haben, was das alles soll!« fuhr mich der Uniformierte an.
Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
Er winkte ab. »Hier haben Sie nicht viel zu sagen. Okay, Sie sind ein Kollege, aber Sie können uns hier nicht verarschen, Mann.«
»Das hatten wir auch nicht vor, Meister. Bestimmt nicht. Nur sollten Sie bei Mr. Abe Douglas anrufen. Er ist G-man und…«
»John, ich unterbreche dich nur ungern«, sagte Kara. »Aber es eilt, wenn wir noch etwas retten wollen.«
Ich verstand sie. »Die Steine?«
Sie nickte.
»Gut.«
Auch Suko kam herbei. Wir kümmerten uns nicht um die Cops, denen wir unheimlich waren.
Kara, Suko und ich schlossen den Kreis, dessen Mittelpunkt ihr Schwert war, auf dessen Kräfte wir uns wieder einmal verlassen mußten.
»Was soll das denn?«
Zwei Cops wollten den Kreis durchbrechen, aber wir waren schneller und verschwanden vor den Augen der überraschten New Yorker Polizisten…
***
Kara war gegangen und hatte den kleinen Magier allein in der Hütte zurückgelassen. Er wußte nicht genau, was sie vorhatte, aber er ahnte es. Er hätte aufstehen und ans Fenster treten können, um nach draußen zu schauen. Er ließ es aber bleiben, weil er es einfach nicht sehen wollte. Vielleicht war es gut, was Kara tat, vielleicht aber auch nicht. Das würde sich alles später zeigen.
So blieb Myxin in der Hütte, starrte gegen die Wand und fühlte sich elend wie seit langem nicht mehr. Damals, als ihm Asmodina noch gefährlich werden konnte, hatte er auch dieses drückende und pressende Gefühl besessen, das Aufkeimen der Furcht. Da hatte Myxin noch nicht voll auf der richtigen Seite gestanden. Nach dem vollzogenen Wechsel war es ihm dann besser ergangen. Zahlreiche Siege hatte er mit seinen Freunden errungen. Immer wieder war er von seiner atlantischen Vergangenheit eingeholt worden, hatte sich ihr gestellt und war auch dabei Sieger geblieben. Heute jedoch sah alles anders aus.
Myxin wußte, was auf ihn zukam. Diesmal hatte jemand die Fäden gezogen, der in den Tiefen einer Welt lauerte, die man als Totenreich bezeichnen konnte.
Macha Rothaar, seine Mutter, gab es zwar nicht mehr, aber sie hatte vorgesorgt. Sie kannte Myxins Schwächen, schließlich war er ihr Sohn.
Myxin hatte sehr bald gewußt, weshalb die Vergangenheit die vier Söldner entlassen hatte.
Man wollte ihn töten. Und zwar mit einer ganz gefährlichen Waffe. Aus magisch verseuchter Vulkan-Lava war sie entstanden, eine Lanze, die alles durchbrannte, was sich ihr in den Weg stellte.
Eine Kristallanze.
Myxin fürchtete sich vor ihr. Er hatte damit gerechnet, daß sie lange in der Erde liegenbleiben würde, vielleicht für immer, doch die Atlanter vergaßen nichts, auch wenn es mehr als 10 000 Jahre zurücklag.
Noch war nichts geschehen. Myxin spürte nur die innerliche Angst. Er reagierte jetzt völlig menschlich, er wußte nicht genau, was er noch unternehmen sollte. Seine Blicke glitten durch die Hütte. In ihr hatte er sich stets wohl und sicher gefühlt, das war nun vorbei. Er kam sich eingeschlossen und bedrängt vor. Um ihn herum lauerte das Unsichtbare, die schreckliche Gefahr, die sich immer mehr zusammenzog und sich dabei wie ein Ring um seine Kehle legte.
Myxin stand auf.
Er schritt durch die leeren Räume, schaute auf die Schlafstelle seiner Partnerin, hob in einer hilflosen Bewegung die Schultern und merkte kaum, daß er sich der Ausgangstür genähert hatte.
Eine Weile blieb er davor stehen. Er dachte darüber nach, ob er die Hütte verlassen sollte oder nicht.
Noch schaute er zurück. Es kam ihm selbst vor wie ein
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