0499 - Garingas Fluch
hinzugekommen.
Es stank nach Moder.
Nach verfaultem Fleisch, nach Tod und Vergänglichkeit, als lägen zahlreiche Leichen in der Nähe.
Ich war auf der Hut, rechnete sogar mit Zombies und deren Angriff, denn auch sie gaben oft genug diesen widerlichen Gestank ab. Wieder nahm ich die Lampe zu Hilfe, der Gestank hatte mich einfach zu sehr gestört. Ich leuchtete rechts und links die Gangwand ab auf der Suche nach irgendwelchen Nischen, fand allerdings kein Versteck, in dem sich ein lebender Toter hätte verbergen können.
Dafür ging das Skelett nicht mehr weiter. Ohne daß ich den Grund dafür entdeckt hatte, war es stehengeblieben. Ich streckte den rechten Arm aus und strahlte in die Richtung des Knöchernen, wo ich erkannte, daß der Stollen ein Ende hatte.
Er mündete in einen Saal oder Raum, der eine runde Form zeigte. In der Mitte hatte der Knöcherne angehalten.
Was wollte Garinga dort?
Eine Antwort auf die Frage bekam ich sehr bald, als ich mich dem Skelett soweit genähert hatte, daß ich seine unmittelbare Umgebung absuchen konnte.
Jetzt wußte ich, weshalb Garinga stehengeblieben war. Er hielt sich inmitten alter Leichen auf, die ihn, auf Stühlen sitzend, umkreist hatten.
Noch nie zuvor hatte ich eine schaurige Grabstätte gesehen…
Bill Conolly machte es Spaß, seinem Porsche mal wieder richtig Stoff geben zu können. Wo es der Verkehr erlaubte, überschritt er auch die festgelegte Höchstgeschwindigkeit. Dies war ein Notfall, und für eventuelle Strafen kam Scotland Yard auf.
Der Reporter und Suko jagten in den schwülheißen Nachmittag hinein. Je länger sie fuhren, um so stärker veränderte sich die Luft. Sie wurde drückend. Die am Himmel stehende Sonne wirkte manchmal wie ein verwaschenes Auge. Es roch nach einem Gewitter, das sich wahrscheinlich erst in der Nacht entladen würde.
Die Industriegebiete lagen längst hinter ihnen. Sie gerieten nach einer fast dreistündigen Fahrt in die Nähe der Provinz Herefordshire, wo auch Garway liegt.
Suko schaute auf der Karte nach. Bill hatte das Schiebedach einen Spalt geöffnet. Der Wind pfiff in den Wagen, ohne das es Durchzug gab. An das heulende Geräusch hatten sich die beiden Männer gewöhnt. Sie waren sehr still. Bill mußte sich konzentrieren, und Suko hing seinen Gedanken nach, die sich um die Templer drehten.
Er war froh, den Reporter an seiner Seite zu wissen. In den folgenden Stunden würde es ums Ganze gehen. Das Sinclair-Team war dabei, einen Vorhang abzureißen, der bisher ein bestimmtes Geheimnis umgeben hatte. Ein Geheimnis, das an den Grundkräften rütteln konnte. Der Dunkle Gral war nicht nur irgend etwas. Unter der Bezeichnung Gral hatte er die Jahrhunderte durchwandert und die Ansichten der Menschen gespalten.
Von der einen Seite abgelehnt und verdammt, von der anderen hochgelobt. Wer recht hatte, wußte Suko noch nicht. Er hoffte nur, das Rätsel in den folgenden Stunden lösen zu können.
Daß sich John Sinclair in eine Falle hatte locken lassen, gefiel ihm überhaupt nicht. Er wunderte sich auch darüber, daß der Abbé den Geisterjäger nicht gewarnt hatte. War Bloch vielleicht selbst überrascht worden?
»Woran denkst du?« fragte Bill.
Suko winkte ab. »An vieles.«
»Und vor allen Dingen?«
»Mir ist gerade Tanith wieder eingefallen. Wie hat sie sich eingemischt, Bill?«
Der Reporter lächelte und schaltete herunter. »Frag lieber, was sie mit den Templern zu tun hat?«
»Nichts.«
»Das denkst du, Suko.«
»Ich weiß es nicht.« Der Inspektor hob die Schultern und schaute nach draußen. Die Gegend war längst nicht mehr so flach. Unter der dunstig erscheinenden Sonne standen Hügelketten wie Buckel von großen Tieren. Wiesen und Weiden sahen aus wie grüne Teppiche. Wilde Blumen blühten am Rand der Straße und schauten mit ihren bunten Köpfen aus den Gräben. Sie verbreiteten manchmal einen betörenden Duft, der auch in den Wagen wehte.
Natürlich besaß der Porsche eine Klimaanlage. Bill hatte sie trotzdem nicht eingeschaltet. Hätte Sheila neben ihm gesessen, wäre es etwas anderes gewesen, er kam auch mit den normalen Temperaturen zurecht.
Bei Rosson-Wye hatten sie den Motorway verlassen. Die Namen der Städte bekamen einen walisischen Klang. Die Grenze zu Wales lag zum Greifen nahe.
Sie mußten nördlich fahren, auf Hereford zu, passierten die Stadt und hatten es nicht mehr weit.
Suko spielte jetzt den Führer. Über jedes Hinweisschild ließ er seinen Blick streifen. Die Berge waren näher
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