0499 - Garingas Fluch
Ruhe haben. Richten auch Sie sich danach.«
»Das war deutlich genug«, sagte Suko, als er die Tür zuschlug. »Eine Warnung.«
Bill nickte. »Aber nichts Konkretes. Das wiederum ärgert mich irgendwie.«
»Auf zu Saunders.«
»Falls wir ihn finden.«
Der Porsche startete röhrend. Dabei wehte der Klang des Auspuffs über die Straße.
Garway empfing sie zu einer Zeit, wo bereits die Geschäfte schlossen. Die Stadt lag wie unter einer dicken Glocke aus Dunst begraben. Zwischen den Häusern stand die Schwüle wie eine Wand. Man sah es den Menschen direkt an, daß sie auf ein Gewitter warteten.
Bill ließ den Wagen bis ins Zentrum rollen, wo sich ein Marktplatz ähnlich einem Innenhof ausdehnte. An einer Seite befand sich eine mit Efeu und anderen Ranken bewachsene Mauer.
Dort stellte Bill den Porsche ab. Die beiden Freunde stiegen aus und schauten sich um.
»Sieht recht idyllisch aus«, sagte der Reporter und deutete auf die Fassaden der alten Häuser.
»Man kann sich auch täuschen.«
»Sicher.«
Die Menschen betrachteten sie mit scheuen, auch etwas mißtrauischen Blicken. Fremde war man in Garway wohl nicht gewohnt. Nicht ein Windzug fuhr gegen ihre Gesichter. Da sie wegen ihrer Waffen noch Jacketts trugen, waren sie schon sehr bald in Schweiß gebadet.
Ihr Ziel war eine normale Kirche. Der Turm überragte alle Häuser im Ort. Sie wollten beim Pfarrer nachfragen, ob er mehr über die Templer-Kirche und einen Mann namens Saunders wußte.
Der Weg war nicht zu verfehlen. Sie schritten durch eine schmale Gasse, wurden von einem Hund verfolgt, der sie müde ankläffte, sich dann aber wieder verzog. Auch er mochte die Schwüle nicht.
Wenig später standen sie vor verschlossenen Kirchentüren. Das Pfarrhaus befand sich rechts davon.
Es lag im Schatten mächtiger Ulmenkronen, die wie ein rundes Dach wirkten.
»Da werden wir ihn bestimmt finden«, sagte Bill und lenkte seine Schritte auf einen sorgfältig geharkten Kiesweg zu, der erst vor dem Türpodest endete.
Bill fand eine Klingel. Suko sah, daß sich hinter dem Fenster rechts neben der Tür die weiße Gardine bewegte.
»Es ist jemand zu Hause.«
»Dann wird er auch öffnen.«
Bills Optimismus war verfrüht. Niemand kam, um sie ins Haus zu lassen. »Die wollen uns nicht«, sagte der Reporter. Er schellte zum zweiten und zum dritten Mal.
»Dann werden sie ihre Gründe haben.«
Bill nahm den Finger von der Klingel. »Kannst du sie mir erklären?«
»Nein.«
»Aber du ahnst etwas?«
Bevor Suko zu einer Erwiderung kam, wurde ihnen dennoch geöffnet. Nur spaltbreit zog jemand die Tür auf. Sie hatten mit dem Pfarrer gerechnet und waren erstaunt, daß sie ein Frauengesicht zu sehen bekamen. »Ja, was wünschen Sie?«
Bill setzte sein etwas verlegen wirkendes Lächeln auf. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Madam, wir wollten eigentlich mit dem Pfarrer sprechen und dachten…«
»Er ist nicht…« Sie holte Luft und sagte: »Er will heute mit niemandem reden. Er fühlte sich nicht wohl. Kommen Sie morgen wieder. Das ist besser.« Sie schlug die Tür zu und ließ die beiden ziemlich belämmert stehen.
»Ja«, sagte Bill. »Das war eine Abfuhr.«
»Die mir gar nicht gefällt.«
Der Reporter grinste. »Du auch, nicht?«
»Nein, hier stimmte etwas nicht.«
»Wie ich dich kenne, willst du trotzdem ins Haus - oder?«
Suko hob die Schultern. »Zumindest möchte ich mal einen Blick hineinwerfen.«
»Aber nicht hier.«
»Nein, gehen wir um das Haus.« Suko schielte dabei auf das Fenster. Wieder bewegte sich die Gardine. »Wir werden beobachtet, Bill.«
»Dann weiß ich Bescheid.«
Die beiden Männer gingen so weit zurück, bis sie vom Fenster aus nicht mehr gesehen werden konnten. Dann schlugen sie sich in die Büsche. Ihre Schritte waren auf dem weichen Rasen kaum zu spüren. Geduckt gingen sie einen Bogen, erreichten auch die Grenze zur Kirche, und es, war Bill, der über einen sperrigen Gegenstand stolperte, so daß es ihn fast auf die Nase geworfen hätte.
Einen leisen Fluch ausstoßend, drehte er sich herum. Suko war neben dem Gegenstand stehengeblieben, der im weichen Gras wie auf einem dichten Teppich lag.
»Das ist ein großes Eisenkreuz«, sagte er leise.
Bill stand auf einem Bein und rieb seinen geprellten Fußknöchel. »Ja, das spüre ich.«
»Weshalb liegt es hier?«
Der Reporter trat wieder normal auf. »Wahrscheinlich hat man es angerissen.«
»Das sehe ich auch so. Aber was ist der Grund?«
»Kann ich dir nicht
Weitere Kostenlose Bücher