0499 - Garingas Fluch
gerückt. Sie wirkten wie dunstige, blaugraue Schatten.
Über ihnen ballten sich bereits graue Inseln zusammen. Wolkenformationen, deren Energie sich bestimmt irgendwann in der nächsten Zeit entladen würden.
An einer Kreuzung fuhr Bill rechts an. Die breiten Reifen schmatzten über den weich gewordenen Asphalt. Radfahrer kamen ihnen entgegen. Der Porsche stob vorbei. Sie rollten jetzt direkt auf Garway zu, dieser kleinen Stadt, die an sich in der Landschaft unterging und von kaum einem Menschen gekannt wurde, die jedoch eine Templer-Kirche besaß und wahrscheinlich ein großes Geheimnis hütete.
Erste Häuser erschienen. Sie wirkten gepflegt. An den Fensterbänken und Balkonen schauten bunte Blumen aus den Kästen, als wollten sie jeden Fremden grüßen.
Bill war langsamer gefahren. »Ein nettes Örtchen«, sagte er nickend.
»Und nicht viel Verkehr.«
Da hatte Suko recht. Ihnen kam kaum ein Wagen entgegen. An der linken Seite sah Bill eine Tankstelle. Das Schild mit der Aufschrift »open« stach ihnen ins Auge.
»Pause«, sagte der Reporter und lenkte den Porsche vor eine der Zapfsäulen.
Selbsttanken konnte er hier nicht. Als die beiden ausstiegen, öffnete ein junger Bursche die Tür seines Kassenladens. Der Mann trug nur einen grauen Kittel über der kurzen Hose.
»Volltanken?« fragte er und hielt schon den Zapfschlauch in seiner ölverschmierten Hand.
»Ja, fast.«
»Ich weiß, wegen der Hitze.«
»Sicher.«
Suko vertrat sich die Beine. Er schaute in den Ort hinein, während Bill neben dem Tankwart stehengeblieben war und diesen in ein Gespräch verwickelte.
»Hier ist auch nichts los - oder?«
»No, Mister. In Garway liegt der Hund begraben.«
»Dabei haben Sie eine so bekannte Kirche.«
Der Tankwart lachte. »Bekannte Kirche? Wir haben mehrere. Aber daß eine von ihnen bekannt sein soll…« Er hob die Schultern. »Wo kommen Sie her, Mister?«
»Aus London.«
Der Tankwart zog die Augenbrauen zusammen. »Und dann kennen Sie unsere Kirchen? Das ist fürwahr verwunderlich.«
Bill hob eine Hand. »Moment, Meister, ich habe nicht von Kirchen gesprochen. Ich meine eine bestimmte. Diese Templer-Kirche.«
Der junge Mann ging einen Schritt zurück. Sein Blick wurde mißtrauisch. »Dieses alte Gemäuer? Was interessiert Sie daran?«
Bill versuchte harmlos auszusehen. Er deutete auf Suko. »Wir sind Historiker und beschäftigen uns auch mit Kirchengeschichte. Mein Kollege ist aus Asien gekommen, um hier in England historische Stätten zu besichtigen. Wir haben in einem Buch von der alten Kirche gelesen, die in Garway stehen soll.«
»Das stimmt auch.«
»Wunderbar!« Bill lachte.
Der Tankwart winkte ab. »So wunderbar ist das gar nicht. Man geht einfach nicht in diese Kirche.«
»Daß dort keine Messen abgehalten werden, ist mir schon klar«, sagte der Reporter. »Wir wollen auch nur…«
»Ich kann Ihnen auch nicht helfen.« Der Tankwart schaute auf die Geldanzeige und nannte die Summe.
Bill ließ sich nicht beirren. »Spukt es dort vielleicht?«
»Ich bekomme elf Pfund, Mister.«
»Können Sie uns wenigstens den Weg sagen, den wir nehmen müssen?«
»Fragen Sie im Ort nach.«
»Ist man dort aufgeschlossener?«
»Glaube ich kaum.«
»Ein Tip nur, junger Mann, und Sie können mir auf fünfzehn Pfund herausgeben.«
Der Tankwart überlegte. Dann hob er die Schultern. »Wie Sie wollen, es ist Ihr Job. Fragen Sie nach einem Mr. Saunders. Der wird Ihnen helfen können.«
»Weshalb gerade er?«
»Weiß ich auch nicht. Er kennt sich aber aus.« Der junge Mann verschwand mit der Geldnote in seinem kleinen Bau, um zu wechseln.
Bill drehte sich zu Suko hin. »Na, hast du alles gehört?«
»Natürlich.«
»Und was sagst du?«
»Saunders. Das ist der Kerl, mit dem auch John Sinclair verabredet war.«
»Ja, der Kreis scheint sich zu schließen. Jedenfalls werden wir uns nicht überraschen lassen.«
Der Tankwart kam zurück. Sein Gesicht zeigte einen verschlossenen Ausdruck. »Hier sind die fünf Pfund.«
»Danke.« Bill klopfte dem Mann auf die Schultern. »Wir werden niemandem sagen, daß Sie uns geholfen haben.«
»Das möchte ich mir auch ausgebeten haben. Wenn ich Ihnen noch einen Rat geben darf. Fahren Sie wieder zurück. Lassen Sie die Templer-Kirche in Ruhe. Kümmern Sie sich nicht um die Toten, es ist besser für Sie, für uns alle.«
»Welche Toten?«
»Die auf dem Friedhof vor der Kirche begraben liegen. Und das schon seit Hunderten von Jahren. Sie wollen und sollen ihre
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