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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin Kostenlos Bücher Online Lesen
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öffnete sich zu einem Schrei, aber es wurde nur ein halblautes Lallen daraus.
    Im Rollstuhl saß Phil!
    Er sah furchtbar und erbarmungswürdig zugleich aus. Man mußte ihn geschlagen haben. Das Gesicht war verpflastert und an manchen Stellen blau, verschwollen und blutunterlaufen.
    Das schlimmste aber waren seine Augen. Sie standen weit offen, starrten mich an und zeigten trotzdem keine Spur von Erkennen. Es waren tote Augen wie bei einer Puppe.
    Mein Herzschlag drohte auszusetzen. Für Augenblicke glaubte ich wirklich, diese Bestien hätten meinen Freund ermordet und seine Leiche mir gegenübergestellt, um mir den Rest zu geben.
    Ich strengte mich an, konzentrierte mich auf einen Punkt seines Körpers. Da sah ich, wie sich seine Brust hastig und unregelmäßig in kurzen Stößen hob und senkte.
    Phil lebte! Aber wie lebte er?
    Auch er stand unter dem Einfluß von betäubenden Drogen. Vielleicht waren die Mengen zu groß gewesen. Ich wußte, daß bestimmte Mittel, in großen Dosen verabreicht, zu Atmungslähmungen führen konnten.
    Und das war der Tod!
    Phils Haut war leichenblaß, seine Lippen blau. Nur die Augen blickten auf irgendeinen Punkt an der weißgetünchten Wand!
    Ich Spürte ein Würgen im Hals. Mein Mund versuchte, Worte zu formen. Ich schaffte es mit letzter Energie: »Phil!«
    Er reagierte nicht. Dafür wurde es hinter mir lebendig. Es war der Arzt, der schon einmal an meinem Bett gewesen war.
    Obwohl ich nicht klar denken, mich kaum konzentrieren konnte, nahm ich seine Erscheinung in dem klaren Licht des Vormittags deutlicher wahr als in meinem Zimmer. Er war sehr groß. Sein Gesicht wirkte unbeweglich, hart und erbarmungslos.
    »Kennen Sie diesen Mann, Mr. Holding?« In seiner Stimme lag Hohn und Spott.
    Ich schluckte und kämpfte dagegen an, weich zu werden.
    »Kennen Sie diesen Mann?« wiederholte er schärfer.
    Ich wollte es nicht. Mein Mund formte von allein den Namen: »Phil!«
    Er lachte. »Es wird immer schlimmer mit Ihnen, Mr. Holding. Sie glauben also, dieser Mann sei Phil Decker. Der berühmte Freund eines berühmten G-man. Und dieser G-man wollen Sie sein. Das ist Bewußtseinsspaltung. Schizophrenie! Eine unheilbare Geisteskrankheit. Sie werden zwar nicht wegen Totschlags zur Verantwortung gezogen werden, aber Sie werden Ihr Leben hinter Sanatoriumsmauern verbringen.«
    Ich verstand jedes Wort, verstand auch die Zusammenhänge, die er mir damit aufdecken wollte. Und auf einmal glaubte ich auch, den ganzen teuflischen Plan zu begreifen.
    Die Cosa Nostra wollte sich nicht mit dem Tod zweier FBI-Agenten belasten. Ihre Führer waren viel zu schlau, um dieses Risiko einzugehen, wenn es nicht unausweichlich war.
    Man wollte uns auf eine andere Art mattsetzen. Sie war gleichbedeutend mit unserem Tod. Wir waren verurteilt. Phil war ein lebender Leichnam… und ich ebenfalls. Niemand würde uns mehr zu fürchten brauchen. Nur lachen würde man über uns. Die gesamte Unterwelt von San Francisco bis zur Ostküste.
    Es würde noch einige Zeit dauern, bis man uns soweit hatte. Wochen, möglicherweise aber auch nur Tage. Und wenn nicht ein Wunder geschah, würden wir durch Schockbehandlungen und Drogen, vielleicht sogar durch einen kleinen chirurgischen Eingriff, zu Vollidioten gemacht werden.
    Der Arzt winkte die beiden Pfleger heran. Sie schoben Phil ins Haus. Gleich darauf holten sie auch mich.
    Obwohl es in meinem Kopf dröhnte und hämmerte, versuchte ich, mir den Weg einzuprägen.
    Es war ein gespenstisches Haus. Wir begegneten keinem Menschen.
    Zuerst ging es wieder den Korridor entlang bis zu einem Aufzug für Lasten.
    Der Fahrstuhl glitt nach unten. Ich schätzte drei Stockwerke. Die Terrasse lag mit dem Korridor auf gleicher Höhe. Sie entsprach ungefähr dem 1. Stock.
    Drei-, wenn nicht viermal, glitten Türen an mir vorbei. Meine Augen und mein Gehirn vermochten die schnelle Folge nicht genau aufzunehmen. Jedenfalls ging die Fahrt in den Keller — in einen sehr tief liegenden Keller vermutlich.
    Sie schoben mich abermals einen langen Korridor entlang bis zu zwei hohen Doppeltüren. Als der Rollstuhl beinahe daranstieß, öffneten sie sich selbsttätig, wahrscheinlich durch eine optische Schleuse.
    Der dahinterliegende Raum war ein modern eingerichteter Operationssaal. Helle Lampen über dem Operationstisch zeigten an, daß ein Eingriff vorgenommen werden sollte.
    An mir? Oder an Phil?
    Zwei Männer in Ärztekitteln, mit Atemmasken vor Mund und Nase, die ihr Gesicht unkenntlich machten,

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