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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin Kostenlos Bücher Online Lesen
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klang.
    »Sie sind sehr krank, Mr. Holding. Sie toben und zerschlagen alles, wenn wir Sie nicht festbinden. Gleich wird der Arzt kommen und Ihnen eine Beruhigungsspritze geben. Es wird alles wieder gut werden, Mr. Holding. Sie müssen nur Geduld haben.«
    Zuerst glaubte ich an eine Verwechslung, dann an eine Bewußtseinsspaltung. Ich biß auf meine Unterlippe. Als ich den Schmerz spürte, wußte ich, daß ich mich nicht auf eine Seelenwanderung begeben hatte.
    »Wie haben Sie mich genannt?« fragte ich in die Dunkelheit hinein.
    »Mr. Holding, Mr. Archie Holding. Oder sind Sie noch immer der Meinung, der bekannte G-man Jerry Cotton zu sein?«
    Ich hielt den Atem an. Das war im Augenblick einfach zu viel. Dann sagte ich: »Sehen Sie in meinem Jackett nach! Dort finden Sie den Ausweis. Ich bin Jerry Cotton.«
    Ihre Stimme klang mitleidig. »Aber Mr. Holding, fangen Sie, um Gottes willen, nicht wieder damit an! Ich habe Ihren Paß gesehen, mit Fingerabdrücken und Lichtbild. Sie sind Mr. Archie Holding.«
    Ich sagte nur: »Machen Sie Licht!«
    »Das ist verboten. Ihre-Augen müssen geschont werden. Gedulden Sie sich noch ein paar Tage! Wie gesagt, es wird alles gut werden.«
    Die Frauenstimme klang angenehm, beruhigend und einschläfernd. Ich mußte mich zusammennehmen, um ihrem Charme nicht zu erliegen. Aber was war mit meinen Augen? Ich hoffte, nichts — oder wenigstens beinahe nichts.
    Und nun? War ich blind geworden?
    Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken. Auf einmal wurde der Raum von einem matten, seltsam nebligen Licht notdürftig erhellt. Ich sah! Aber alles war verschwommen, nicht klar in den Konturen. Zuerst erkannte ich den Mann im weißen Kittel. Er kam mir sehr groß vor, und als er sich über mich beugte, floß sein Gesicht wie ein Plumpudding auseinander. Mein Kopf begann wieder zu schmerzen. Ich drehte ihn zur Seite.
    Neben meinem Bett, denn soviel erkannte ich jetzt, saß eine schmale Gestalt, ebenfalls in Weiß.
    Und dann sprach der Mann mit einer tiefen, sonoren Stimme, die ähnlich wie die der Frau etwas Beruhigendes an sich hatte.
    »Nun, Mr. Holding, wie fühlen Sie sich? Haben Sie den ersten Schock gut überstanden?«
    »Welchen Schock?« fragte ich ruhig.
    »Sie haben Ihre Frau getötet. Wissen Sie das nicht mehr? Ihr Geist hat sich verwirrt. Sie sind krank, Mr. Holding, schwer krank!«
    Nun hatte ich sogar eine Frau, aber damit nicht genug, ich sollte sie auch gleich wieder getötet haben.
    »Ich habe also meine Frau umgebracht«, stellte ich sachlich fest.
    »Sehr schön, wirklich sehr schön, Mr. Holding. Sie machen Fortschritte. Wenn Sie nicht lange Zeit falsch behandelt worden wären, hätten wir Sie längst über den Berg.«
    »Ich bin also Archie Holding.«
    Der Ton des Arztes klang vorwurfsvoll. »Bitte, fangen Sie nicht wieder mit den alten Geschichten dieses… dieses Jerry Cotton an! Wirklich, davon haben wir genug.«
    »Kann ich meinen Paß sehen?« fragte ich ruhig.
    Er nickte. »Bitte, Schwester, seien Sie so nett! Die Papiere sind in der Innentasche.«
    Sie gab ihm eine Brieftasche.
    Der Arzt kramte einen abgegriffenen Paß hervor und hielt ihn mir vor die Nase.
    Mein Bild grinste mir entgegen. Dann las ich die Personalien: Archibald Holding, geboren in San Francisco am…
    Die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen. Ich entdeckte die Fingerabdrücke. Obwohl ich es nicht kontrollieren konnte, hegte ich keinen Zweifel, daß es meine eigenen waren.
    Die Cosa Nostra hatte nichts vergessen, um mich aus dem Verkehr zu ziehen.
    ***
    Gegen Morgen — ich lag noch immer festgeschnallt im Bett, fühlte mich matt, zerschlagen und beinahe völlig willenlos — kamen zwei Pfleger ins Zimmer.
    Ich war zu schwach, um auch nur eine Frage zu stellen. Ich mußte unter der Einwirkung von Drogen stehen, die das Zentralnervensystem und damit alle Reaktionen lahmlegten.
    Die beiden Männer banden mich los. Sie hoben mich in einen Rollstuhl und fuhren mich einen langen Korridor entlang, der auf einer weitausladenden, zur Hälfte mit Glas verkleideten Veranda endete.
    Dort ließen sie mich stehen und verschwanden.
    Es vergingen Minuten, vielleicht war es auch eine Stunde. Ich hatte jeden Zeitbegriff verloren und wünschte nur zu schlafen. Gewaltsam bäumte ich mich dagegen auf. Es gelang mir wenigstens zeitweise, die Augen offenzuhalten.
    Und dann sah ich etwas Furchtbares.
    Die Pfleger schoben einen zweiten Rollwagen auf die Veranda, stellten ihn mir gegenüber und gingen wieder.
    Mein Mund

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