0499 - Todesblues für Marylin
vorgenommen«, sagte Mr. High. »Das Ergebnis war kläglich. Beaumont weiß nichts, jedenfalls gibt er das an. Und er möchte unbedingt weiter in Schutzhaft bleiben. Ich habe seine Überführung ins Untersuchungsgefängnis angeordnet.«
Ich nickte. »Kann ich den Haussuchungsbefehl haben?«
Mr. High hängte sich ans Telefon und sprach mit dem zuständigen Richter. Das Gespräch dauerte nur zwei Minuten. »Ein Justizangestellter bringt ihn herüber. Sie können sich gleich auf den Weg machen, Jerry.«
Zusammen mit Phil ging ich hinunter in den Hof. »Ich komme ins Waldorf«, sagte ich. »In einer guten Stunde treffen wir uns im Lunchroom.«
***
Ich fuhr zu Fergolinis Apartment. Die Tür war versiegelt. Außerdem hatte Captain Hywood einen Posten zurückgelassen. Ich kannte ihn nicht. Da ich nichts von ihm wollte, tippte ich nur an meinen Hut und stieg die Treppe hinunter.
Ich holte Beaumonts Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. In dem Wohnzimmer, das als einziges möbliert war, hatte sich nichts verändert. Den Aschenbecher füllten die Reste unserer Zigaretten.
Ich ging gleich durch in den nächsten Raum, der mich allein interessierte.
Der Wasserhahn über dem Becken tropfte, obwohl ich mich erinnerte, daß er bei meinem ersten Besuch zugedreht gewesen.war. Ich bückte mich und sah, daß der Boden gereinigt worden war. Nicht ein Stäubchen lag darauf. Und dann erlebte ich gleich noch eine Überraschung. Das Anschlußstück des Rohres, das in den oberen Stock führte, war ausgewechselt worden. Man hatte zwar versucht, alle verräterischen Spuren restlos zu beseitigen, aber es fehlte etwas, nämlich die Stelle, die ich mir gemerkt hatte und von der der Metallstaub stammte.
Ein leises Geräusch in meinem Rücken ließ mich herumfahren. Zwei Männer standen in der offenen Tür, einer trug die Uniform der City Police. Es war der Posten vom oberen Stock.
Beide hielten Pistolen in den Händen.
»Sie sind zu neugierig, Mr. Cotton«, sagte der Mann in Zivil. »Als Sie uns im Waldorf besuchten, glaubten wir noch an einen Spaß. Jetzt scheint es allerdings ernst zu werden. Schade, Mr. Cotton, ich finde Sie nicht unsympathisch.«
Langsam richtete ich mich aus meiner gebückten Stellung auf.
»Nehmen Sie die Hände hoch! Ich möchte nicht, daß Ihnen ewas zustößt.«
Ich folgte seinem Rat, denn im Augenblick lagen alle Chancen auf der Gegenseite.
»Sie wollten uns kennenlernen, Mr. Cotton. Ich bin in der Lage, Ihren Wunsch zu erfüllen. Ich nehme an, daß Sie uns keine Schwierigkeiten bereiten werden. Sie sind doch ein kluger Mann, Mr. Cotton.«
»Das Kompliment kann ich Ihnen nicht zurückgeben«, erwiderte ich. »Sie haben Spuren hinterlassen!«
»Leider, jeder macht mal einen Fehler. Wir sind zum Glück noch rechtzeitig aufmerksam gemacht worden. Wir wollen unseren Fehler korrigieren.«
»Mit einem weiteren Mord?«
»Aber Mr. Cotton! Sie sollten nicht so harte Worte gebrauchen. Wir überlegen uns sehr, was wir mit einem bekannten und ausgezeichneten FBI-Agenten, wie Sie es sind, anfangen werden. Halten Sie uns nicht für primitiv! Wir haben Mittel und Wege, Sie zum Schweigen zu bringen, ohne uns an Ihrem kostbaren Leben vergreifen zu müssen. Wir haben nämlich Ideen, Mr. Cotton.«
Ich versuchte, Zeit zu gewinnen. Vielleicht kam Phil dahinter, daß etwas schiefgelaufen war, wenn ich mich nach einer Stunde nicht im Waldorf einfand. »Ich bin sehr gespannt. Vielleicht erzählen Sie mir etwas darüber.«
»Gern, nur später, wenn wir Sie in Sicherheit gebracht haben.« Der Wortführer gab dem angeblichen Polizisten einen Wink, der daraufhin von links an mich herantrat, um mir den Smith and Wesson aus der Schulterhalfter zu ziehen.
Ich machte keine Abwehrbewegung, denn der Hakennasige preßte mir seine Pistole, auf die ein Schalldämpfer geschraubt war, genau gegen die Leber. Ich weiß im allgemeinen, was ich riskieren kann, und in diesem Augenblick waren die anderen am Drücker.
Der Uniformierte trat hinter mich. Ich wußte nicht, was er vorhatte, bis ich plötzlich den Stich im Genick spürte. Doch da war schon alles vorbei. Eine glühende Welle fuhr durch meinen Körper, Nebel senkten sich über meine Augen, und dann spürte ich nichts mehr.
***
Phil blickte nervös auf die Uhr. »Jerry müßte längst hier sein«, murmelte er vor sich hin. Seine Laune war sowieso auf dem Nullpunkt angelangt. Er hatte nichts erreicht. Obwohl zwei Kollegen zurückgeblieben waren, um die Kongreßteilnehmer zu
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