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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie kaum verstehen konnte.
    Sie hatte »Mr. Cotton« gesagt! Ich wollte mich aufrichten, wollte das Wesen anschauen, das mir meine Identität zurückgab. Sie drückte mich auf den Operationstisch.
    »Sie werden sich in wenigen Minuten besser fühlen«, flüsterte sie. »Ich habe Ihnen ein Gegenmittel gespritzt. Die Wirkung der betäubenden Drogen wird dadurch aufgehoben. Aber vorsichtig!«
    »Was ist denn, Schwester?« unterbrach sie die ungeduldige Stimme des Arztes. »Können wir anfangen?«
    Die Schwester war bleich. Trotzdem antwortete sie fest: »Ich fürchte nein, Dr. Sinclair.«
    »Was heißt das?«
    »Sie werden den Eingriff verschieben müssen. Der Patient atmet flach und unregelmäßig. Das Kardiogramm zeigt eine schlechte Herztätigkeit.«
    Ich hatte verstanden, hielt die Augen geschlossen und begann, flach und unregelmäßig zu atmen.
    Anscheinend hatte dieser seltsame Dr. Sinclair volles Vertrauen zu seiner Operationsschwester. Er machte sich nicht einmal die Mühe, das Kardiogramm zu überprüfen.
    »Gut, bis später. Wir nehmen dann auch gleich den anderen vor.«
    »Sein Gesundheitszustand ist noch schlechter«, gab die Schwester zu bedenken.
    Ich ahnte, daß sie Phil meinte. Und leider mußte ich ihre Diagnose bestätigen.
    »Lassen Sie ihn auf sein Zimmer bringen!« befahl Sinclair. »Sie sorgen dafür, daß er wieder in Ordnung kommt.«
    »Ja.«
    Die Pfleger packten mich auf den Rollstuhl und schafften mich zurück. Ich fühlte, daß meine Kräfte zurückkehrten. Trotzdem wagte ich keinen Angriff. Ich nahm sogar in Kauf, wieder im Bett angeschnallt zu werden.
    Obwohl ich mich kaum bewegen konnte, hatte ich mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt. Der Druck im Kopf hatte völlig aufgehört. Ich konnte auch wieder klar sehen.
    Die Tür öffnete sich, und die Operationsschwester kam herein.
    »Ihr könnt gehen«, sagte sie zu den Pflegern. »Wenn ich euch brauchen sollte, werde ich klingeln.«
    »Okay, Miß«, antworteten sie wie aus einem Mund und grinsten. »Es wäre ’ne feine Sache, wenn Sie nicht klingeln wollten. Es wird nämlich ein Baseballspiel übertragen und…«
    »Schon gut«, winkte die Schwester ab, »geht nur!«
    Sie blieb neben meinem Bett stehen und redete kein Wort, bis die Männer das Zimmer verlassen hatten.
    »Was ist das hier für ein Laden? Eine Irrenanstalt?«
    Sie nickte. »So kann man es auch nennen, nur viel, viel schlimmer.«
    »Und warum sind Sie hier?«
    »Bitte, fragen Sie nicht! Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    »Aber Sie wissen, wer ich bin?«
    »Ja, und ich weiß auch, daß Mr. Decker Ihr Freund ist. Ich habe es durch einen Zufall erfahren. Deshalb riskierte ich, Ihnen zu helfen. Man wollte Sie operieren, Mr. Cotton!«
    »An eine Schönheitsreparatur hatte ich auch nicht gedacht«, antwortete ich mit Galgenhumor. »Sie müssen mir noch einen Gefallen tun, Schwester. Rufen Sie sofort New York an. Lexington 5-7700 und verlangen Sie…«
    Sie schüttelte resignierend den Kopf. »Das ist unmöglich. In diesem Haus gibt es keine Leitung und keinen Weg nach draußen, wenn es der Chef nicht will. Ich bin ebenso eine Gefangene, wie Sie ein Gefangener sind.«
    »Aber Sie werden mich losschnallen und werden mir sagen, in welchem Zimmer Mr. Decker liegt?«
    »Nebenan«, sagte sie. »Das ist alles, was ich für Sie tun kann.«
    Sie beugte sich herunter und löste meine Hand- und Fußgelenke aus den Lederriemen, mit denen sie an das Eisenbett gefesselt waren. Sie war noch jung. Ich sah ihre Augen. Sie schimmerten naß von Tränen.
    Ihr Mund verzog sich zu einem schmerzlichen Lächeln. Sie drehte sich um und verließ das Zimmer.
    Ich hörte nicht, daß der Riegel vorgelegt wurde.
    Ich setzte mich auf und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Plötzlich fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, die Schwester um das Gegenmittel für Phil zu bitten.
    Phil! Über meiner eigenen, bis vor wenigen Minuten völlig verzweifelten Situation hatte ich meinen Freund vergessen. Ich mußte zu ihm, so schnell wie möglich.
    Ich taumelte noch etwas, als ich auf die Fuße kam. Aus dem Schrank holte ich den Anzug. Der war allerdings nicht mein Eigentum. Die Papiere Mr. Archibald Holdings steckten in der Tasche.
    Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und spähte auf den Korridor. Im Abstand von ungefähr 20 Yard brannte eine spärliche Notbeleuchtung. Es war dämmrig. Genaues konnte ich nicht erkennen, aber der Korridor schien leer zu sein.
    Links von mir befand sich die gleiche Tür wie bei

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