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0499 - Todesblues für Marylin

0499 - Todesblues für Marylin

Titel: 0499 - Todesblues für Marylin Kostenlos Bücher Online Lesen
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beugten sich zu mir herunter.
    Einer fühlte meinen Puls. Dann nickte er.
    Die Pfleger hoben mich heraus und legten mich auf den Operationstisch.
    Aus, dachte ich. Jetzt kommt das, wovor du dich am meisten fürchtest. Sie werden einen Eingriff vornehmen — am Gehirn!
    Eine Schwester trat heran. Sie streifte das Hemd zurück, band meinen Oberarm ab und suchte die Vene in der Armbeuge.
    Eine Helferin reichte ihr eine Spritze. Ich spürte den Einstich überhaupt nicht. Zuerst wurde mir wohlig warm, und dann tauchte ich in Bewußtlosigkeit ein.
    ***
    Hai Collins sah aus wie ein Basketballspieler, langaufgeschossen, fast etwas zu dürr. Sein Körper schien nur aus Knochen und Sehnen zu bestehen. Sein Gesicht war schmal und gegerbt wie Leder.
    Er saß am Steuer des schwarzen Pontiac, neben ihm Mr. High, der zum erstenmal seit längerer Zeit aktiv in einen Fall eingrif f. Er wartete nicht das Ergebnis der Großfahndung ab, die nach mir und Phil eingeleitet worden war. Das lag nicht in seiner Art. Und daß er sich Hai Collins als Begleiter ausgesucht hatte, wußte er auch zu begründen.
    Es gab kaum einen besseren Spürhund beim FBI als Collins. Er schien einen sechsten Sinn zu besitzen und steuerte mit traumwandlerischer Sicherheit immer die Punkte an, die in keinem Plan verzeichnet und mit normalen Mitteln nicht zu erreichen waren.
    »Sie wollen zu dieser Miß van Myen«, sagte der Chef.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil die Wohnung auf ihren Namen lautet, in der Jerry mit größter Wahrscheinlichkeit unschädlich gemacht wurde.«
    Sie sprachen nichts mehr, bis Collins den Wagen in einer Tiefgarage untergebracht hatte, die in der Nähe des Hauses Nr. 532 lag. Um diese Tageszeit herrschte in der Fifth Avenue Hochbetrieb. Sie mußten sich den Weg buchstäblich freikämpfen, bis sie endlich ihr Ziel erreichten.
    Der Portier, höflich und zuvorkommend, fragte sie nach ihren Wünschen.
    »Zu Mr. Kushman.«
    »5. Stock bitte.« Aber bevor er die Tür des Fahrstuhls öffnete, ging er einen Augenblick auf die Seite und sprach durchs Haustelefon.
    Lächelnd kam er wieder zurück. Lächelnd, als ob sie das Manöver nicht bemerkt hätten, stiegen Mr. High und Hai Collins ein.
    Auch der Chef war überrascht über das bildhübsche, viel zu junge Empfangsmädchen. Noch überraschter war er allerdings, als er Marilyn van Myen zu Gesicht bekam.
    Nur Collins blieb unbeeindruckt. Marilyn hätte schon ein kapitaler Hecht oder Lachs sein müssen, um den passionierten Angler Collins zu begeistern.
    »Sie wünschen bitte?« fragte sie mit einem bezaubernden Lächeln. »Mr. Kushman ist zur Zeit abwesend. Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Nur Sie«, sagte Mr. High. »Unser Besuch gilt Ihnen. Mein Name ist High, ich bin der Chef des New Yorker FBI-Distrikts. Das ist Mr. Collins.«
    »Oh!« Das war alles, was sie sagen konnte. Sie schien verwirrt und brauchte einige Zeit, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Vielleicht fragte sie sich auch, was es bedeutet, wenn der FBI-Chef von New York persönlich Recherchen durchführte.
    »Nehmen Sie Platz!« sagte sie nach einer Weile und wies auf eine im Halbrund aufgestellte Sesselgruppe.
    Mr. High setzte sich. Hai Collins blieb stehen und blickte interessiert aus dem Fenster. Er tat so, als ob ihn die ganze Sache nichts anginge.
    »Ich will es kurz machen, Miß van Myen«, eröffnete Mr. High das Gespräch. »Wir haben Grund zu der Annahme, daß einer unserer Special Agents ausgerechnet in Ihrer Wohnung — sagen wir mal — verschleppt wurde. Können Sie uns vielleicht einen Hinweis geben?«
    »In meiner Wohnung?«
    »Ja… das Apartment in der 14th Street!«
    »Ich — ich sagte es schon Mr. Cotton. Ich hatte keine Ahnung von der Existenz dieses Apartments.«
    »Eben dieser Mr. Cotton ist verschwunden.«
    Es entstand eine kleine Pause, während der Miß van Myen nervös in ihrer Handtasche herumkramte. Endlich fand sie, was sie gesucht hatte: ein goldenes Zigarettenetui mit eingelegten Saphiren.
    Ihre Stimme war nicht ganz sicher und nicht ganz so klangvoll wie bei der Begrüßung. »Seit wann ist Mr. Cotton verschwunden?«
    »Seit gestern.«
    »Und Sie haben keinerlei Anhaltspunkte, wer… ich meine, wo er im Augenblick sein könnte?«
    Mr. High wunderte sich über diese Frage. Er ließ sich aber nichts anmerken. »Nein«, antwortete er nur knapp.
    »Ich fürchte, ich werde Ihnen nicht helfen können.« Sie stand ziemlich abrupt auf, um somit das Ende der Unterredung anzudeuten. »Wie gesagt, ich

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