Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
erreichen.«
    »Und wird vielleicht noch härter kämpfen, um es zu behalten.«
    »Richtig. Auch wenn Thorsson sich einigermaßen geringschätzig über Cambridge geäußert hat, glaube ich nicht, daß er bereit wäre, seine Position zu gefährden. Er ist jung genug, um noch auf einen Lehrstuhl zu spekulieren, aber den bekommt er natürlich nie, wenn er hier über die Stränge schlägt.«
    Barbara löffelte Zucker in ihren Kaffee und biß ein Stück von ihrem Rosinenbrötchen ab. Die Mensa war fast leer. Die wenigen jungen Leute, die an den Tischen verteilt saßen, schienen sich nicht für Lynley und Havers zu interessieren.
    »Und die Gelegenheit hatte er auch«, erklärte Barbara.
    »Ja, wenn wir ihm nicht glauben, daß er von Elenas Gewohnheit, morgens zu laufen, nichts wußte.«
    »Das hat er bestimmt gewußt, Inspector. Man braucht sich doch nur ihren Kalender anzuschauen, um zu sehen, wie oft sie mit Thorsson zusammen war. Glauben Sie im Ernst, sie hätte ihm nie erzählt, daß sie im Lauf-Team war? Daß sie nie darüber gesprochen hat? So ein Quatsch!«
    Lynley probierte einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. So bitter, als habe er stundenlang gekocht. Er gab ebenfalls Zucker hinein und lieh sich Barbaras Löffel.
    »Wenn eine Untersuchung eingeleitet worden war, dann wollte er doch bestimmt, daß sie möglichst schnell eingestellt wird«, fuhr Barbara fort.
    »Immer vorausgesetzt, er ist schuldig«, entgegnete Lynley. »Elena Weaver mag ihn bezichtigt haben, sie belästigt zu haben, Sergeant, aber wir dürfen nicht vergessen, daß bisher nichts bewiesen ist.«
    »Und jetzt kann nichts mehr bewiesen werden!« Barbara wies mit anklagendem Finger auf ihn. »Schlagen Sie sich etwa auf die Seite dieses Kerls? Der arme Lenny Thorsson! Wird fälschlich beschuldigt, ein Mädchen belästigt zu haben, weil er sie abgewiesen hat, als sie ihn verführen wollte.«
    »Ich schlage mich auf gar niemands Seite, Havers. Ich sammle lediglich Fakten. Und das entscheidende Faktum ist doch, daß Elena Weaver ihn bereits angezeigt hatte und eine Untersuchung in Gang gebracht worden war. Sehen Sie es doch einmal mit kühlem Kopf. Er hat ein Motiv, ganz eindeutig. Er mag reden wie ein Idiot, aber ich halte ihn keineswegs für einen Dummkopf. Er muß gewußt haben, daß er ganz oben auf der Liste der Verdächtigen rangieren würde, sobald wir Näheres über ihn hörten. Wenn er sie also getötet hat, wird er sich, denke ich, ein erstklassiges Alibi beschafft haben. Was meinen Sie?«
    »Da bin ich nicht so sicher.« Sie wedelte mit der Hand, die das Rosinenbrötchen hielt. Eine Rosine platschte in ihren Kaffee, aber sie achtete gar nicht darauf. »Ich halte ihn für schlau genug zu wissen, daß wir genau dieses Gespräch über ihn führen würden. Er hat einen guten Posten in Cambridge zu verlieren, er ist ein gescheiter Kerl, er würde niemals Elena Weaver umbringen, ohne sich ein hieb- und stichfestes Alibi zu beschaffen. Schauen Sie uns doch an! Wir spielen ihm genau in die Hände.« Sie biß in ihr Brötchen und kaute energisch.
    Lynley mußte zugeben, daß ihre Ausführung einer gewissen verdrehten Logik nicht entbehrte. Doch die Hitzigkeit, mit der sie argumentierte, war ihm nicht geheuer. So heftige Emotion ließ fast immer auf einen Verlust an Objektivität schließen. Er kannte das von sich selbst zu gut, um es bei Havers unbeachtet zu lassen.
    Er kannte den Ursprung ihres Zorns. Doch ihn direkt anzusprechen, würde Thorssons Worten einen Nachdruck verleihen, den sie nicht verdienten. Er suchte einen anderen Weg.
    »Er hat natürlich von dem Schreibtelefon in ihrem Zimmer gewußt. Das wäre ein Punkt. Und wie Miranda mir gesagt hat, war Elena um die Zeit, als Justine Weaver den Anruf erhielt, schon gar nicht mehr in ihrem Zimmer. Wenn er öfter bei ihr war - und das gibt er ja zu -, dann wußte er wahrscheinlich auch, wie das Schreibtelefon funktioniert. Er kann also bei den Weavers angerufen haben.«
    »Genau«, sagte Barbara.
    »Aber wenn uns die Spurensicherung nicht Indizien liefern kann, haben wir nichts weiter gegen ihn als unsere Abneigung.«
    Er schob seine Kaffeetasse zur Seite. »Wir brauchen einen Zeugen, Havers.« Er stand auf. »Kommen Sie, sehen wir uns die Frau an, die die Leiche gefunden hat. Wenn sie uns schon sonst nichts bieten kann, werden wir wenigstens hören, was sie eigentlich im Nebel malen wollte.«
    Barbara Havers trank den letzten Schluck Kaffee und wischte sich die Krümel vom Kinn. Auf dem

Weitere Kostenlose Bücher