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05 - Denn bitter ist der Tod

05 - Denn bitter ist der Tod

Titel: 05 - Denn bitter ist der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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vielleicht bei seinem Anblick empfunden hätte. Er sah elend aus, gleich, ob seine Krankheit körperlich oder seelischer Natur war. Seine Augen hatten einen gelblichen Schimmer. Sein Gesicht war unrasiert. Seine Lippen aufgesprungen. Er sah aus, als hätte er die Nacht nicht geschlafen.
    »Kalifornien.« Christian stocherte mit dem Zeigefinger in das Puzzle hinein. »Siehst du, Daddy? Nevada. Puta.«
    »Utah«, verbesserte Harry Rodger automatisch und sagte zu Helen gewandt: »Und wie läuft's hier?«
    Helen war sich der Anwesenheit der Kinder bedrückend bewußt und sagte daher trotz ihres Zorns nur ruhig: »Ganz gut, Harry. Schön, dich zu sehen.«
    Er antwortete mit einem vagen Lächeln. »Na gut, dann stör ich euch jetzt nicht länger.« Er gab Christian einen leichten Klaps auf die Schulter und floh in Richtung Küche.
    Christian begann augenblicklich zu quengeln. Helen spürte, wie ihr heiß wurde. »Komm, Christian, sei lieb. Ich mach euch jetzt euer Mittagessen. Bleibst du einen Moment hier bei Perdita und der Kleinen? Zeig Perdita, wie man das Puzzle macht, hm?«
    »Ich will aber zu Daddy«, schrie er.
    Helen seufzte. Wie vertraut ihr diese Szene geworden war. Sie drehte das Puzzle herum und kippte die Holzteile auf den Boden. »Schau, Christian«, sagte sie, aber er fing schon an, die Teile in den offenen Kamin zu werfen, und schrie nur noch lauter.
    Rodger steckte den Kopf zur Tür herein. »Herrgott noch mal, Helen. Kannst du nicht dafür sorgen, daß er endlich die Klappe hält?«
    Helen riß die Geduld. Sie sprang auf, rannte durch das Zimmer und stieß ihren Schwager in die Küche zurück. Krachend schlug sie die Tür hinter sich zu.
    Ihre plötzliche Heftigkeit mochte Rodger überraschen, aber er reagierte nicht darauf. Als wäre nichts geschehen, kehrte er an die Arbeitsplatte zurück, um sich die Post der letzten zwei Tage vorzunehmen, die er gerade durchzusehen begonnen hatte. Er hielt einen Brief ans Licht, musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, legte ihn weg, griff zum nächsten.
    »Was ist hier eigentlich los, Harry?« fragte Helen scharf.
    Er warf ihr nur einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder den Briefen widmete. »Wovon redest du?«
    »Ich rede von dir. Und von meiner Schwester. Sie ist übrigens oben. Falls du kurz zu ihr hineinschauen willst. Denn du wirst dich ja sicher gleich wieder auf den Weg ins College machen, stimmt's? Dein Besuch hier ist doch wie üblich nur eine Stipvisite.«
    »Ich habe um zwei eine Vorlesung.«
    »Und danach?«
    »Heute abend muß ich zu einem offiziellen Essen. Wirklich, Helen, du hörst dich schon genauso miesepetrig an wie Pen.«
    Helen riß ihm die Briefe aus der Hand und knallte sie auf die Arbeitsplatte. »Es reicht!« sagte sie. »Du egozentrischer kleiner Wurm. Du bildest dir wohl ein, wir alle seien nur für deine Bequemlichkeit da?«
    »Wie richtig du das siehst, Helen.« Penelope stand an der Tür. »Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.« Mit einer Hand stützte sie sich an die Wand, mit der anderen hielt sie den Ausschnitt ihres Morgenrocks zusammen. Zwei feuchte Flecken über ihren Brüsten färbten den pinkfarbenen Stoff fuchsiarot. Harry sah kurz dorthin und wandte sich ab. »Das gefällt dir wohl nicht?« fragte Penelope ihn. »Trifft wohl ins Schwarze, Harry? Nicht ganz das, was du wolltest, hm?«
    Harry wandte sich wieder seinen Briefen zu. »Fang jetzt nicht wieder an, Pen.«
    Sie lachte dünn. »Ich habe nicht angefangen. Soweit ich mich erinnere, hast du das angefangen. Oder täusche ich mich? Tagelang. Nächtelang. Geredet und gedrängt. Sie sind ein Geschenk, Pen, unser Geschenk an das Leben. Aber wenn eines von ihnen sterben sollte... Das warst du doch, nicht wahr?«
    »Und du mußt mir das immer wieder vorhalten. Seit sechs Monaten läßt du mich bezahlen. Aber gut, meinetwegen. Tu, was du willst. Ich kann dich nicht daran hindern. Aber ich kann mich entziehen.«
    Penelope lachte wieder, sehr brüchig diesmal. Sie lehnte sich haltsuchend an den Kühlschrank. Mit einer Hand griff sie sich in ihr Haar, das feucht und strähnig auf ihre Schultern herabfiel. »Wie schön für dich, Harry. Du kannst dich entziehen. Ich konnte mich nie entziehen. Ich mußte es mir gefallen lassen, daß du -«
    »Hör endlich auf damit!«
    »Warum denn? Weil meine Schwester hier ist und du nicht möchtest, daß sie es erfährt? Weil die Kinder im Nebenzimmer spielen? Weil die Nachbarn aufmerksam werden könnten, wenn ich laut genug schreie?«
    Harry

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