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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sowjets auch im Bad Mikrophone hatten, war ihr peinlich. Im Bad maß sie als erstes ihre Körpertemperatur. Beide wollten noch ein Kind und arbeiteten schon seit einigen Monaten fleißig an diesem Projekt - das war unterhaltsamer als das sowjetische Fernsehen. Nach drei Minuten schrieb sie die Temperatur auf eine Tabelle. Wahrscheinlich noch nicht, dachte sie. Noch ein paar Tage vielleicht. Die Reste des Schwangerschaftstests warf sie in den Abfallkorb.
Als nächstes mußten die Kinder geweckt werden. Sie machte sich ans Frühstück und rüttelte alle wach. Ed murrte, von den Kindern kam das übliche Jammern und Stöhnen.
Um sieben Uhr fünfzehn waren alle fertig. Mary Pat klemmte sich ein Paket unter den Arm.
«Heut kommt die Putzfrau, oder?» fragte Ed.
«Ich bin rechtzeitig zurück, um sie reinzulassen», versicherte Mary Pat.
«Gut.» Ed öffnete die Tür und führte die Familie zum Aufzug. Eddie rannte voraus, drückte den Knopf und war als erster in der Kabine, weil er die Elastizität der russischen Tragseile genoß. Seine Mutter hatte das Gefühl, als stürzte das verdammte Ding gleich in den Keller ab, aber ihr Sohn fand es toll, wenn die Kabine um ein paar Zentimeter wegsackte. Drei Minuten später stiegen sie ins Auto. Ed setzte sich ans Steuer. Auf der Fahrt winkten die Kinder einem Milizsoldaten zu, der in Wirklichkeit vom KGB war, aber lächelnd zurückwinkte. Sobald der Wagen um die Ecke gebogen war, griff er in seinem Schilderhaus zum Telefon. Ed behielt den Rückspiegel im Auge, und seine Frau hatte den Außenspiegel so verstellt, daß auch sie nach hinten schauen konnte. Auf dem Rücksitz fingen die Kinder einen Streit an, den die Eltern ignorierten.
«Sieht aus, als bekämen wir einen schönen Tag», sagte er leise. «Niemand folgt uns.»
«Stimmt.» Vor den Kindern mußten sie natürlich vorsichtig sein. Zudem bestand auch die Möglichkeit, daß ihr Auto verwanzt war.
Ed fuhr erst zur Schule und wartete dort, während seine Frau die Kinder hineinbrachte. Eddie und Katie sahen in ihrer dicken Winterkleidung wie Teddybären aus. Seine Frau schaute betrübt aus, als sie wieder herauskam.
«Nikki Wagner ist krank. Ich soll sie heute nachmittag vertreten», sagte sie beim Einsteigen. Ihr Mann grunzte. In Wirklichkeit war das perfekt. Er legte den Gang ein und fuhr an. Jetzt geht's los.
Watutin hoffte, daß bisher noch niemand auf die Idee gekommen war. In Moskaus Straßen wimmelte es immer von Kippern, die von einer Baustelle zur anderen unterwegs waren. Von den hohen Führerhäusern der Laster aus hatte man eine vorzügliche Sicht, und das Herumgekurve der gleich aussehenden Lkw war weniger auffällig. Heute hatte er neun Stück im Einsatz, und die Fahrer waren alle mit militärischen Funkgeräten ausgerüstet.
Oberst Watutin selbst befand sich in der Wohnung neben der von Filitow. Die Familie, die sonst dort lebte, war vor zwei Tagen ins Hotel Moskwa gezogen. Er hatte sich auf Videoband betrachtet, wie der Überwachte sich sinnlos betrank, und die Gelegenheit genutzt, drei Offiziere des Zweiten Direktorats einzuschleusen. Diese hatten Wandmikrophone angebracht und hörten nun aufmerksam den morgendlichen Verrichtungen des Obersten zu. Eine innere Stimme sagte Watutin, daß heute sein großer Tag war.
«Sie sind zu uns unterwegs», sagte ein Fernmeldemann am Funkgerät.
«Es wird also hier passieren», erklärte Watutin seinen Untergebenen. «Im Umkreis von hundert Metern.»
Mary Pat ging noch einmal durch, was sie zu tun hatte. Beim Aushändigen des verpackten Fotos würde sie den belichteten Film entgegennehmen und in ihren Handschuh gleiten lassen. Dann mußte sie das Signal geben - sich mit dem Handrücken über die Stirn fahren, als wischte sie Schweiß weg, und sich dann die Augenbraue kratzen. Das war das Zeichen für absolute Gefahr und für Flucht. Sie konnte nur hoffen, daß er aufmerksam war. Da war das Haus. Ed steuerte an den Randstein. Als sie die Tür öffnete, tätschelte Ed ihr das Bein. Viel Glück, Kleine.
«Die Foleyewa ist gerade ausgestiegen und nähert sich dem Seiteneingang», krächzte es aus dem Funkgerät. Watutin mußte über die Russifizierung des ausländischen Namens lächeln. Er erwog, seine Dienstpistole zu ziehen, entschied sich aber dagegen. Es war besser, die Hände freizuhaben, und eine Waffe konnte aus Zufall losgehen. Nun durften keine Unfälle passieren.
Watutin fühlte sich etwas unbehaglich, weil sie aus technischen Gründen nicht in der Lage gewesen waren,

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