05 - Der Kardinal im Kreml
Präsident braucht etwas Handfestes, ehe Ernie Allen wieder verlangt, daß wir SDI zum Verhandlungsgegenstand machen.»
«Jawohl, Sir.» Jack erhob sich. «Judge, rechnen wir damit, daß die Sowjets KARDINALs Verhaftung an die Öffentlichkeit bringen?» «Gute Frage», sagte Ritter.
Ryan ging zur Tür und blieb noch einmal stehen. «Moment mal.» «Was gibt's?» fragte Ritter.
«Sie sagten, unser Botschafter habe protestiert, ehe das Außenministerium etwas verlauten ließ?»
«Ja. Foley kam ihnen zuvor.»
«Mit allem Respekt vor Mr. Foley, aber so schnell ist niemand», meinte Ryan. «Die Presseerklärung muß schon vor der Verhaftung gedruckt vorgelegen haben.»
«Und?» fragte Admiral Greer.
Jack ging zurück zu den anderen drei. «Der Außenminister ist also Narmonows Mann. Und Jasow auch. Die beiden waren nicht informiert», sagte Ryan. «Sie waren genauso überrascht wie wir.»
«Nein», schnaubte Ritter. «So etwas kommt bei denen nicht vor.»
«Das ist nur eine Annahme von Ihnen, Sir.» Ryan ließ sich nicht beirren. «Worauf basiert diese Behauptung?»
Greer lächelte. «Auf nichts, was uns im Augenblick bekannt ist.»
«Verdammt noch mal, James, ich weiß, daß er -»
«Sprechen Sie weiter, Dr. Ryan», sagte Richter Moore.
«Wenn diese beiden Minister nicht wußten, was vor sich ging, wirft das ein ganz neues Licht auf diesen Fall, oder?» Jack ließ sich auf eine Sessellehne nieder. «Daß man Jasow nicht informierte, kann ich noch verstehen - immerhin war KARDINAL sein höchster Berater -, aber warum ließ man den Außenminister im dunkeln? So etwas bringt man doch rasch an die Öffentlichkeit, ehe einem die Gegenseite zuvorkommt.»
«Bob?» fragte Moore.
Ritter hatte Ryan, den er für einen Senkrechtstarter hielt, nie besonders gemocht, war aber ein anständiger Mann. Er setzte sich, trank einen Schluck Kaffee und dachte kurz nach. «Da mag Ryan recht haben. Ein paar Einzelheiten müssen noch bestätigt werden, aber wenn alles paßt... ist das nicht nur ein Fall fürs Zweite Direktorat, sondern auch eine politische Operation.»
«James?»
Admiral Greer nickte zustimmend. «Bedenklich.»
«Es sieht so aus, als ginge es hier nicht nur um den Verlust einer guten Quelle», spekulierte Ryan weiter. «Das KGB mag den Fall für politische Zwecke ausschlachten. Stellt sich nur die Frage nach Gerasimows Machtbasis. Die Alexandrow-Fraktion hat drei feste Mitglieder. Narmonow verfügt nun über vier Stimmen, eingeschlossen die des Neuen, Wanejew -»
«Verdammt noch mal!» rief Ritter. «Als man seine Tochter verhaftete und dann laufen ließ, nahmen wir an, daß sie entweder schwieg oder daß die Position ihres Vaters verhinderte -»
«Also Erpressung.» Nun war Judge Moore an der Reihe. «Sie hatten recht, Bob. Narmonow hat keine Ahnung. Eines muß man Gerasimow lassen: Er operiert unglaublich geschickt... Wenn das alles stimmt, ist Narmonow in der Minderheit, ohne es zu wissen.» Er legte eine Pause ein und runzelte die Stirn. «Da sitzen wir und spekulieren drauflos wie blutige Laien.»
«Wie auch immer, es ist ein teufliches Szenario.» Ritter lächelte fast, bis er die logische Schlußfolgerung erreichte. «Kann sein, daß wir es fertiggebracht haben, die seit Urzeiten einzige sowjetische Regierung zu Fall zu bringen, deren Ziel die Liberalisierung des Systems war.»
Was wird die Presse dazu sagen? fragte sich Jack. Diese Story war viel zu explosiv, um lange geheim zu bleiben...
«Wir wissen, was Sie getrieben haben, und wie lange. Hier sind die Beweise.» Er warf die Fotos auf den Tisch.
«Hübsche Bilder», sagte Mary Pat. «Wann kommt der Mann von der
Botschaft?»
«Wir brauchen nicht zuzulassen, daß jemand mit Ihnen spricht. Wir
können Sie hierbehalten, so lange wir wollen. Jahrelang, wenn nötig.» «Hören Sie, Mister, ich bin Amerikanerin, klar? Mein Mann ist Diplomat. Wir genießen diplomatische Immunität. Glauben Sie bloß nicht,
daß ich eine dumme amerikanische Hausfrau bin, die Sie herumschubsen
und zwingen können, dieses lächerliche Geständnis da zu unterschreiben. Ich bin keine Spionin, und meine Regierung wird mich schützen.
Und dieser nette alte Mann, dem ich das Bild bringen wollte, ist auch
verhaftet worden, sagen Sie? Sie sind wohl nicht ganz bei Trost.» «Wir wissen, daß Sie sich oft mit ihm getroffen haben.»
«Zweimal. Letztes Jahr bin ich ihm auch bei einem Spiel begegnet -
nein, das war auf einem diplomatischen Empfang vor ein paar Wochen.
Insgesamt also dreimal, aber
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