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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auf felsigem Grund zu laufen. Links von ihnen erhellten nun Leuchtpatronen den Himmel, doch das Feuer hatte etwas nachgelassen.
    Es dauerte über eine Stunde, aber er brachte alle seine Männer sicher über die Grenze und auf den Schmugglerpfad. Zwei blieben auf Hügeln zurück und sahen zu, wie der Pionier den Drahtzaun wieder reparierte und dann in der Nacht verschwand.
Erst bei Tagesanbruch ließ der Bogenschütze Rast machen. Alles war glattgegangen, erfuhr er von seinen Offizieren, besser als erwartet.
    * Die Zwischenlandung auf dem Shannon Airport in Irland dauerte gerade lang genug, um aufzutanken und einen sowjetischen Piloten an Bord zu nehmen, der die Aufgabe hatte, sie durch das russische Luftüberwachungssystem zu lotsen. Jack erwachte bei der Landung und erwog, sich die Beine zu vertreten, entschied dann aber, daß der Einkauf in den zollfreien Läden bis zum Rückflug Zeit hatte. Der Russe nahm seinen Platz auf dem dritten Sitz im Cockpit ein, und die Maschine rollte wieder an.
    Inzwischen war es Nacht. Der Pilot verkündete, in ganz Europa herrsche kaltes, klares Wetter. Jack sah zu, wie die orangefarbene Straßenbeleuchtung der englischen Städte unter ihm hinwegglitt. Die Spannung in der Maschine nahm zu: Man konnte wohl kaum auf die Sowjetunion zufliegen, ohne sich entsprechend zu fühlen. Jack grinste seinem Spiegelbild in der Plastikscheibe zu und fragte sich, was eigentlich so komisch sei. Unter ihnen tauchte wieder Wasser auf; sie hielten über der Nordsee auf Dänemark zu.
    Das Flugzeug folgte Flugstrecke G-24; der Navigator hatte die Karte teilweise entfaltet auf seinem Tisch liegen. Ein weiterer Unterschied zwischen Ost und West war die Knappheit von Luftkorridoren im letzteren Bereich. Hm, dachte Ryan, hier gibt es nicht viele Privatflugzeuge, Pipers und Cessnas - abgesehen von einer bestimmten Cessna...
    «Wir nehmen jetzt eine Kursänderung vor und fliegen in den sowjetischen Luftüberwachungsraum ein.» Der Pilot hatte einen langen Tag hinter sich und war müde. Sie flogen in 38 100 Fuß oder 11 600 Meter Höhe und überquerten nach sechzig Meilen bei Wentspils die sowjetische Grenze.
    «Wir sind da-ha», verkündete jemand in Ryans Nähe. Die Landschaft unter ihnen sah nun noch dunkler aus als die DDR. Ryan erinnerte sich an Satellitenbilder, auf denen man die Straflager des GULAG sofort erkannte - die einzigen erhellten Quadrate in der ganzen Landschaft. Was für ein finsteres Land, in dem nur die Gefängnisse gut beleuchtet sind.
    Für den Piloten war das Überfliegen der Grenze nur ein weiterer Bezugspunkt auf seinem Flug. Angesichts der Windverhältnisse noch fünfundachtzig Minuten, dachte er. Die für die inzwischen als G-3 bezeichnete Flugstrecke zuständigen sowjetischen Luftlotsen waren die einzigen im Land, die Englisch sprachen. Eigentlich war der sowjetische Offizier an Bord - der selbstverständlich vom Nachrichtendienst der Luftwaffe kam - überflüssig, aber wenn etwas schiefging, würde er sich als sehr nützlich erweisen. In der Sowjetunion hatte man halt gerne alles genau unter Kontrolle.
    Die Anweisungen zu Höhe und Kurs, die der Pilot nun vom Boden erhielt, waren viel exakter als jene, die man im amerikanischen Luftraum bekam. Der Pilot hieß ironischerweise Paul von Eich. Seine Familie war vor hundert Jahren aus Preußen nach Amerika ausgewandert, hatte es aber nicht übers Herz gebracht, das «von» abzulegen. Da unten haben meine Vorfahren gekämpft, sann er, als er über die flache, schneebedeckte russische Landschaft flog.
    Die Maschine zog eine weite Schleife. Ryan hörte das Surren, als die Landeklappen ausgefahren wurden, und stellte fest, daß die Triebwerke langsamer liefen. Bald konnte er das Land vorbeirasen sehen. Der Pilot verkündete Rauchverbot und forderte zum Anschnallen auf. Fünf Minuten später berührten sie auf dem Scheremetjewo-Flughafen wieder den Boden.
    Nun wurde in der Kabine gescherzt. Ernie Allen wurde von einem Empfangskomitee abgeholt und verschwand in einer Botschaftslimousine. Der Rest mußte einen Bus besteigen. Ryan saß für sich und betrachtete sich die Landschaft.
    Ob Gerasimow wohl anbeißen wird? Und wenn nicht? Aber was, wenn er es doch tut? fragte sich Ryan und lächelte.
Im Weißen Haus hatte sich alles recht einfach ausgenommen, aber hier, fünftausend Meilen entfernt... nun ja. Erst einmal Schlaf, unterstützt von einer roten Pille, die man ihm vor dem Abflug gegeben hatte. Dann Beratungen mit ein paar Leuten von der

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