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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ehemaliger Agent, der alle Formen des bewaffneten und unbewaffneten Kampfes beherrschte. Mischa spürte das
an seinem festen Griff.
«Filitow», sagte der Vorsitzende über die Schulter hinweg, «wir machen einen kurzen Flug. Ihnen wird nichts geschehen. Wenn Sie sich
benehmen, bekommen Sie sogar eine ordentliche Mahlzeit. Wenn Sie
sich nicht benehmen, wird Wassili hier dafür sorgen, daß Sie es bereuen.
Ist das klar?»
«Klar, Genosse Tschekist.»
Der Leibwächter fuhr zusammen, stieß dann die Tür auf. Draußen
salutierten die Wachposten und wurden mit einem Nicken bedacht. Der
Fahrer hielt die Fondtür auf. Gerasimow blieb stehen und drehte sich
um.
«Setzen Sie ihn nach hinten zu mir, Wassili. Sie können vom Beifahrersitz aus auf ihn aufpassen.»
«Wie Sie wünschen, Genosse.»
«Scheremetjewo», befahl Gerasimow dem Fahrer. «Zur Frachthalle
auf der Südseite.»
    Die Fahrzeugkolonne erreichte das Flughafengelände, bog vor der Zufahrt zum Passagierterminal nach rechts ab und wandte sich zu den Abstellplätzen. Die Sicherheitsmaßnahmen waren scharf, wie Ryan feststellte; überall bewaffnete Soldaten in KGB-Uniformen. Sie passierten ein neues, aber noch unbenutztes Terminal.
    Die Limousine blieb mit einem Ruck neben der 707 stehen. Ryan stieg aus, verabschiedete sich von seinem Begleiter und nahm seinen Aktenkoffer und seine Reisetasche entgegen. Dann wandte er sich zur Fluggasttreppe.
«Ich hoffe, daß Sie einen angenehmen Aufenthalt hatten», sagte sein
    Begleiter, ein Beamter des sowjetischen Außenministeriums.
«Irgendwann komme ich einmal wieder und schaue mir die Stadt an»,
erwiderte Ryan und gab dem Mann die Hand.
«Das wäre uns ein Vergnügen.»
Kann ich mir denken, dachte Ryan auf den Stufen. In der Maschine
schaute er ins Cockpit. Auf dem Notsitz saß ein russischer Offizier, der
bei der Verständigung mit den sowjetischen Luftlotsen assistieren sollte.
Er starrte auf die verhängte Kommunikationskonsole der Präsidentenmaschine. Ryan nickte dem Piloten zu und bekam ein Augenzwinkern
zur Antwort.
    «Wenn ich an die politischen Dimensionen denke, bekomme ich das kalte Grausen», sagte Watutin. Er verglich in der KGB-Zentrale am Dserschinski-Platz mit Golowko ihre schriftlichen Unterlagen.
    «Stalin ist tot. Man kann uns nicht einfach erschießen, nur weil wir uns an die Vorschriften halten.»
«Wirklich? Was, wenn Filitow mit Wissen des Vorsitzenden spionierte?»
«Lächerlich.» Golowko winkte ab.
«Wirklich? Gerasimow befaßte sich früher mit Dissidenten. Was, wenn er dabei Westkontakte bekam?»
«Jetzt denkst du wirklich wie ein Zweier.»
«Streng doch du mal deinen Kopf an. Wir nehmen Filitow fest; unmittelbar danach trifft sich der Vorsitzende mit einem CIA-Mann. Hat es so etwas je gegeben?»
«Ich habe Geschichten im Zusammenhang mit Philby gehört, aber - nein, das war erst nach seiner Flucht.»
«Ein unglaublicher Zufall», meinte Watutin und rieb sich die Augen. «Wir bekommen bei der Ausbildung eingeschärft, nicht an Zufälle zu glauben -»
«Twoju mat!» stieß Golowko hervor. Watutin schaute ärgerlich auf und sah, wie sein Freund die Augen verdrehte. «Wie konnte ich das nur vergessen! Beim letzten Besuch der Amerikaner hat Ryan mit Filitow gesprochen! Die beiden kamen wie durch Zufall zusammen, und -»
Watutin griff nach dem Hörer und wählte. «Geben Sie mir die Nachtaufsicht. Hier spricht Oberst Watutin. Wecken Sie den Gefangenen Filitow. Ich möchte ihn im Lauf der nächsten Stunde sprechen... Wie bitte? Wer? Ah, gut. Vielen Dank.» Der Oberst vom Zweiten Hauptdirektorat erhob sich. «Der Vorsitzende Gerasimow hat vor fünfzehn Minuten Filitow aus Lefortowo geholt.»
«Wo steht dein Wagen?»
«Ich lasse einen kommen.»
«Nein», sagte Golowko. «Dein Privatfahrzeug.»
Noch bestand keine Eile. Während die Kabinencrew die Fluggäste unterbrachte, ging Colonel von Eich die Checkliste durch. Die VC-I37 wurde von einem mobilen Generator mit Strom versorgt, mit dessen Hilfe später auch die Triebwerke angelassen werden sollten, ohne daß man die Bordbatterien strapazierte. Er schaute auf seine Armbanduhr und hoffte, daß alles planmäßig verlief.
Hinten in der Kabine nahm Ryan auf den Sitzreihen gleich bei der VIP-Abteilung Platz. Der Chief sollte nicht mit dem Rest der Crew, sondern gleich auf der anderen Seite des Mittelgangs sitzen. Ryan hätte am liebsten noch einen weiteren Mann zur Unterstützung dabeigehabt, aber da ein sowjetischer Offizier an Bord war, durften sie nichts

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