Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
die Sichtweite auf zweihundert Meter. Er versammelte seine Gruppenführer und begann, den Angriff zu organisieren. Wenige Minuten später marschierten sie in taktischer Formation los. Der Bogenschütze war an der Spitze der ersten Gruppe, der Major blieb bei der anderen.
    Der Untergrund war überraschend fest. Die Russen hatten überall den Schutt ihrer Sprengungen hingekippt, und die Felssplitter waren zwar schneebedeckt, aber nicht rutschig, was günstig war, denn sie kamen auf ihrem Weg einem hundert Meter tiefen Abgrund gefährlich nahe. Die Orientierung war schwierig. Der Bogenschütze hatte stundenlang das Ziel beobachtet und kannte jede Kurve des Berges - das glaubte er zumindest. Nun aber schlichen sich die Zweifel ein, und er mußte sich bewußt auf die Operation konzentrieren. Vorm Aufbruch hatte er sich ein Dutzend Orientierungspunkte eingeprägt. Hier ein Felsblock, dort eine Senke, diese Biegung nach links, jene nach rechts. Anfangs schienen sie überhaupt nicht voranzukommen; dann aber, als sie sich dem Ziel näherten, ging es irgendwie immer schneller. Den ganzen Weg über ließen sie sich von den Lichtern leiten. Die Russen müssen sich sehr sicher fühlen, um da oben eine solche Festbeleuchtung zu veranstalten, dachte der Bogenschütze. Es fuhr sogar ein Wagen vorbei, dem Geräusch nach zu urteilen ein Bus, dessen Scheinwerfer sich ins Schneegestöber bohrten. Die Besatzungen der Wachtürme waren nun im Hintertreffen, denn ihre nach außen gerichteten Suchscheinwerfer, die Eindringlinge blenden sollten, bewirkten das Gegenteil: ein Gutteil des Lichtes wurde vom Schnee reflektiert und nahm den bewaffneten Soldaten das Nachtsehvermögen. Endlich erreichte der erste Trupp den letzten Haltepunkt. Der Bogenschütze stellte seine Männer auf und wartete, bis der Rest aufgeschlossen hatte. Das nahm eine halbe Stunde in Anspruch. Seine Männer waren zu dreien oder zu vieren gruppiert; die mudschaheddin nutzten die Zeit, um Wasser zu trinken und in Vorbereitung auf die Schlacht und ihr Nachspiel ihre Seelen Allah anzubefehlen.
    Der Major traf ein. «Unglaublich», flüsterte er.
«Allah ist mit uns», erwiderte der Bogenschütze.
«Wahrlich, so muß es sein.» Sie waren nun nur noch fünfhundert
    Meter von der Anlage entfernt und noch immer nicht entdeckt worden. «Wie weit können wir noch heran, ehe -»
«Noch hundert Meter. Ihre Nachtsichtgeräte reichen bei Schnee rund
    vierhundert Meter weit. Und der nächste Wachturm liegt sechshundert Meter in dieser Richtung.» Der Major schaute auf die Uhr und dachte kurz nach. «Wenn hier die gleichen Regeln gelten wie in Kabul, ist in einer Stunde Wachablösung. Wer jetzt Dienst tut, ist müde und friert, und die Ablösungen schlafen noch. Der richtige Zeitpunkt für uns.»
    «Viel Glück dann», sagte der Bogenschütze. Die beiden Männer umarmten sich.
«»
«»
Keiner der beiden fand es seltsam, daß sich das Zitat aus dem Koran auf den Kampf des Volkes Israel gegen die Philister bezog. Auch Moslems kennen David und Saul. Der Major lächelte nicht einmal und eilte dann zu seinen Männern.
Der Bogenschütze wandte sich ab und winkte seinem Raketenteam. Zwei schulterten ihre Stinger und folgten ihrem Führer. Noch eine Anhöhe, dann schauten sie hinab auf die Wachtürme. Zu seiner Überraschung konnte er von dieser Stelle drei ausmachen; er ließ eine dritte Rakete holen. Der Bogenschütze gab seine Anweisungen und kehrte zurück zum Trupp. Auf der Anhöhe begannen die Zielsuchgeräte ihr tödliches Zwitschern. Die Wachtürme waren entgegen seiner Befürchtung doch geheizt - und die Stinger sprachen nur auf Wärmestrahlung an.
Nun beorderte der Bogenschütze seine Mörserbedienungen nach vorne. Die Gruppe des Majors verschwand zur Linken im Schneegestöber. Dieser Verband sollte die Laseranlage selbst angreifen, während der Bogenschütze und seine achtzig Mann sich die Wohnquartiere vornehmen wollten. Nun waren sie an der Reihe. Der Bogenschütze führte sie bis an den Rand des Flutlichts und erblickte einen vermummten Wachposten. Noch zehn Minuten. Der Bogenschütze holte sein Funkgerät heraus. Sie hatten nur vier und bislang nicht gewagt, sie zu benutzen, um nicht von den Russen

Weitere Kostenlose Bücher