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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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klassifiziert, und für die Geheimhaltungsstufe DELTA waren in der ganzen amerikanischen Regierung nur sechs Männer zugelassen. Jeden Monat wechselte man das Codewort für die Daten selbst; diesen Monat lautete es SATIN, und diese Informationen waren nur knapp zwanzig anderen Leuten zugänglich. Selbst unter diesem Titel wurden die Informationen unweigerlich umformuliert und mit versteckten Änderungen versehen, ehe sie die DELTA-Bruderschaft verließen.
    Foley nahm die Filmkassette aus der Tasche und schloß sich in der Dunkelkammer ein. Den Entwicklungsprozeß beherrschte er im Schlaf. Binnen sechs Minuten war die Arbeit getan, und Foley räumte auf.
    Foley folgte seit dreißig Jahren unveränderten Prozeduren. Er schaute sich die sechs Aufnahmen durch einen vergrößernden Kleinbildbetrachter an, prägte sich jedes Bild ein und begann, auf seiner privaten Reiseschreibmaschine eine Übersetzung zu tippen. Es handelte sich um ein mechanisches Modell, dessen Farbband so abgenutzt und verschlissen war, daß selbst das KGB mit den Abdrücken nicht viel anzufangen wissen würde. Wie viele Reporter war er ein schlechter Maschinenschreiber, häufig übertippte er und ixte er aus. Auf dem chemisch behandelten Papier konnte er nicht radieren. Für die Transkription brauchte er über zwei Stunden. Als er fertig war, prüfte er den Film noch einmal, um sich davon zu überzeugen, daß er nichts ausgelassen und grammatikalische Fehler vermieden hatte. Zufrieden, aber mit einem Zittern, das er nie ganz unterdrücken konnte, knüllte er den Film zusammen und warf ihn in einen Metallaschenbecher, wo ein Streichholz den einzigen direkten Hinweis auf die Existenz von KARDINAL zu Asche reduzierte. Anschließend rauchte er eine Zigarre, um den Geruch nach verbranntem Zelluloid zu vertuschen. Die maschinengeschriebenen Seiten wurden gefaltet und kamen in seine Tasche; dann ging Foley nach oben in den Fernmelderaum der Botschaft. Hier gab er eine harmlose Depesche an Fach 4108, Außenministerium, Washington, auf: «Betrifft Ihre Schreiben vom 29. Dezember. Kostenaufstellung mit Kurier unterwegs. Foley. Ende.»
    Als nächstes setzte er sich mit dem Kurier der Botschaft in Verbindung. Schon seit den dreißiger Jahren hatte die US-Vertretung einen Mann, der die Diplomatenpost aus dem Land schaffte, doch heutzutage erfüllte dieser auch noch andere Aufgaben. Der Kurier war zudem eine von nur vier Personen in der Botschaft, die wußten, für welche Behörde Foley in Wirklichkeit arbeitete. Der pensionierte Unteroffizier der Army hatte in Vietnam mit dem Hubschrauber Verwundete vom Gefechtsfeld evakuiert und sich dabei vier hohe Auszeichnungen verdient. Wenn er Menschen anlächelte, tat er das auf russische Art, mit dem Mund und fast nie mit den Augen.
«Haben Sie Lust, heute nach Hause zu fliegen?»
    Die Augen des Mannes leuchteten auf. «Wo am Sonntag das FootballEndspiel ist? Was für eine Frage! Soll ich um vier herum bei Ihnen vorbeikommen?»
    «Gut.» Foley schloß die Tür und ging zurück in sein Büro. Der Kurier buchte einen Platz in einer Maschine der British Airways, die um 17.40 Uhr nach London starten sollte.
Der Zeitunterschied zwischen Washington und Moskau würde garantieren, daß Foleys Nachricht früh am Morgen einging. Um sechs betrat ein CIA-Mann den Postraum des Außenministeriums, nahm das Depeschenformular aus einem der zwölf Fächer und fuhr weiter nach Langley ins Hauptquartier.

Als Bob Ritter um 7.25 Uhr zur Arbeit kam, lag das Formular auf seinem Schreibtisch. Ritter war der für Operationen zuständige stellvertretende Direktor der CIA. Ihm unterstanden alle Agenten im Feld und alle Ausländer, die als Agenten angeworben und beschäftigt wurden. Die wichtige Nachricht aus Moskau kam sofort in seinen Aktenschrank, und dann bereitete er sich auf den allmorgendlichen Vortrag des Nachtdienstes vor.
«Es ist offen.» In Moskau schaute Foley auf, als es an die Tür klopfte. Der Kurier trat ein. «Die Maschine geht in einer Stunde. Ich muß mich beeilen.»
    Foley griff in seinen Schreibtisch und zog einen Gegenstand heraus, der wie ein teures silbernes Zigarettenetui aussah. Der Kurier nahm den Gegenstand vorsichtig entgegen und steckte ihn in seine Brusttasche. Darin lagen gefaltet die maschinengeschriebenen Seiten, zusammen mit einer winzigen pyrotechnischen Ladung. Wurde das Etui unsachgemäß geöffnet oder auch nur einer jähen Beschleunigung oder Verzögerung ausgesetzt - zum Beispiel einem Aufprall auf hartem

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