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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Infrarotbilder des Satelliten beobachteten, vertrieben sich gerne die Zeit mit dem Zählen sowjetischer Industrieanlagen. Da war das Stahlwerk Lenin bei Kasan, dort die große Raffinerie bei Moskau, und hier
«Köpfe hoch», rief der Sergeant. «Energieblase bei Plesezk. Sieht so aus, als stiege von der Testanlage eine Interkontinentalrakete auf.»
    Der Major vom Nachtdienst setzte sich sofort mit «Crystal Palace» in Verbindung, dem Befehlszentrum NORAD im Cheyenne Mountain in Colorado, um sicherzustellen, daß man die Satellitendaten auch dort empfing.
«Das ist der angekündigte Start», sagte er zu sich selbst.
    Das helle Bild des Flammenschweifs der Rakete begann sich nach Osten zu wenden, als das Geschoß auf die ballistische Flugbahn ging, die ihm seinen Namen gegeben hatte. Der Major kannte die Charakteristika aller sowjetischen Raketen auswendig. Wenn dies eine SS-25 war, mußte die Abtrennung der ersten Stufe jetzt erfolgen.
    Der Schirm leuchtete grell auf, als plötzlich ein sechshundert Meter messender Feuerball erschien. Die Kamera im Orbit führte das mechanische Äquivalent eines Augenzwinkerns durch und veränderte ihre Empfindlichkeit, nachdem ihre Sensoren von dem jähen Energieausbruch geblendet worden waren. Drei Sekunden später war sie in der Lage, eine Wolke aus heißen Trümmern zu verfolgen, die im Bogen zurück zur Erde stürzten.
    «Sieht aus, als wäre sie zerplatzt», merkte der Sergeant überflüssigerweise an. «Zurück ans Reißbrett, Iwan -»
«Das Problem mit der zweiten Stufe scheinen sie immer noch nicht im Griff zu haben», fügte der Major hinzu und machte sich kurz Gedanken über die Natur des Problems. Die Sowjets hatten überhastet mit der Produktion der SS-25 begonnen und sie bereits mobil auf Eisenbahnwagen zu dislozieren begonnen, aber ausgereift war der Feststoff-Vogel offenbar noch nicht.
«Crystal Palace, wir nennen das ein Testversagen siebenundfünfzig Sekunden nach dem Start. Überwacht Cobra Belle den Test aus der Luft?»
«Ja», erwiderte der Offizier am anderen Ende. «Wir rufen sie jetzt zurück.»
«Fein. Nacht, Jeff.»
Der Missionskommandant an Bord der Cobra Belle bestätigte zehn Minuten später den Funkspruch und schaltete den Kanal ab. Dann schaute er auf die Uhr und seufzte, denn er hatte noch keine Lust, nach Shemya zurückzukehren. Der für die Geräte verantwortliche Captain schlug vor, die Zeit für die Kalibrierung der Instrumente zu nutzen. Nach kurzer Überlegung nickte der Colonel zustimmend. Maschine und Besatzung waren so neu, daß alle die Übung vertragen konnten. Das Kamerasystem wurde in MTl-Modus gebracht. Ein Computer, der alle vom Teleskop ausgemachten Energiequellen registrierte, begann, sich nur auf bewegliche Ziele zu konzentrieren.
Die Techniker an den Bildschirmen sahen zu, wie der Moving-Target Indicator rasch die Sterne eliminierte und einige in niedrigen Umlaufbahnen fliegende Satelliten und treibenden Raumschrott fand. Das Kamerasystem war empfindlich genug, um noch über tausend Meilen die Körperwärme eines Menschen zu erspüren, und bald stand eine Reihe von Zielen zur Auswahl. Die Kamera erfaßte sie eines nach dem anderen; die Bilder wurden digitalisiert und auf Magnetband gespeichert. Dies war zwar nur eine Übung, aber die Daten würden trotzdem automatisch an NORAD gehen, um das Register aller im Orbit befindlichen Objekte zu ergänzen.
    «Der Durchbruch ist atemberaubend», sagte Oberst Bondarenko leise. «Ja», stimmte General Pokryschkin zu. «Erstaunlich, wie so etwas passiert. Eines meiner Genies merkt etwas und sagt es einem anderen, das es wiederum einem dritten erzählt, und das dritte gibt etwas von sich, das zurück zum ersten dringt, und so weiter. Wir haben hier die besten Köpfe des Landes versammelt, aber der Erfindungsprozeß erinnert nach wie vor an das blinde Huhn. Etwas eigenartig, aber das macht es halt so spannend. Gennadi Josifowitsch, das hier ist für mich so aufregend wie mein erster Alleinflug. Dieses Projekt wird die Welt verändern! Nach dreißigjähriger Arbeit ist es uns vielleicht gelungen, die Grundlagen für ein System zu entdecken, das die Heimat gegen Raketen schützt.» Bondarenko fand, der Test würde erweisen, inwieweit das eine Übertreibung war.
Die Steuerzentrale war vom Lasergebäude getrennt und viel zu eng für die Männer und Anlagen. Über hundert Ingenieure arbeiteten hier, darunter sechzig Doktoren der Physik, und selbst jene, die sich nur Techniker nannten, hätten an

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