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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ellipsoider, unscharfer Fleck, der sich wegen seiner inneren Wärmeentwicklung weiß gegen den schwarzen, kalten Himmel abhob. Nun war er genau in der Mitte des Fadenkreuzes.
    Sie vernahmen selbstverständlich kein Geräusch, denn das Lasergebäude war gegen Kälte und Schall isoliert. Vom Boden aus gab es auch nichts zu sehen. Doch hundert Mann starrten auf die Bildschirme und ballten im selben Augenblick die Fäuste.
    «Zum Teufel!» rief der Captain. Das Bild von Kosmos 1810 wurde jäh so hell wie die Sonne. Der Computer reduzierte zwar sofort die Empfindlichkeit, kam aber für mehrere Sekunden nicht mit dem Temperaturanstieg des Zieles mit.
    «Was ist da passiert... Sir, innere Hitze kann das nicht sein.» Der Captain gab einen Befehl ein und erhielt die Digitalanzeige der Temperatur des Satelliten. Infrarotstrahlung ist eine Funktion der vierten Potenz. Die von einem Objekt abgestrahlte Wärme ist gleich dem Quadrat des Quadrates seiner Temperatur. «Sir, die Temperatur des Zieles stieg innerhalb von zwei Sekunden von fünfzehn auf ... rund achtzehnhundert Grad Celsius... Moment, sie fällt - nein, steigt wieder. Steigerungsrate unregelmäßig, fast als... Jetzt fällt sie. Was, zum Teufel, war das?» Links von ihm drückte der Colonel Knöpfe an seiner Kommunikationskonsole und aktivierte eine verschlüsselte Datenverbindung zum Cheyenne Mountain. Dann sprach er in dem gelassenen Tonfall, den sich Soldaten für die ärgsten Krisensituationen aufheben. Der Colonel wußte nämlich genau, was er gerade gesehen hatte.
    «Crystal Palace, hier Cobra Belle. Bitte halten Sie sich für eine Superblitz-Meldung bereit.»
«Bereit.»
«Wir haben einen Hochenergie-Vorfall. Ich wiederhole, wir verfolgen einen Hochenergie-Vorfall. Cobra Belle gibt einen Stoppball bekannt. Bitte bestätigen.» Als er sich zu dem Captain umdrehte, war sein Gesicht blaß.
In der Befehlszentrale NORAD mußte der Wachoffizier erst sein Gedächtnis strapazieren, bis ihm einfiel, was ein Stoppball war. «Himmel!» sagte er zwei Sekunden darauf ins Mikrophon. Dann: «Cobra Belle, wir bestätigen: Stoppball. Bitte warten Sie, wir setzen uns hier in Bewegung. Himmel noch mal!» sagte er noch einmal und wandte sich an seinen Stellvertreter. «Senden Sie Stoppball-Alarm ans NMCC und richten Sie aus, man könne sich auf harte Daten gefaßt machen. Und machen Sie Colonel Welch ausfindig und schicken Sie ihn zu mir.» Dann griff der Wachoffizier nach einem Telefonhörer und tippte die Nummer seines höchsten Vorgesetzten ein, dem Oberbefehlshaber der nordamerikanischen Luft- und Raumverteidigung, CINC-NORAD.
«Ja», meldete sich eine bärbeißige Stimme.
«General, hier Oberst Hendriksen. Cobra Belle hat Stoppball-Alarm gegeben und erklärt, womöglich gerade einen Hochenergie-Vorfall wahrgenommen zu haben.»
«Haben Sie NMCC informiert?»
«Jawohl, Sir, und Doug Welch wird auch hinzugezogen.»
«Liegen die Daten schon vor?»
«Werden bereit sein, bis Sie hier sind, Sir.»
«Gut, Colonel. Ich mache mich sofort auf den Weg. Schicken Sie eine Maschine nach Shemya und lassen Sie diesen Army-Mann holen.» Der Colonel an Bord der Cobra Belle sprach nun mit seinem Fernmeldeoffizier und wies ihn an, alle vorliegenden Daten über Digitalverbindung an NORAD und Sunnyvale zu senden. Dies war in weniger als fünf Minuten erledigt. Als nächstes befahl der Missionskommandant der Crew, nach Shemya zurückzufliegen. Es war zwar noch für zwei Stunden Patrouillenflug Treibstoff an Bord, doch er nahm nicht an, daß sich heute noch etwas ereignen würde.
Was bisher geschehen war, genügte. Der Colonel hatte gerade das Privileg gehabt, etwas mitzuerleben, das in der Geschichte der Menschheit nur wenige zu sehen bekamen: einen gewaltigen Umbruch. Und anders als die meisten seiner Mitmenschen verstand er dessen Bedeutung. Eine Ehre, sagte er sich, auf die ich lieber verzichtet hätte.
«Captain, sie sind uns zuvorgekommen.»
    Jack wollte gerade in die Ausfahrt vom Interstate Highway 495 abbiegen, als sein Autotelefon ging.
«Ja?»
«Sie werden hier gebraucht.»
«Gut.» Die Verbindung wurde unterbrochen. Jack nahm die Abfahrt und blieb in der rechten Spur und wandte sich zur Auffahrt zurück auf den Washington Beltway und zur CIA. Typisch. Er hatte sich eigens den Nachmittag freigenommen. Ryan fuhr murrend zurück nach Virginia. Major Gregory und drei Mitglieder seines Software-Teams standen an einer Tafel und zeichneten ein Ablaufdiagramm für die Spiegelsteuerung, als ein

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