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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich nie die Worte eines Bleichgesichts.“
    „So will ich sie dir in das Gedächtnis zurückrufen. Ich warnte dich und sagte dir, wenn du dein Wort abermals nicht halten solltest, so werde es dein Tod sein. Du hast dein Versprechen gebrochen und wirst also sterben.“
    „Wann?“ grinste der Wolf.
    „Morgen.“
    „Durch wessen Hand?“
    „Durch die meinige.“
    „Du hast ein Loch im Kopf, aus welchem dir das Hirn gelaufen ist!“
    „Ich hab's gesagt, und so wird es geschehen. Zweimal lag dein Leben in meiner Hand; ich schenkte es dir, und du belogst mich trotzdem. Zum drittenmal wird das nicht geschehen. Die roten Männer sollen erfahren, daß Old Shatterhand wohl nachsichtig ist, aber auch zu strafen weiß.“
    „Hund, du wirst keinen Menschen mehr bestrafen. Ihr werdet jetzt umzingelt und während der Nacht bewacht. Wir aber werden jetzt über euch beraten, und sobald der Tag anbricht, beginnen eure Todesqualen, welche mehrere Tage währen werden.“
    Die Gefangenen wurden nach einer kleinen offenen Stelle des Waldes gebracht, auf welcher ein Feuer brannte; ein Indianer saß dabei, um es zu unterhalten. Man band ihnen nun auch die Füße zusammen und legte sie nieder. Zwölf bewaffnete Krieger standen rundum unter den Bäumen, um den Ort zu bewachen. Eine Flucht war unmöglich oder schien wenigstens ganz und gar unmöglich zu sein.
    Droll und Frank hatten von ihrem hohen Sitz aus alles deutlich gesehen. Der Baum, auf welchem sie sich befanden, stand vielleicht hundertfünfzig Schritte weit von dem Feuer der Häuptlinge entfernt, so daß sie auch den größten Teil der Worte, welche gesprochen worden waren, hatten verstehen können. Jetzt nun galt es, die Stelle, nach welcher die Gefangenen geschafft werden sollten, ausfindig zu machen, um sich derselben zu nähern.
    Eben, als sie von dem Baum stiegen, wurden die erbeuteten Waffen und anderen Gegenständen zu den Häuptlingen an das Feuer gebracht und dort niedergelegt. Da diese Sachen keine große Beachtung fanden, so war zu schließen, daß man erst am Tag über die Verteilung derselben entscheiden werde, ein Umstand, welcher der Tante Droll zu großer Beruhigung diente.
    Am Feuer des Ufers sah man nun nur noch die Anführer. Es mußte irgendeinen Grund geben, welcher die andern Krieger nach einer andern Stelle zog. Welcher Grund das war, das sollten Frank und Droll sehr bald erfahren. Es ließen sich eigentümliche, klagende Töne hören. Man vernahm eine Zeitlang eine Solostimme, welcher dann ein Chorus folgte. Das ging ohne Unterbrechung, bald schwächer und bald lauter fort.
    „ Weeßte , was das is ?“ fragte Droll seinen Moritzburger Vetter.
    „Das soll wohl die tote Leichenarie für den alten Häuptling sein?“
    „Ja. Bei de Utahs beginnen de Gesänge noch ehe de Leiche erkaltet is .“
    „Das is uns von Wichtigkeet , denn bei diesem Jammern wird es den Kerls schwer sein, uns zu hören. Wir müssen die Unsrigen unbedingt offsuchen .“
    „Was aber dann, wenn mer se gefunde habe? Heraushole könne mer se doch nich !“
    „Das is ooch gar nicht nötig, denn sie werden schon selber gehen. Die Hauptsache is , daß wir sie losbinden oder ihre Riemen durchschneiden. Is der Platz, an welchem sie sich befinden, nich weit vom Feuer der Häuptlinge entfernt, wo die Waffen liegen, so haben wir dann gewonnenes Spiel. Een wahres Glück is es, daß es hier unter den Beemen so dunkel is . Die Feuer sind uns nich etwa schädlich, sondern nur nützlich, weil wir da die Geschtalten der Roten leicht erkennen und ihnen aus dem Weg gehen können.“
    „Das hat seine Richtigkeet . Also jetzt wieder nieder off de Erde, und dann weiter fort! Ich krieche voran.“
    „Warum denn du?“
    „Weil ich länger im Westen gewesen bin und mich offs Anschleichen besser verschtehe als du.“
    „Ach, rede nich ! Bilde dir nur nich solche große Rosinen ein! Ich bin erfahren in allen kontrapretiosen Angelegenheeten des westlichen Daseins. Die ungeheure Unbequemlichkeet , mit welcher ich selbst den schwierigsten Gegenschtand als reenes Kinderspiel begreife, hat mein Offfassungsvermögen zu eener solchen Terpsichorität gebracht, daß es überhaupt gar nischt geben kann, worin ich nich sofort Meester bin. Aber weil du mein geliebter Vetter bist, will ich dir den Vortritt lassen. Aber paß nur genau off! Will dich vorn eener totschtechen , so sag nur eenen Mux , damit ich dir von hinten beischtehen kann. Ich laß dich nich im Schtich !“
    Der kleine Sachse bewies jetzt

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