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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wirklich, daß er bei Old Shatterhand in einer vortrefflichen Schule gewesen war. Er machte seine Sache ausgezeichnet. Trotzdem er zwei Gewehre zu tragen hatte, bewegte er sich gewandt und geräuschlos vorwärts. Sein Vordermann hatte freilich den schwierigeren Teil der Aufgabe zu überwinden, welcher darin bestand, jeden Gegenstand, welcher zur Deckung geeignet war, zu benutzen.
    Sie kamen vielleicht in einer Entfernung von fünfzig Schritten an den Häuptlingen vorüber und wendeten sich nach dem nächsten Feuer, welches glücklicherweise dasjenige war, an welchem die Gefangenen lagen. Droll sagte sich natürlich, daß dieselben nicht an einer dunklen Stelle zu suchen seien. Sicher, wenn auch langsam, aber doch stetig kamen sie näher, was freilich nicht ohne alle Gefahr bewerkstelligt werden konnte. Es kam einigemale vor, daß ein Roter ganz nahe an ihnen vorüberhuschte. Einmal mußte Frank sich blitzschnell zur Seite werfen, um nicht von dem Fuß eines vorbeieilenden Indianers berührt zu werden. Später aber hörte dieses Hin- und Herlaufen auf. Diejenigen, welche den Totengesang übernommen hatten, hockten um die Leiche, und die andern hatten sich ausgestreckt, um eine Stunde zu schlafen.
    So gelangten die beiden bis hinter die Wachen, welche den Platz der Gefangenen umstanden. Droll lag hinter einem Baum und Frank hinter dem nächsten. Der Mann, welcher das Feuer zu unterhalten hatte, war einmal fortgegangen, um bei der Leiche in das Klagelied einzustimmen, und einige der zwölf Wächter hatten dasselbe getan. Die Flamme war zusammengesunken und gab ein sehr ungenügendes Licht. Die Gestalten der Gefangenen waren kaum zu erkennen. Droll kroch einige Schritte nach rechts, dann eine kleine Strecke weit nach links, ohne aber einen Wächter zu erblicken. Als er dann zu Frank zurückkam, flüsterte er diesem zu: „Der Oogenblick scheint mer günstig zu sein. Siehste Old Shatterhand?“
    „Ja. Er is ja hier gleich der erschte .“
    „Kriech zu ihm hin und bleib so steif bei ihm liegen, als ob du ooch gefesselt wärscht !“
    „Und du?“
    „Ich mach mich zu Old Firehand und Winnetou, die da drüben liegen.“
    „Das is gefährlich!“
    „ Ooch nich mehr als hier. Was wird Old Shatterhand für Freede habe, wenn er seinen Stutzen wieder hat! Mach schnell!“
    Der Hobble-Frank hatte keine große Strecke, höchstens acht Schritte zurückzulegen. Eben fiel die Flamme so weit nieder, daß es schien, als ob das Feuer vollständig verlöschen wolle; es wurde so dunkel, daß man die Gestalten der Gefangenen nicht mehr zu unterscheiden vermochte. Einer der Wächter ging hin, um neues Holz aufzulegen; aber ehe dasselbe vom Feuer ergriffen wurde, hatten Droll und Frank die Dunkelheit benutzt; beide befanden sich an Ort und Stelle.
    Frank hatte sich neben Old Shatterhand gelegt. Er streckte die Beine aus, als ob er gefesselt sei, schob seinem Nachbar den Henrystutzen hin und zog dann die Arme an, damit die Wächter denken sollten, sie seien ihm an den Leib gebunden.
    „Frank, du?“ fragte Old Shatterhand leise, aber nicht etwa im Ton des Staunens. „Wo ist Droll?“
    „Drüben liegt er, bei Firehand und Winnetou.“
    „Gott sei Dank, daß ihr die Fährte gefunden habt und noch vor Tag kommen konntet!“
    „Wußten Sie denn, daß wir kommen würden?“
    „Natürlich! Als die Kerle das Feuer anbrannten, sah ich, daß ihr nicht unter den Gefangenen wart.“
    „Wir konnten doch noch in der Spalte schtecken und ergriffen werden!“
    „Pshaw! Die Roten suchten ja dort nach meinem Gewehr. Ich hatte Angst, ob sie euch drin finden würden; aber sie kamen ohne euch heraus, und mein Stutzen war verschwunden; das sagte mir alles. Ich habe so fest geglaubt, ihr werdet uns nicht verlassen, daß ich dem ‚Großen Wolf‘ mit dem Tod gedroht habe.“
    „Das is kühn!“
    „Lieber Frank, nur dem Kühnen gehört die Welt!“
    „Ja, dem Kühnen und dem Hobble-Frank. Habe ich meine Sache nich tribunal gemacht? Sich wir unsern kameradlichen Verpflichtungen und Obliegenheeten nich ganz pizzicato nachgekommen?“
    „Ausgezeichnet habt ihr euch verhalten, ausgezeichnet!“
    „Ja, ohne uns wären Sie futsch gewesen!“
    „Das nun gerade nicht. Du weißt, daß ich mein Spiel erst dann verloren gebe, wenn es wirklich zu Ende ist. Hier aber gibt es nicht nur Karten, sondern sogar noch Trümpfe genug. Wäret ihr nicht gekommen, so hätten wir uns auf andre Weise helfen müssen. Da, schau her!“
    Frank blickte zu ihm und sah, daß

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