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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wasser nur einen schmalen Grasstreifen blicken ließ.
    In der Mitte des Sees lag eine grüne Insel mit einem seltsamen Luftziegelbau. Er schien aus der Zeit zu stammen, in welcher die jetzigen Indianer noch die Urbewohner nicht verdrängt hatten. Auf dem Grasstreifen standen mehrere Hütten, in deren Nähe einige Kanus am Ufer angebunden waren. Die Insel war kreisrund und mochte einen Durchmesser von hundert Schritten haben. Das alte Bauwerk war ganz mit blühenden Schlingpflanzen überzogen; der übrige Raum war wie ein Garten bearbeitet und mit Blumen und Stauden bepflanzt.
    Der Wald spiegelte seine Wipfel im Wasser des Sees, und die Bergeshäupter warfen ihre Schatten über die Flut. Dennoch war dieselbe weder grün noch blau oder überhaupt dunkel gefärbt; sie glänzte vielmehr silbergrau. Kein Lufthauch kräuselte das Wasser. Wenn so etwas möglich wäre, hätte man meinen können, ein mit Quecksilber gefülltes Becken vor sich zu haben.
    In und bei den erwähnten Hütten lagen Indianer, jene hundert Timbabatschen. Sie gerieten in eine kleine Aufregung, als sie den Zug der Weißen kommen sahen; da aber ihre Gefährten sich an der Spitze desselben befanden, so beruhigten sie sich schnell.
    Noch hatten die Weißen die Hütten nicht ganz erreicht, so traten drüben auf der Insel zwei männliche Gestalten aus der Hütte. Der Apache hielt die Hand an den Mund und rief hinüber: „Nintropan-hauey! Winnetou ist gekommen!“
    Ein antwortender Ruf scholl herüber; dann sah man die beiden in ein an der Insel hängendes Kanu steigen, um nach dem Ufer zu rudern. Es waren die beiden ‚Bären‘, Vater und Sohn. Ihr Erstaunen, als sie die bekannten Gesichter sahen, war jedenfalls groß, wurde aber durch keine Miene verraten. Als der ‚Große Bär‘ ausgestiegen war, gab er Winnetou die Hand und sagte: „Der große Häuptling der Apachen ist überall, und wohin er kommt, erfreut er die Herzen. Ich begrüße auch Old Shatterhand, den ich kenne, und Old Firehand, der mit mir auf dem Schiff war!“
    Als er die Tante Droll erblickte, flog doch ein Lächeln über sein Gesicht; er erinnerte sich der ersten Begegnung mit diesem possierlichen Kerlchen und sagte, indem er ihm die Hand reichte: „Mein weißer Bruder ist ein tapferer Mann; er hat den Tiger getötet und ich heiße ihn willkommen.“
    So ging er von Mann zu Mann, um jedem die Hand zu geben. Sein Sohn war zu jung; er durfte sich den berühmten Kriegern und Jägern noch nicht gleichrechnen, aber mit Ellen zu reden, das war kein Verstoß. Als er das Kanu angebunden hatte, näherte er sich ihr, die aus der Sänfte gestiegen war. Er mochte während seiner Reise gesehen haben, in welcher Weise Damen und Herren sich begrüßen, und hielt es für geeignet, zu zeigen, daß er es noch nicht vergessen habe. Darum nahm er seinen Hut vom Kopf, schwenkte ihn ein wenig, verbeugte sich und sagte in gebrochenem Englisch: „Der ‚Kleine Bär‘ hat es nicht für möglich gehalten, die weiße Miß wiederzusehen. Was ist das Ziel ihrer Reise?“
    „Wir wollen nicht weiter als nach dem Silbersee“, antwortete sie.
    Die Röte der Freude ging über sein Gesicht, obgleich er einen Ausdruck des Erstaunens nicht zu unterdrücken vermochte.
    „So wird die Miß einige Zeit hier verweilen?“ fragte er.
    „Längere Zeit sogar“, antwortete sie.
    „Dann bitte ich, stets bei ihr sein zu dürfen. Sie soll alle Bäume, Pflanzen und Blumen kennenlernen. Wir werden auf dem See fischen und im Wald jagen; aber ich muß stets in ihrer Nähe sein, denn es gibt wilde Tiere und feindselige Menschen. Wird sie mir das erlauben?“
    „Sehr gern. Ich werde mich bei dir viel sicherer fühlen, als wenn ich allein bin, und freue mich sehr, daß du hier bist.“
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er, wahrhaftig, er zog dieselbe an die Lippen und machte dabei eine Verbeugung, wie ein richtiger Gentleman!
    Die Pferde der Neuangekommenen wurden von den Timbabatschen in den Wald geführt, in welchem sich auch die ihrigen befanden. Ihr Häuptling hatte bisher stolz in seiner Hütte gesessen und kam nun langsam hervor, ziemlich verdrossen darüber, daß man von ihm nicht mehr Notiz nehmen wollte. Er war ein finsterer Gesell mit langen Beinen und Armen, welche ihm etwas Orang-Utan-Ähnliches gaben. Er war nicht weniger erstaunt als die andern gewesen über die plötzliche Ankunft so vieler Weißer, hielt es aber für seiner Würde angemessen, dies nicht merken zu lassen, sondern ihre Anwesenheit als etwas

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