05 - Geheimagent Lennet und die Astronauten
»Sie werden von mir bezahlt. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich Sie gerufen habe!«
»Hahaha, nein, das ist zu komisch! Hör zu, Kleine. In dem Ton kann vielleicht Mr. Sharman mit uns reden. Er kann uns auch von einer Minute auf die andere mit dem Auftrag wegschicken, Sie wieder herbeizuschaffen. Da gibt's für uns kein Überlegen. Aber Sie, Süße, Sie werden genau das tun, was ich sage. Wenn Sie es immer noch nicht kapiert haben, werde ich gerne deutlicher!«
In diesem Moment schaltete sich Tante Virginia wieder ein.
»Monsieur", sagte sie, »ich höre an Ihrem Akzent, daß Sie nicht nur ein verdammter Yankee, sondern auch noch Ausländer sind.
Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß wir uns in einem Land befinden, in dem es Gesetze und eine Polizei gibt, die...«
»Jetzt reicht's aber, du alte Vogelscheuche. Wenn du noch einmal den Mund aufmachst, kriegst du 'ne Ladung Heftpflaster drüber, kapiert?« Und zu Jean gewandt: »Also, warum bist du verschwunden? Es war die Idee des kleinen Franzosen, nicht wahr?«
»Das stimmt", gab Jean zur Antwort.
»Und die Geschichte, die du Fanny erzählt hast, war selbstverständlich erfunden!«
»Selbstverständlich!«
»So, und wo ist er jetzt, dein kleiner Franzose? Los, gib Antwort, sonst ziehe ich andere Saiten mit dir auf? Du bist uns lange genug auf die Nerven gefallen - mit deinem zu heißen oder zu kalten Kakao, mit deinen ewigen Besorgungen in der Stadt. Also, wo ist der Franzose?«
Jean biß die Zähne zusammen und schüttelte entschlossen den Kopf. Mit erhobener Hand kam Seraphin drohend näher.
»Antworte, du kleine Kröte, oder muß ich nachhelfen!«
Statt einer Antwort schlug ihn Jean - die kleine zarte Jean mitten ins Gesicht! Einen Augenblick lang stand. Seraphin sprachlos da und ließ den Arm sinken. Dann aber schrie er: »Du hast es so gewollt! Ihr zwei da. Laßt mir die Neger nicht aus den Augen!« Er hatte gemerkt, daß die baumlangen Neger unruhig geworden waren. - Als er wieder drohend die Hand hob, krachte plötzlich ein Schuß! Aus der Hand floß Blut. Sie war getroffen!
Der Schuß war aus Richtung des Fensters gekommen. Pedro schoß sofort zurück. Er traf die Fensterscheibe und das Moskitonetz - das war aber auch alles. Tante Virginia nutzte das allgemeine Durcheinander, richtete sich auf und schlug Pedro mit einem gutgezielten Stockhieb die Pistole aus der Hand.
»Dies ist für die Yankees, du Strauchdieb!« sagte sie ruhig.
»Jetzt bist du dran, verdammte Alte", rief Seraphin, der inzwischen die Waffe in die linke Hand genommen hatte.
Aber er hatte nicht mit Jeremy gerechnet. Der warf ihm den Stuhl der alten Dame mit solcher Wucht gegen die Unterschenkel, daß er hinfiel.
Pablo bückte sich und versuchte, seine Pistole wieder aufzuheben. Eine neue Gelegenheit für Tante Virginia, ihm eines mit dem Stock zu verpassen. Nur daß er ihn diesmal ins Genick bekam. Er kippte um.
Pedro ließ keinen Augenblick das Fenster aus den Augen. Er war plötzlich sehr überrascht. Er hatte den Eindruck, als sei seine rechte Hand in einen Schraubstock geraten und als bearbeitete ihm gleichzeitig jemand sein Kreuz mit einem Dampfhammer!
Lennet hatte inzwischen den Garten verlassen und war durch die Tür in den kleinen Salon gekommen. Nach einem Fußtritt in die Magengegend versuchte Pablo mühsam, sich wieder aufzurichten.
Pedro schnappte nach Luft. Seraphin bot den jämmerlichsten Anblick. Er kniete auf der Erde, hatte seine Pistole weggeworfen und hob kleinlaut die Hände hoch. Von seinem rechten Ärmel tropfte Blut auf den Boden.
»O Lennet, Sie waren großartig, vielen Dank! Ich glaube, Sie werden sich mit Bob gut verstehen!« sagte Jean erleichtert.
Bald darauf waren Jean und Lennet allein mit ihren drei Gefangenen. Lennet wandte sich an Seraphin und sagte mit kalter, schneidender Stimme: »Seraphin, du hast gesehen, daß ich mit drei bewaffneten Männern fertig werde. Ich bin nicht scharf drauf, einen unbewaffneten Gefangenen anzugreifen, andererseits sehe ich überhaupt nicht ein, warum ich dich schonen sollte, es sei denn, du entschließt dich, ab sofort das Lager zu wechseln und ein neues Leben anzufangen.«
»Monsieur", stammelte Seraphin, »ich will alles tun, was Sie sagen!«
»Steh auf und nimm Haltung an! Ab sofort bin ich für dich Herr Leutnant, verstanden!«
»Jawohl, Herr Leutnant!«
»Pedro, Pablo, los auf!« Die drei Männer - Pedro und Pablo kauerten noch am Boden - nahmen Haltung an.
»Rechts um!« befahl Lennet. Die
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