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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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hatte eine improvisierte Abendgesellschaft
gegeben. Dann würde sie eben ein improvisiertes Dinner geben. Sie holte ein
Blatt Papier hervor, spitzte einen Federkiel an und begann eine Namensliste zu
schreiben.
    »Unsere neue Schönheit scheint sich sehr
viel zuzutrauen«, sagte Lord Fleetwood, als Fitz am nächsten Tag in seinen
Salon geschlendert kam. »Ich bin für morgen abend zu einem improvisierten
Dinner bei ihr eingeladen.«
    »Ich auch«, antwortete Fitz. »Und
ich werde bestimmt hingehen. Du auch?«
    »Ja. Ich meine, es könnte ganz unterhaltsam
sein. Guter
    Gott, Fitz. Du bist ja sauber!«
    »Ich bin immer sauber«, erklärte
Fitz mit steifer Unnahbarkeit.
    »Aber, mein lieber Freund, keine
Spur von Farbe! Und die Schultern deines Rocks sind ganz normal gepolstert.«
    Fitz grinste wehmütig. »Die
Verkleidung als Prinzessin hat mich von den Extravaganzen der Mode geheilt.
Mein Kammerdiener kann sich jetzt der höchsten Kragen und der breitesten
    Schulterpolster Londons rühmen.«
    »Du siehst geradezu menschlich aus.
Ich werde einige Zeit brauchen, um mich an den neuen Fitz zu gewöhnen.«
    »Einer der Gründe war auch, dass du
dich in deinem Buch über mich lustig gemacht hast. Ich habe mich in Lord
Fopworthy erkannt.«
    »Ich käme nie auf die Idee, mich
über dich lustig zu machen! Ach du meine Güte! Jedermann erkennt sich in meinem
Buch. Aber ich versichere dir, dass alle Figuren meiner Phantasie entsprungen
sind und dass sie mit niemandem, den ich kenne, Ähnlichkeit haben.«
    »Aber keiner glaubt dir das! Und
alle stellen Vermutungen an, wer das Stubenmädchen Emilia sein könnte.«
    »Sie werden sich bald mit anderen
Dingen beschäftigen.«
    »Und was machst du mit dem Honorar,
das dir deine Dichtkunst einbringt? Wirst du ein Fest veranstalten?«
    »Auf gar keinen Fall. Ich habe das
Geld für die erste Auflage dem Arbeitshaus in Tothill Fields überwiesen, mit
der Anweisung, dass es dazu benutzt wird, die Verpflegung der Insassen aufzubessern.«
    »Du bist reichlich naiv. Das Geld
wird in den Taschen der Direktoren verschwinden.«
    »Das werden sie nicht wagen. Sie
wissen, dass ich die hässliche Angewohnheit habe, überraschende Besuche zu
machen.
    Ich musste mich sogar schon einmal
verkleiden, denn als ich ihnen die Einnahmen für mein erstes Buch geschickt
hatte, haben sie einen kleinen Jungen an der Straßenecke aufgestellt, der sie rechtzeitig
vor meiner Ankunft warnen sollte, und die Insassen bekamen nur während meines
Besuchs gutes Essen. Glücklicherweise konnte ein Mann im Arbeitshaus
schreiben, und es gelang ihm, mir einen Brief zu schicken, in dem stand, was da
abgelaufen war. Er ist inzwischen einer meiner Stallknechte, aber ich gestehe, dass
ich ihn noch eine Weile im Arbeitshaus gelassen habe, bis ich feststellen
konnte, dass man meine Anweisungen befolgt.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so
ein Menschenfreund bist«, sagte Fitz unbeholfen. »Ich meine, das ist ja alles
sehr edel von dir, aber nicht sehr realistisch. Diese Leute wollen arm sein, und
zuviel Fleisch bringt sie auf revolutionäre Gedanken. Wenn es in Frankreich
nicht die wohlgenährte Bourgeoisie gegeben hätte, wäre es nie zu einer
Revolution gekommen. Die Bauern waren zu hungrig, um an etwas anderes als an
ihre nächste Mahlzeit zu denken.«
    »Fitz, jetzt redest du aber Unsinn.«
    »Keineswegs«, sagte Fitz stur. »Den
Menschen wird am Tage ihrer Geburt ein bestimmter Platz zugewiesen. Du lehnst
dich gegen den Allmächtigen auf. Schließlich hast du selbst in deinem Buch
dieses Stubenmädchen als warnendes Beispiel hingestellt, damit jedermann sieht,
was passieren kann, wenn einer aus den niederen Ständen versucht, aufzusteigen.«
    »Weißt du was, Fitz, du hast mich
vielleicht von etwas überzeugt, was ich eigentlich schon immer wusste—
nämlich, dass ich einen absoluten Unsinn geschrieben habe. Ich bin kein Schriftsteller.
Ich bin eine Art literarischer Dilettant. Es hat mir großen Spaß gemacht, das
Buch zu schreiben, und es schien mir damals alles sehr amüsant zu sein, aber
ich muss zugeben, dass ich beim nochmaligen Lesen einen dieser peinlichen
Trivialromane, die ein Mitglied der Gesellschaft mit mehr Eitelkeit als Talent
geschrieben hat, gelesen habe.«
    »Aber es war ungeheuer unterhaltend!
Ganz London spricht bereits über deine Satire auf Byron.«
    »Da hast du es wieder! Ich habe
nicht einmal an Byron gedacht. Vergiss das dumme Buch. Ich denke lieber an
Miss Goodenough.«
    »Du hast ihr in Gegenwart

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