Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
gerade
Frühlingsblumen im Salon, als Mrs. Otterley hereingeführt wurde. Emily bat ihre
kampflustige Besucherin, Platz zu nehmen. Mrs. Otterley wartete ungeduldig,
bis Rainbird ihr ein Glas Likör serviert und sich zurückgezogen hatte, bevor
sie zum Angriff überging.
    »Ich habe eben erfahren, Miss
Goodenough«, sagte sie, »dass mein Bruder die Absicht hat, Sie um Ihre Hand zu
bitten.« »Ihr Bruder ...?«
    »Fleetwood.«
    »Er hat etwas dergleichen auf seiner
Abendgesellschaft gesagt«, antwortete Emily, »aber ich versichere Ihnen, dass
es ein Scherz war und dass ich ihn seitdem nicht mehr gesehen habe.«
    Mrs. Otterley goss ihren Likör
hörbar in einem Zug hinab, umklammerte die riesige Damentasche auf ihrem Schoß
und starrte Emily mit harten, durchdringenden Blicken an, als hoffte sie, dass
die Kraft ihrer Blicke die blendende Schönheit des Mädchens ein wenig
verkümmern ließe.
    »Hoffentlich haben Sie recht«, sagte
sie. »Um Ihretwillen, um Ihres Lebens willen, hoffe ich, dass Sie recht haben.«
    Emily hatte bereits eine kräftige
Abneigung gegen die Dame entwickelt. »Wollen Sie mir drohen?« fragte sie.
    »Um Himmels willen, nein!« Mrs.
Otterley versuchte, sich zu einem fröhlichen Lachen zu zwingen, aber es klang
so glücklich wie ein rostiges Gartentor, das in einer stürmischen Winternacht
quietscht. »Mein Bruder ist ein sehr eifersüchtiger Mann und hat ein gefährlich
cholerisches Temperament. Ach ja, die arme Clarissa!«
    Emily preßte ihre weichen Lippen zu
einer festen Linie zusammen und tat ihr nicht den Gefallen zu fragen, wer
diese Clarissa sei.
    »Fleetwoods Frau«, sagte Mrs.
Otterley, als hätte Emily doch gefragt. »Sie wurde erschlagen aufgefunden.
Fleetwood konnte von Glück reden, dass sie ihn nicht gehängt haben.«
    »Wollen Sie mir erzählen, dass Lord
Fleetwood, Ihr eigener Bruder, ein Mörder ist?«
    »Das habe ich nicht gesagt«,
entgegnete Mrs. Otterley. »Ich bin hier, um Ihnen zu erzählen, was andere Leute
sagen.«
    Aber Emilys Vorleben als Dienerin
machte sie weniger leichtgläubig als die junge Dame, für die sich Lord
Fleetwood in der vorigen Saison interessiert hatte.
    Als Stubenmädchen hatte sie zu der
Zeit, als ihr Herr noch Besuch empfangen konnte, viel bösen Klatsch gehört, von
dem das meiste nicht wahr und von Damen und Herren ausgeheckt war, die zu
denken schienen, dass Diener taub sind. Sie entschied, dass sie die Schwester
des Earl kein bisschen mochte.
    Emily warf ihr ein bezauberndes
Lächeln zu. »Meine liebe Lady Mary«, sagte sie mit perlendem Gelächter, »ich
fürchtete schon, Sie wollten mir erzählen, dass die Frau Ihres Bruders noch
lebt! Was für eine Erleichterung! Jetzt kann ich seinen Antrag leichten Herzens
annehmen.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, dass er
kein Interesse an Ihnen hat!«
    Emily holte tief Atem. Sie brauchte
nur ein paar Sekunden, um zu beschließen, dass sie sich nie mehr von
irgendeinem Mitglied der Gesellschaft einschüchtern lassen würde. Sie hatte es
satt, sich Angst einjagen zu lassen. Sie waren auch nur Menschen, manchmal
nett, und manchmal, wie Mrs. Otterley, gemein.
    »Es war ein Scherz«, sagte Emily.
Sie zog an der Klingelschnur. »Guten Tag, Mylady. Ich glaube nicht, dass wir
uns noch einmal begegnen werden..., es sei denn, Fleetwood wünscht, dass Sie zu
unserer Hochzeit kommen.«
    Die Schwester des Earl öffnete und schloss
den Mund wie ein Karpfen auf trockenem Land. Sie musste feststellen, dass diese
junge Frau, die so arglos und, jawohl, ängstlich gewirkt hatte, sie jetzt mit
derselben belustigten Geringschätzung ansah wie Fleetwood in seinen schlimmsten
Momenten.
    Rainbird erschien im Türrahmen.
»Mylady möchte gehen«, sagte Emily. »Führen Sie sie hinaus.«
    Mrs. Otterley haßte es, einen
Schauplatz zu verlassen, ohne das letzte Wort zu haben. Sie war entschlossen,
diese Miss nicht ungeschoren zu lassen. Sie pustete und schnaufte, ihr Busen
schwoll an, ihre Augen traten vor, als sie all ihre Kräfte zusammenraffte, um
ein gehöriges Donnerwetter loszulassen. Aber Mrs. Otterleys Knauserigkeit
gereichte ihr zum Verderben. Wie viele Angehörige der Aristokratie sparte sie
an kleinen Dingen. Manche wollten einem Straßenkehrer, der ihren Weg kreuzte,
keine Münze geben und machten sich lieber die Schuhe im Schlamm schmutzig,
andere verwässerten den Wein, und noch mehr ließen ihre Kammerzofen Tag und
Nacht arbeiten, um aus den Kleidern vom letzten Jahr die neuesten Kreationen zu
schneidern. Mrs.

Weitere Kostenlose Bücher