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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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nein?« sagte Mr. Pardon, für
den dieses verfluchte Haus mit schlechten Erinnerungen verbunden war, da seine
Bemühungen, einen seiner früheren Mieter zugrunde zu richten, ihm nichts als
Schande eingebracht hatten.
    »Ja, und ich wünschte, ich hätte sie
begleitet. Denn die Mieterin ist ein höchst merkwürdiges Frauenzimmer. Niemand
kannte sie bisher — eine Miss Emily Goodenough.«
    »Und ist sie hübsch?«
    »Nicht besonders«, warf Bessie ein.
»Fleetwood war einfach weg von ihr. Aber ich halte sie für vulgär. Hast du sie
nicht auch >vulgaire< gefunden, Harriet?«
    Harriet gab widerwillig ihre neueste
Pose auf, die Pallas Athene darstellte, wie sie vom Olymp auf Troja
hinabschaute. Es war eine unbequeme Pose, da sie verlangte, dass man auf einem
Fuß stehen musste, während der andere Fuß nach hinten gestreckt war, die eine
Hand die Augen beschattete und die andere einen imaginären Schild festhielt.
    »0 ja, es war ziemlich
>dégoûtant<, welchen Wind die Männer um sie machten.«
    Eine neue
Schönheit, dachte Mr. Pardon, der diese Bosheiten ganz richtig deutete. Die muss
ich mir einmal anschauen.

Zehntes Kapitel

    Die starre Rangordnung unter den
Dienern wurde im Winter nicht beachtet. Und auch während der Saison war sie
gewöhnlich weniger streng als in den meisten anderen Haushalten des West End
von London. Aber die Aufregung und Arbeit und Geschäftigkeit, die Emilys
Hochzeit auslöste, gab den Dienern keine Möglichkeit, ihre angestammten Plätze
zu verlassen. Nur wenn sie wie ein durchtrainiertes Regiment unter Rainbird
als Oberbefehlshaber arbeiteten, schafften sie die Arbeit und die
Vorbereitungen. Und am untersten Ende der gesellschaftlichen Stufenleiter
stand Lizzie. Keiner hatte Zeit, ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Angus, der sich von seiner Krankheit erholt hatte und sich mit den
Vorbereitungen für den Hochzeitsempfang abmühte, kommandierte Lizzie unentwegt
barsch herum, probierte alle möglichen Saucen aus, verwarf sie wieder und gab
ihr die klebrigen Töpfe zum Scheuern, weil Dave für Botengänge benötigt wurde.
    Und so spukten Lukes Heiratsantrag
und seine Pläne für ihr Eheleben in Lizzies müdem Kopf. Sie vergaß die
zahlreichen Freundlichkeiten der anderen Diener, vergaß, dass man ihr erlaubte,
zu lesen, spazierenzugehen, schöne Kleider zu tragen alles Vergünstigungen,
die weniger glücklichen Küchenmädchen nicht zustanden —, und zum erstenmal in
ihrem Leben war sie zugeknöpft und mürrisch.
    Joseph war der einzige, der die
Veränderung an ihr bemerkte, aber er versuchte, sie durch Spott und Neckereien
aus ihrer Reserve zu locken, statt sie einfach zu fragen, was über sie gekommen
sei. Lizzie wußte, wo ihr gemeinsames Geld versteckt war. Palmer hatte es
einmal gestohlen, und seit diesem furchtbaren Tag vergruben sie ihre
Ersparnisse in einer Blechbüchse unter einem losen Pflasterstein draußen im
Hof. Einen Tag vor dem für Emilys Hochzeit festgesetzten Termin sollte Lord
Hampshires Pferd in Ascot laufen. Lizzie hatte inzwischen ganz vergessen, dass
ihre Stellung in einem Haushalt im West End für sie einmal die Verwirklichung
eines Traums gewesen war.
    Vor Überanstrengung wurde sie immer
reizbarer, hätte aber trotzdem nie daran gedacht, das Geld anzutasten, wenn sie
nicht zwei Tage vor der Hochzeit in Ungnade gefallen wäre.
    Angus kam mit einer Kupferpfanne in
die Spülküche herüber und knallte sie neben Lizzie hin. »Nennst du das sauber
?« fragte der Koch. »Da klebt doch noch was am Boden.«
    »Ich hab' es satt, einen Topf nach
dem anderen zu scheuern«, sagte Lizzie. »Das soll Dave machen.«
    »Es ist deine Arbeit, Mädchen«,
sagte Angus barsch. »Du schrubbst die Pfanne auf der Stelle sauber.«
    »Es wäre überhaupt nicht notwendig
gewesen, die Pfanne zu scheuern«, gab Lizzie schnippisch zurück. »Sie mit Ihren
Saucen! Erst probieren Sie die eine und dann die nächste. Das machen Sie
absichtlich, damit ich noch mehr Arbeit habe!«
    »Sei nicht albern«, sagte der Koch,
»und spiel dich mir gegenüber nicht so auf.«
    »Warum scheuern Sie den verdammten
Topf nicht selbst?« schrie Lizzie, der die Nerven durchgingen.
    Ihre Stimme drang deutlich bis in
den Aufenthaltsraum der Diener hinüber. Rainbird kam mit schnellen Schritten
herein und wollte wissen, was los war.
    »Dieses idiotische Mädchen weigert
sich, die Töpfe zu scheuern, und sie hat mich beschimpft«, sagte Angus.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt >verdammt<«,
erwiderte

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