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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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wehklagend durch den Glockenturm Eintritt in das
Kirchengebäude.
    Hinter dem Altar waren die Zehn
Gebote in goldenen Buchstaben eingemeißelt; alle die »Du sollst nicht«
erinnerten den armen Sünder an zahlreiche Vergehen. Der Duft von Weihrauch
vermischte sich mit dem Moschusgeruch der Hochzeitsgäste und dem
atemberaubenden Modergeruch des alten Kirchengebäudes.
    Und dann war alles vorbei. Sie
unterzeichneten die Heiratsurkunde im Kirchenbuch, und Emily ging hinaus in
den Regen — nicht mehr als Emily Jenkins oder Emily Goodenough, sondern als
Countess of Fleetwood.
    »So, jetzt sind wir Mann und Frau«,
sagte der Earl fröhlich, als sie wegfuhren.
    »Ja«, sagte Emily leise.
    Sie sah blass und aufgeregt aus,
aber der Earl schob es auf die normale Nervosität einer jungen Braut und beschloss,
die Fahrt schweigend hinter sich zu bringen, damit sie sich wieder sammeln
konnte. Aber sein Schweigen machte Emily noch nervöser. Was er wohl dachte?
Bereute er seinen Schritt bereits? Sein Gesicht mit der feinen Nase wirkte
nachdenklich und ein bisschen streng. Was wusste sie schon von ihm? Seine
Schwester hatte ihn beschuldigt, seine Frau getötet zu haben. Was, wenn es wahr
wäre?
    Beim Hochzeitsempfang wurde Emily
mit einigen der Verwandten des Earl bekannt gemacht — aber nicht mit seiner
Schwester, die keine Einladung bekommen hatte —, und mit ein paar Freunden. Sie
lächelte und machte vor allen einen Knicks und vergaß dann auf der Stelle ihre
Namen wieder.
    Um sie herum war viel Lob zu hören,
als nacheinander die wunderbaren Gerichte von Angus aufgetragen wurden. Emily trank
so viel, dass das Zimmer, das Essen, ihr Ehemann und die Gäste allmählich
angenehm ineinander verschwammen.
    Während der Mahlzeit wurde das Haus
plötzlich von einem furchtbaren Schrei erschüttert, der in ein langgezogenes,
schluchzendes Wehklagen überging. Rainbird rannte aus dem Zimmer und kam nach
etwa zehn Minuten mit hartem, angespanntem Gesicht zurück. Er murmelte eine
Entschuldigung. Das Küchenmädchen habe sich verbrüht, sagte er. Der Earl bemerkte
jedoch, dass Rainbird sich zu Mrs. Middleton herabbeugte, die mit am Tisch
saß, und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Die Haushälterin unterdrückte einen
Ausruf des Entsetzens.
    Emily hatte zuviel getrunken, um
recht zu bemerken, was um sie herum vorging, aber der Earl sah, dass Rainbird,
Joseph und die zwei Mädchen, Alice und Jenny, bekümmert dreinblickten.
    Nach vier Stunden Essen und Trinken
näherte sich das Hochzeitsfrühstück seinem Ende.
    Die Gäste sagten Lebewohl und gingen
auf die windige, regnerische Straße hinaus.
    Der Earl lächelte Emily an. »Sollen
wir uns zurückziehen«, sagte er, »und es den Dienern gestatten, aufzuräumen?«
»Wohin?« fragte Emily benommen.
    »In unser Schlafzimmer.«
    Emily schielte zur Uhr, und nur mit
Mühe gelang es ihr, die Zeit festzustellen. »Es ist erst fünf Uhr, Fleetwood«,
rief sie aus.
    »So ist es«, gab er ihr
liebenswürdig recht. »Komm mit.«
    Wie eine Aristokratin, die zur
Guillotine schreitet, folgte Emily ihm in das Schlafzimmer, das sich im ersten
Stock hinter dem Speisezimmer befand.
    »Nun, meine Liebe...«, begann der
Earl.
    Von unten kam fürchterliches
Geschrei und Geschimpfe.
    »Das ist zuviel an unserem
Hochzeitstag«, sagte der Earl gereizt. »Soll ich denn ewig von schlecht
erzogenen Dienern geplagt werden?«
    Er klingelte. Emily setzte sich hin
und schaute benommen aus dem Fenster.
    Nach einiger Zeit erschien Rainbird.
    »Was«, fragte der Earl in eisigem
Ton, »soll dieses Tohuwabohu bedeuten?«
    »Es ist eine häusliche
Angelegenheit, Mylord«, sagte Rainbird förmlich. »Entschuldigen Sie bitte,
Mylord und Mylady.«
    »Natürlich ist es eine häusliche
Angelegenheit, da Sie ja alle Hausangestellte sind«, sagte der Earl wütend.
    »Ist es das Mädchen, Lizzie?«
lallte Emily. »Sie sah in der Kirche so weiß aus. Ich muss zu Lizzie.«
    »Bleib, wo du bist«, befahl der
Earl, der jetzt erst merkte, wie betrunken seine Frau war.
    »Nun, Rainbird .«
    »Wir haben gespart, um uns ein
Gasthaus kaufen zu können«, sagte Rainbird mit erzwungenem Gleichmut. »Wir
konnten uns zwar keines in London leisten, aber wir schätzten, dass wir nach
einer weiteren Saison so viel zusammenhaben würden, dass wir uns zum Beispiel
in Highgate ein Gasthaus kaufen könnten. Lizzie, das Küchenmädchen, wurde von
Luke, dem ersten Lakaien von Lord Charteris, überredet, ihm unsere Ersparnisse
auszuhändigen. Luke sagte, dass

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