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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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mit den Augen. »An
King George?«
    »Ja. Seine Majestät.«
    »Aber ich verstehe nicht, wie mich
der Gedanke an einen irren König von den Dingen ablenken soll.«
    Mrs. Middleton war zutiefst
schockiert. »Sie dürfen solche aufrührerischen Worte nicht aussprechen. Seine
Majestät ist nicht gesund, das ist alles. Er ist ein feiner und edler Herr.«
    »Aber sollte ich nicht lieber an
meinen Mann denken?«
    »Die intimen Seiten der Ehe sind für
uns Damen schwer zu ertragen«, sagte Mrs. Middleton, und Emily, die nicht wusste,
dass das »Mrs.« nur ein Höflichkeitstitel war, dachte, die Haushälterin
spreche aus Erfahrung. »Nur ganz gewöhnliche Frauen teilen mit den Männern die
Lust und die Leidenschaft.«
    Wie ich, dachte Emily bedrückt,
hütete sich aber, diesen Gedanken auszusprechen.
    »Aber es wird schon alles werden«,
sagte Mrs. Middleton tröstend. »Ich habe noch nie eine Lady kennengelernt, die
davon gestorben ist.« Sie klopfte Emily die Hand. »Jetzt, wo ich Sie beruhigt
habe, muss ich wieder nach unten gehen und mich davon überzeugen, dass alles
für das Hochzeitsfrühstück bereit ist.«
    Als sie gegangen war, vergrub Emily
den Kopf in den Händen. Was sollte sie bloß machen, damit sie nicht so heftig
auf die Küsse und Zärtlichkeiten ihres Gatten reagierte?
    Ich werde an den König denken,
dachte Emily wild entschlossen. Ich werde an den König denken.
    Es klopfte zaghaft an der Tür. Emily
rief mit unsicherer Stimme »Herein«. Mr. Goodenough betrat das Zimmer. »Du
siehst sehr schön aus, Emily«, sagte er.
    »Danke«, murmelte Emily, die sich
noch um die möglichen Reaktionen ihres gewöhnlichen Körpers Gedanken machte.
    »Fleetwood ist ein feiner Mann«,
sagte Mr. Goodenough. »Ich habe mir erlaubt, ihn gestern abend aufzusuchen, um
unter vier Augen mit ihm zu sprechen.«
    »Du hast ihm doch nicht etwa die
Wahrheit gesagt!« rief Emily aus.
    »Nein«, sagte Mr. Goodenough
traurig. »Aber ich war nahe daran. Er ist ein ehrenwerter Mann, und ich war
stark versucht, ihm mein Herz auszuschütten, aber ich habe es nicht getan.«
    »Warum hast du ihn dann besucht?«
    »Ich habe das Gefühl, es erleichtert
dir die erste Zeit deiner Ehe, wenn ich nicht in diesem Haus bin. Nein! Hör
mich zu Ende an. Du hast dich über mich hinweggesetzt, als du hier bleiben
wolltest. Ich weiß, dass du die Unterstützung dieser Diener willst. Aber es
sind nur gemietete Diener, und bald musst du deinen Platz in seinem Haus als
Countess ausfüllen. Ich habe die Sache mit ihm besprochen, und er war damit einverstanden,
dass ich heute in die Park Lane umziehe. Ich werde dir nahe genug sein und mich
doch nicht in deine Ehe einmischen.«
    »0 Benjamin«, rief Emily. Sie nannte
ihn bei seinem Vornamen wie damals, als sie zusammen auf Sir Harry Jacksons
Landsitz Spaziergänge unternahmen. »Ich kann diese Ehe nicht ohne dich
ertragen.«
    »So einen Ausspruch tut eine Frau,
die wirklich liebt, nicht. Du liebst ihn doch, nicht wahr?«
    Emily wollte rufen, dass sie es
nicht wusste, dass sie die Vorstellung liebte, einen Titel zu haben, dass sie
möglicherweise einen furchtbaren Fehler gemacht hatte. Was hatte sie sich eigentlich
unter einer Ehe vorgestellt? Sie hatte die verschwommene Vorstellung gehabt, dass
der Earl seine Zeit im Club oder auf dem Land verbrachte, während sie weiterhin
auf etwa dieselbe Weise wie bisher mit Mr. Goodenough zusammenlebte. Aber Mr.
Goodenough sah so gebrechlich, so ängstlich aus, dass sie es nicht übers Herz
brachte, ihn mit ihren Ängsten zu belasten.
    »Ja, ich bin in Fleetwood verliebt«,
sagte sie trübsinnig. »Sehr.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«,
entgegnete er und küsste sie auf die Wange. »Es ist gleich Zeit zu gehen.«
    Die nächsten Stunden vergingen wie
im Traum. Da war die Fahrt zur Kirche durch den Regen, da war der Earl am
Altar, da war seine Seite in der Kirche mit wenigen Gästen — Gästen, denen er
offenbar zutraute, dass sie schwiegen —, auf ihrer Seite waren nur die Diener
von Nummer 67. Du meine Güte! Lizzie, das Küchenmädchen, sah aus, als würde
sie jeden Moment in Ohnmacht fallen. Dieses eine überdeutliche Bild drang in
Emilys betäubtes Hirn, und dann war wieder alles wie im Traum, als sie an Mr.
Goodenoughs Arm das Kirchenschiff hinauf-schritt.
    Sie hatte das Gefühl, als ob jemand
anders das Gelübde für sie ablegte. Der Earl sah sehr imponierend und sehr
fremd aus. Die Kirche war dunkel und kalt, und der heftiger werdende Wind
verschaffte sich

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