05
Sinclair und Tina wie eine tollwütige Hyäne. „Und ihr habt davon gewusst? Und mir nichts gesagt?"
Jessica sah nachdenklich aus. „Ihr habt mir doch nicht etwa nachspioniert, oder?"
„Nein, natürlich nicht", sagte Tina. Sie kniete neben mir und tätschelte meine Hand. Jessica glitt von ihrem Barhocker und baute sich zu meinen Füßen auf.
Tina sah zu ihr hoch. „Um darauf zu kommen, mussten wir nicht spionieren."
„Ganz abgesehen davon", sagte Jessica, „macht man das auch nicht mit seinen Freunden."
„Ja, ja. Wie Eric schon sagte, hast du in letzter Zeit ein wenig anämisch gerochen. Dafür kann es viele Gründe geben, aber alle haben ihren, nun ja . .
speziellen Untergeruch. Als Eric und ich darüber beratschlagten, haben wir festgestellt, dass deiner uns an diese Frau im Pflegeheim erinnerte. Auch sie litt an einem Multiplen Myelom. Es ist selten, dass man einem Menschen so nahe ist, der schon so lange daran leidet, aber der Geruch ist unverwechselbar."
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„Und Betsy ist die Königin, und ihr Vampire solltet eurer Königin immer alles erzählen. Man könnte also sagen, dass wenigstens ihr mich hättet aufklären müssen."
Jessicas Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. „Richtig, sie haben Mist gebaut, nicht ich. Sie sind schuld."
„Das hättest du wohl gern!", schrie ich im Liegen. „Du kannst dich immer noch auf etwas gefasst machen, Spatzenhirn. Dass du mir das antust!"
„Ich weiß", seufzte sie, „du hattest eine schreckliche Woche."
Böse blickte ich zu ihr hinauf. „Wenn ich wieder aufstehen kann, gibt es eine richtige Tracht Prügel. Und dann wirst du erst recht einen Arzt nötig haben."
Sie grinste auf mich herunter. „Dann hoffen wir mal, dass du noch eine Weile liegen bleibst."
Bevor wir - Jessica, Eric, Tina und ich - noch ein Wort sagen konnten, flog die Küchentür auf. „Ich bin wieder zu Hause!", rief Antonia, der Werwolf, mit Garrett im Schlepptau. „Nicht jetzt, Toni."
„Wie oft muss ich das noch sagen? An-to-ni-a. Nur weil deine lausige Stiefmutter denselben Namen hat, muss ich meinen ja nicht ändern."
„Nicht jetzt."
„Oh." Sie schaute auf mich herunter. Garrett tat es ihr gleich. „Jessica hat es dir endlich gesagt, was?" Die Elfte!
„Geh in Deckung", murmelte Tina, aber ich war außerstande, mich auf unsere hellseherische, werwölfische Mitbewohnerin zu werfen.
„Hast du es in einer Vision gesehen?", fragte Jessica.
„Himmel, nein. Das riecht man doch. Was? Habt ihr das etwa nicht gewusst?"
Antonia ließ den Blick von einem zum anderen wandern. Mit ihren kurzen dunklen Haaren, die sie wie eine Figur aus dem Film Äon Flux gestylt trug, sah sie noch unschuldiger aus, als sie sich anhörte. Und warum sie sich jetzt, mitten im April, für T-Shirt, Daisy-Duke-Shorts und Flipflops entschieden hatte, war mir ein Rätsel, aber ihr grotesker modischer Missgriff war im Moment das kleinste meiner Probleme. „Äh, vielleicht hätte ich etwas sagen sollen, bevor ich gegangen bin?"
„Ja, vielleicht", gab ich bissig zurück. „Als Strafe wirst du von jetzt ab und auf immer und ewig Toni heißen."
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„Schrecklich!"
„Jessica ist krank", funkte Garrett dazwischen. „Und auf dem Dachboden ist ein Zombie."
„Halt den Mund! Hilf mir auf Gottverdammt, ihr könnt euch auf etwas gefasst machen."
„Ich geh dann mal", sagte Antonia und wandte sich zum Gehen. „Ich wollte nur sagen, dass ich vom Cape zurück bin."
„Na, vielen Dank für die Info." Mann, sie war wirklich die nervigste Person, die mir jemals, in meinem ganzen beschissenen Leben, untergekommen war.
Bei Weitem! Obwohl es durchaus sein konnte, dass ich im Moment ein wenig überreagierte.
„Komm mit ins Schlafzimmer. Wir feiern unser Wiedersehen", sagte Antonia und nahm Garrett an der Hand. Igitt. Ich betete, dass ich nichts davon würde hören müssen.
„Was hast du jetzt vor?", fragte Sinclair Jessica, als er mich ohne jede Anstrengung am Ellbogen auf die Beine zog. Anscheinend hatte ich mich nun genug in meinem Unglück gesuhlt.
„Chemo wahrscheinlich. Wir prüfen gerade alle Optionen."
„Wie krank bist du?", fragte ich ängstlich.
„Gar nicht krank, verglichen damit, wie ich mich fühlen werde, wenn sie mir erst einmal die radioaktive Strahlung durch den Körper jagen werden", sagte sie düster. „Ich bin nur in letzter Zeit oft müde. Ich habe schon gedacht, ich könnte ... na ja ..."
„Schwanger sein?", schlug Tina ruhig vor.
Jessica nickte. „Ja. Neben
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