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alle Vampire bin", sagte ich einfach. „Also beließ ich es dabei. Das war blöd für dich, aber ich dachte, wenn das Buch je herauskäme, wäre das blöd für alle Vampire."
Er umklammerte die Rückenlehne eines Küchenstuhls, und ich sah, dass die Knöchel nicht mehr rosa, sondern totenbleich waren. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen, abgesehen von je zwei roten Flecken auf den Wangen.
„Alles in Ordnung?", fragte ich die zweifellos dümmste Frage des Jahres.
„Vielleicht solltest du dich besser hinsetzen."
„Das hast du . . ihn tun lassen? Mit mir?"
„Na ja, ich habe es ja erst später erfahren", gab ich lahm zu bedenken. „Aber
..."
Er schwankte tatsächlich ein bisschen, als er sich an dem Stuhl festhielt. Ich rückte ein wenig näher, um ihn aufzufangen, falls ihm die Sinne schwinden sollten. Zumindest sah er aus, als
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würde er jeden Augenblick in Ohnmacht lallen. Nachdem er sich übergeben hätte.
„Das hast du zugelassen . . ihn in meinen verdammten Kopf gelassen ... und dann hattest du die Gelegenheit, mir zu helfen, und hast dich für sie entschieden?"
„Ich ... ja. Mehr oder weniger."
„Du hast mir nicht geholfen . . Du hast ihn nicht daran gehindert ... und du hast nicht ..."
„Deik, ich glaube, du solltest dich besser setzen, bevor du . ."
„Halt! Den! Mund!", schrie er mich an. Die Muskelstränge an seinem Hals traten hervor. „Es tut dir noch nicht einmal leid! Das kann es gar nicht, wenn du das tatsächlich getan hast, wenn du mich verarscht hast, um deiner verdammten Vampirbrut zu helfen."
„Es tut mir leid, dass du da hineingeraten bist. Es tut mir leid, dass nun ein Buch herauskommt, dessen Autor du bist, an das du dich aber nicht erinnern kannst. Ein lustiges Buch, das die Kritiker mögen werden", fügte ich hinzu und versuchte damit dem ganzen Schlamassel noch etwas Positives abzugewinnen. Oh, da fiel mir noch etwas anderes ein! „Du bist eigentlich derjenige, der zuletzt lacht, weil das Buch jetzt trotz allem erscheint und die Vampire, die davon wissen, ziemlich verärgert sind, also .. "
„Also war alles, was du ihn mit mir hast anstellen lassen, umsonst."
„Okay, so kann man es auch sehen."
Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab. „Ich kann es nicht glauben", flüsterte er. „Es tut mir wirklich ..."
„Ich kann glauben, dass diese Schlampe in meinen Dateien herumgeschnüffelt hat, und ich kann glauben, dass dieser Scheißkerl sich in meinen Kopf geschlichen hat, aber du? Du bist
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doch eigentlich die Gute! Ich .. ich dachte, du . . dass du keine von den Bösen bist! Dass du auf mich aufpasst, auf mich und auf die Vampire. Sind wir nicht in deinen Augen alle gleich?"
Ich fing an zu stottern, weil ich versuchte, fünf Dinge auf einmal zu sagen.
„Oder etwa nicht?"
„Deik, ich ..."
Er fuhr herum und wäre fast in einer der kleinen Pfützen ausgerutscht, die er beim Hereinkommen hinterlassen hatte.
„Bitte geh nicht! Lass uns doch noch ein bisschen darüber reden!"
Er bellte ein ungläubiges Lachen, stakste zur Tür und gab dieser einen heftigen Stoß.
Unglücklicherweise bewegte sie sich nur einige Zentimeter, bevor sie gegen etwas Weiches stieß.
„Auaaa!", hörte ich Jessica auf der anderen Seite rufen und dann einen Plumps, als sie fiel. Ich eilte zur Tür und sah, wie sie sich auf dem Boden hin und her rollte, die Hände vor der Nase. Das Blut . . strömte ihr buchstäblich über den Hals, und die Bluse war bereits hinüber.
Marc hockte neben ihr und sprach zu ihr in diesem typischen mütterlichen Doktorsingsang: „Nein, ich fasse sie nicht an. Ich will nur einen Blick darauf werfen. Nein, ich fasse sie nicht an, nimm nur deine Hände herunter und lass mich sehen."
Das war kein gewöhnliches Nasenbluten. Das Blut war überall. Ich wirbelte zu Deik herum. „Sie ist krank! Und du hast ihr praktisch die Nase gebrochen -
dabei hat sie dir gar nichts getan! Und sie ist krank, du Arschloch!"
Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich ihn am Hemd gepackt und zog ihn dicht vor meine Nase. „Du hättessst deine Finger ssschön bei dir behalten sssollen."
„Betsy, nicht! Es war ein Unfall. Komm schon, es ist. ." Jessica 76
würgte ein bisschen und spuckte Blut auf den Boden. „Es ist eine Schwingtür, um Himmels willen. Ich bin überrascht, dass das nicht jede Woche passiert.
Komm schon, lass ihn wieder runter."
Ich stieß Deik fort. Er prallte an der Wand ab und fiel zu Boden wie ein nasser Sack. Ich müsste
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