Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05

05

Titel: 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
Vom Netzwerk:
daran."
    Er küsste mich. „Ich bin dankbar für jede einzelne deiner Eigenheiten." Seine Inbrunst entlockte mir ein Lächeln, aber meine nüchterne Seite fragte sich, was Deik wohl von dieser Vampirturtelei halten mochte. Nicht viel, konnte ich mir vorstellen.
    „Ich begleite den Jungen hinaus", bot Tina an. Diskret wie immer hatte sie den Raum betreten und stand nun bei der Hintertreppe.
    Der Junge. Hoho! Kein Euer Freund oder der junge Gentleman oder Jon. Noch nicht einmal ein Mr. Deik. Nein, Tina hatte die Samthandschuhe abgelegt.
    „Nein, das tust du nicht", keuchte ich, weil ihr ganz offensichtlich bei dem Gedanken, Deik einen Augenblick für sich alleine 78
    zu haben, das Wasser im Mund zusammenlief. „Das übernehme ich." Ich war ziemlich sicher, dass ich den kurzen Weg bis zur Haustür schaffen würde, ohne zu stürzen. Ziemlich sicher.
    „Nun, ich zumindest werde es nicht tun", sagte Jessica. „Marc, du hilfst ihr."
    „Ich habe hier Patienten."
    In der Zwischenzeit hatte sich Deik aufgerappelt. Die Waffe hatte er immer noch gezogen. Wild riss er sie herum, als wollte er auf uns alle gleichzeitig zielen. Der andere Arm war in einem Übelkeit erregenden Winkel abgeknickt.
    Ich fragte mich, wie er überhaupt auf die Beine gekommen war, geschweige denn, wie er sich dort halten und die Waffe hochhalten konnte. Sein Gesicht hatte die Farbe von Milch mit Spucke. Große Tropfen Schweiß standen auf seiner Stirn. „Niemand bringt mich hinaus! Ihr Freaks haltet euch schön fern von mir. Ich finde selbst hinaus."
    „Schon gut, schon gut, nun übertreib nicht gleich", sagte ich sauer. „Ich hätte allen Grund, wütend zu sein, weil du auf mich geschossen hast, aber ich lasse die Sache auf sich beruhen. Also sind wir quitt, oder?"
    „Leck mich!", antwortete er. Er klang cool und tough, und wir taten alle so, als sähen wir nicht die Tränen, die auf seinen Wimpern glitzerten. „Du bist nur noch am Leben, weil ich .. ich nicht wollte, dass du jetzt schon stirbst."
    „Wenn das gut für dein junges männliches Ego ist. . Aber ich linde, du solltest erst wiederkommen, wenn du deine Einstellung geändert hast."

    „Du siehst mich wieder", versprach er. „Und zwar nicht nur mit einer Einstellung." Dann senkte er seine Waffe - wahrscheinlich verursachte es ihm Schmerzen, sie mit nur einer Hand zurück ins Halfter zu stecken - und ging einfach. Auf seinem Weg durch die
    79
    Eingangshalle stützte er sich einmal am Geländer ab, um gleich darauf angeekelt zurückzuzucken und einen alten Kaugummi von den Fingern zu schütteln.
    „Und du wolltest mir kündigen", schalt ich Jessica liebevoll.
    Deik stolperte gegen die riesige Haustür, kämpfte mit dem Türknauf aus dem 19. Jahrhundert, fluchte, schaffte es endlich, die Tür zu öffnen, fluchte noch ein bisschen mehr über uns . . und weg war er.
    „Er muss noch sehr an sich arbeiten", bemerkte ich. Meine Brust fühlte sich schon viel besser an - war es etwa ein glatter Durchschuss gewesen?
    Wahrscheinlich. Das hoffte ich zumindest, denn ich wollte nicht, dass Marc oder irgendjemand anders in mir herumstocherte, um die Kugel wiederzufinden.
    „Das Kind hat eine glückliche Wahl getroffen, als es entschied, zu gehen", sagte Sinclair.
    „Wir haben dem Kind ziemlich übel mitgespielt, falls du es vergessen haben solltest. Oder ist dir das egal?"
    Sinclair beäugte meine zerrissene Bluse und die Blutflecken. „Ja", antwortete er. „Das ist mir egal."
    79

2h
    „Wir können ihn nicht am Leben lassen", sagte Tina.
    „Aber selbstverständlich können wir das."
    „Majestät, seid vernünftig. Ich weiß, Ihr mögt. . Ihr mochtet den Jungen, aber jetzt kann er uns gefährlich werden."
    „Er ist immer noch mein Freund, okay? Mit Freunden hat man Krache. Oder heißt es Krache? Wie dem auch sei, man kommt nicht immer und überall hundertprozentig miteinander aus. Guck dir doch nur Jessica und mich an!"
    „Wag esch ja nischt", sagte die kleine Miss Multiples Myelom, deren Stimme durch einen Eisbeutel gedämpft wurde, den Marc ihr aufs Gesicht gelegt hatte, „mich in dische Schache hineintschutschiehen."
    Wir befanden uns im (ersten) Empfangszimmer, das wir gewählt hatten, weil es über zwei Sofas verfügte und wir beide, Jessica und ich, eines benötigten.
    Herrje, was ich eigentlich brauchte, war eine Krankenhausstation. Aber ein nach Staub riechendes Sofa war das Beste, was im Moment aufzutreiben war.
    „Nach dem, was heute passiert ist, hältst du ihn doch nicht

Weitere Kostenlose Bücher