Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ihrem Verlauf nicht einzusehen war. Um diese Kurve glitt der 6.9er ziemlich schnell und im Rückwärtsgang herum.
    Zamorra fuhr den Rolls-Royce zwar nicht wie einen Rennwagen, aber auch nicht gerade langsam, weil er mit Gegenverkehr nicht gerechnet hatte. Heute war kein Lieferantentag, den Wagen des Lords fuhr er selbst, und der einzige Fremde war in seiner Fahrtrichtung unterwegs. Vom Castle konnte nicht einmal jemand mit einem Handkarren kommen.
    Und plötzlich war der Mercedes da, stand nicht nur im Weg, sondern fuhr direkt auf ihn zu. Zamorra sah im buchstäblich letzten Moment die Rückfahrscheinwerfer. Er trat auf die Bremse, merkte, daß das nicht mehr reichte, und wirbelte das Lenkrad herum. Die fantastische Servolenkung sprach spontan an, nur vertrug der Wagen das gleichzeitige Bremsmanöver nicht und flog Zamorra gewissermaßen aus der Hand. Von der Straße hätte er ohnehin gemußt, weil die kaum breit genug war, daß zwei Kleinwagen aneinander vorbeikamen, geschweige denn zwei Limousinen dieses Formats, aber so wurde sein Ausritt ins Gelände etwas heftiger. Die großen Räder des Phantom pflügten durch relativ weichen Boden. Das verlangsamte das Tempo mehr als die Bremse. Knapp eine Handbreite vor der steilen Böschung, die in den Bach hinab führte, kam das Wohnzimmer auf Rädern weit neben der Brücke zum Stehen.
    Zamorra legte den Rückwärtsgang ein, tastete nach der Handbremse, fand sie nicht am gewohnten Platz und entsann sich, daß der Phantom noch die altertümliche Stockhebelbremse besaß, wie sie in diversen Klein-Lkws noch zu finden war. Als er sie arretiert hatte und ausstieg, gab der Fahrer des schwarzen 450 SEL gerade wieder Gas, rumpelte über die Brücke und entschwand bergauf.
    »Das gibt’s doch nicht!« murmelte Zamorra entgeistert. »War das jetzt ein Attentat auf mich oder nicht? Und woher hat der Knabe geahnt, daß ich gerade in diesem Moment um die Kurve kommen würde?«
    Den Namen des Baches wußte Zamorra zwar nicht, aber er kannte die unbefestigte schmale Privatstraße, die in keiner Karte stand, inzwischen wie seine Westentasche, und er wußte, daß man von oberhalb der Holzbrücke, ganz gleich von welcher Stelle, den Rest der Straße unter keinen Umständen einsehen konnte. Wer hier auf jemand bergwärts fahrenden lauerte, mußte schon Hellseher sein.
    »Ach«, murmelte Zamorra. »Ach, so…?«
    Er besah sich die Furchen, die er mit großen Rädern gepflügt hatte, stieg wieder in den Wagen und startete den Motor. Eine Drehung am Stockhebel löste die Handbremse, und Zamorra manövrierte den riesigen Wagen rückwärts auf den Weg zurück.
    Er war gespannt, mit welcher Erklärung Torre Gerret aufwarten würde -oder ob er Zamorras Vorwurf von vornherein als Hirngespinst abtun würde.
    ***
    Nicole Duval stürmte in die Schankstube. Sie war leer. Aber der Wirt mußte die Tür gehört haben, denn er tauchte nur wenige Atemzüge später auf. »Miß Duval?«
    »Haben Sie ein Zimmer für mich?« stieß Nicole hektisch hervor.
    »Sicher«, sagte Ulluquart. »Aber sie wohnen doch in Cear Llewellyn…«
    »Jetzt nicht mehr!« unterbrach Nicole. »Und mein liebenswerter Chef ist auch nicht mehr mein Chef. Dabei sind wir schon seit so vielen Jahren zusammen… aber daß er das von mir verlangen würde…«
    »Was?« erkundigte sich Ulluquart neugierig wie jeder Friseur, Reporter und Gastwirt.
    »Geht Sie nichts an, Mister Landlord. Bekomme ich nun das Zimmer? Und vorher einen von Ihren schwarzgebrannten Whiskys. Randvoll, ohne Eis.«
    »Mit Eis verpanschen doch nur die Amerikaner und ihre Epigonen den Whisky, und die haben noch nie Trink-Kultur entwickelt. Hier in Schottland bekommt man nicht mal auf Wunsch gegen Aufpreis Eis in den Whisky!« behauptete Ulluquart und schenkte ein. »Ihnen muß ja eine ganz gewaltige Laus über die Leber gelaufen sein. Ich habe eben leider die häßliche Szene durchs Fenster beobachten müssen. Ich möchte Ihnen helfen, wenn ich kann.«
    Nicole trank sparsam am Whisky. Schließlich wollte sie nicht betrunken werden. »Geben Sie mir das Zimmer. Und wenn der Professor zurückkommt, schmeißen Sie ihn raus, diesen Schuft.«
    »Aber warum? Was hat er Ihnen getan?«
    Sie nahm wieder einen Schluck und hoffte, daß er zwischendurch auch mal woanders hinsehen würde, damit sie einen Teil des Whiskys irgendwo unbemerkt verschütten konnte, auch wenn es ihr um das hervorragende Teufelszeug leid tat. »Er hat von mir verlangt, daß ich mit Ihrem neuen Gast ins Bett

Weitere Kostenlose Bücher