0501 - Die Mord-Clique
Wenn sie schlau war, alarmierte sie John Sinclair.
Mable Wouk öffnete die Tür. Es war die Frau mit dem Mörderblick und dem Schraubenzieher in der Hand. Als sie sich wieder umdrehte, blieb sie vor Sarah stehen. Halboffen stand der Mund. »Wir kriegen dich noch!« zischte sie. »Du wirst klein werden, ganz klein.« Sie zeigte es mit Daumen und Zeigefinger an.
»Aber Mable, mach ihr doch keine Angst! Vielleicht wird sie auch bald eine von uns sein. Sei ein wenig freundlicher.« James hatte Mable Wouk angesprochen.
Die aber wollte nicht. »Nein, James, nicht diese Frau. Ich brauche nur in ihr Gesicht und in ihre Augen zu sehen, um erkennen zu können, was mit ihr los ist. Die ist gefährlich, die gibt nicht auf. Die kriegen wir nie hin.«
»Sie ist doch nicht dumm«, widersprach Ellie.
»In diesem Fall ja.«
»Wir werden sehen«, sagte Godfrey. Er schaute zu, wie sich Mable an Lady Sarah vorbeischob. »Öffne die Tür, Sarah.«
Der Horror-Oma blieb nichts anderes übrig, als der Aufforderung zu folgen. Kaum hatte sie die Tür aufgezogen, als eine Automatik reagierte und Licht den Keller erhellte.
Ein normaler Keller war es nicht. Zwar mußte Lady Sarah eine Treppe hinabsteigen, doch die Wände rechts und links zeigten keine weiße Farbe, sie waren mit roten und schwarzen Tüchern verhängt, auf deren Vorderseiten oft genug die Fratze des Teufels durchschimmerte. Das Dreiecks-Gesicht des Höllenfürsten Asmodis.
Lady Sarah schluckte. Jetzt hatte sie den Beweis, daß die sechs Personen tatsächlich dem Satan huldigten.
»Geh immer weiter!« wurde ihr zugeflüstert. »Nur keinen Aufenthalt, bitte sehr. Wir wollen dir noch etwas zeigen…«
Lady Sarah ließ die Stufen mit zitternden Schritten hinter sich.
Ein ziemlich breiter Gang schloß sich an. Auch seine Wände waren verkleidet, der Boden mit einem dunkelroten, seidig schimmernden Teppich ausgelegt, so daß die Füße darin versanken.
Die Decke hatte man schwarz angestrichen. Ein ungewöhnlicher Geruch schwängerte den Keller. Er war nicht süßlich, aber auch nicht ätzend. Eine Mischung aus beidem. Die Quelle des Geruchs bekam Sarah Goldwyn nicht zu sehen, denn sie mußte in einen schmaleren Gang eintreten, an dessen Decke nur eine schmale Lampe brannte.
Der Gang endete vor einer Tür.
»Zieh sie auf!«
Lady Sarah überkam ein Gefühl der Angst und gleichzeitig des Wissens. Sie ahnte, daß sie etwas Schreckliches sehen würde, zögerte noch und spürte die kalte Klinge des Messers an ihrem Hals.
Gleichzeitig hörte sie die Stimme des Blinden.
»Mach schon…«
Da zog sie die Tür auf. Das Licht im Gang reichte aus, um auch den kleinen Kellerraum zu erhellen.
Der aus ihm strömende Leichengeruch schlug Lady Sarah auf den Magen. Sie wollte die Augen schließen, konnte es aber nicht. So sah sie die beiden Toten, die nebeneinander lagen.
Ein kleiner Mann, wohl ein Liliputaner, und neben ihm lag ein junges Mädchen.
Beide waren gewaltsam vom Leben in den Tod befördert worden, und ihre Mörder hatten keine Rücksicht gekannt. Sarah brauchte nur an die Waffen zu denken, mit denen die sechs Personen ausgerüstet waren, um zu wissen, welche Mordinstrumente benutzt worden waren.
Es war James, der sie ansprach. »Hast du jetzt bemerkt, daß wir nicht spaßen, liebe Sarah…?«
»Ja…«
»Wie schön. Von jetzt an wirst du genau das tun, was wir dir sagen, alte Freundin…«
***
Der Dunkle Gral!
Ich konnte noch immer nicht richtig begreifen, daß ich ihn tatsächlich gefunden hatte und er sich jetzt in meinem Besitz befand.
Eigentlich merkwürdig, denn schon seit längerem hatte er in meiner Wohnung gestanden, ohne daß ich gewußt hatte, daß es der Dunkle Gral gewesen war. Ich kannte das gute Stück nur als Kelch des Feuers, doch beide waren identisch!
Hinter mir und meinen Freunden Suko und Bill lag ein Abenteuer, das uns zu einem alten Templer-Friedhof geführt hatte und zu einer Kirche, unter deren Mauern der Dämon Garinga hauste, der erst vernichtet werden mußte, damit ich an den Dunklen Gral herankam.
Ich hatte es geschafft, mit seiner Hilfe und der des Kreuzes Baphomet zu besiegen und seinen menschlichen Diener van Akkeren zu vertreiben.
Ob Baphomet vernichtet worden war, konnte ich nicht behaupten. Jedenfalls hatte er eine schwere Niederlage einstecken müssen, von der er sich nur langsam erholen würde, wenn überhaupt.
Wenn man so etwas hinter sich hat, wie es bei mir der Fall gewesen war, kommt automatisch das Gefühl und das
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